Alle Hobbyköche unter Ihnen werden es wissen: Aus den gleichen Zutaten kann man verschiedenste Dinge zubereiten, damit es jedem schmeckt. Genauso verfährt die automobile Großküche des Volkswagen-Konzerns schon seit gut 50 Jahren. 1972 kam der Audi 80 auf den Markt, aus dem sich ein Jahr später VW den ersten Passat strickte. Aktuell ist es auch nicht anders: Einige Monate nach dem VW ID.4 bringt Audi jetzt den Q4 e-tron auf den Markt. 

Wir konnten nun den Q4 e-tron fahren und zwar als schnittigeren Sportback, eine Karosserieform, die es bei seinen Brüdern ID.4 und Skoda Enyaq noch nicht gibt. Der Dachverlauf knapst hier im Gegensatz zum "normalen" Q4 e-tron bei der Höhe und der Kopffreiheit zwei Zentimeter ab. Praktische Nachteile hat das aber nicht, sofern Sie keine Kühlschränke transportieren, wie ich schon jetzt verraten kann.

Abmessungen und Innenraum

Sehen wir uns zunächst die wichtigsten Daten an. Wie schon angedeutet, nutzen Q4 e-tron, ID.4 und Enyaq die gleiche MEB-Plattform. Und so sind der Audi und der VW mit knapp 4,59 Meter bis auf einige Millimeter gleich lang. Mit 1,86 Meter ist der Q4 e-tron aber um einen Zentimeter breiter als der ID.4. Einen ausführlichen Vergleich mitsamt dem Enyaq finden sie hier.

Auch die Antriebe und Akkus sind identisch: 125 kW (170 PS) plus 55-kWh-Batterie für den Basis-Q4 mit der Ziffer 35. Beim 40er sind es 150 kW gleich 204 PS, während der 50er dank zweier Motoren auf Allradantrieb und 299 PS Systemleistung kommt. Diese beiden Q4 nutzen eine 82-kWh-Batterie (brutto) respektive rund 77 kWh netto.

Bildergalerie: Audi Q4 e-tron 40 Sportback (2021) On-Location

Soweit die Theorie, kommen wir zur Praxis. Zufälligerweise bin ich mit dem 204 PS starken ID.4 nach Ingolstadt gereist, um dort dessen Audi-Pendant in Gestalt des Q4 Sportback 40 e-tron (so die ganz korrekte Bezeichnung) in Empfang zu nehmen. Farbe: Auroraviolett Metallic, dazu S Line außen wie innen. Mein erster Eindruck: Obwohl wie erwähnt einen Hauch breiter als der VW, fühlt sich der Audi weniger massig an.

Vielleicht liegt es am zweckmäßigeren Cockpit des ID.4, aber im Q4 fühle ich mich auf Anhieb wohler. Digitale Rundinstrumente statt eines kleinen Displays und physische Tasten etwa für die Klimatisierung. Das kenne ich schon vom Audi A3 vs. VW Golf und es hat mir schon dort gut gefallen. Zugegeben, innen ist der Q4 nicht unbedingt hochwertiger als der ID.4, aber selbsterklärender. Als Unterschied fällt mir im Audi der separate Tempomat-Hebel auf. Beim VW gibt es Tasten im Lenkrad, was vermutlich dem für den ID.4 wichtigen US-Markt geschuldet ist.

Audi Q4 Sportback 50 e-tron quattro (2021)

Vorne sitze ich in "meinem" Q4 sehr bequem auf Sportsitzen, das kuschligere Gefühl mag auch daran liegen, dass der Audi fahrerorientierter ausgerichtet ist als der VW. Beide eint die gigantische Beinfreiheit im Fond, selbst mit Mütze ist im Audi noch genug Luft über dem Scheitel. Beim Blick nach hinten fällt mir der Heckspoiler auf, der die schräge Heckscheibe teilt. So bleibt unten eine Art Extrafenster, was die Sicht nach hinten verbessert. 535 Liter passen im Normalzustand in den Kofferraum, ein guter Wert.

Antrieb, Reichweite, Verbrauch

Jetzt aber los! Ausnehmend leise setzt sich der Q4 Sportback 40 e-tron in Bewegung und bleibt es auch auf der Autobahn. Bei 160 km/h wird die Fuhre übrigens abgeregelt. Doch bevor ich dorthin komme, blicke ich auf den Bordcomputer: 387 Kilometer Reichweite zeigt er mit voller Batterie an, draußen ist es 25,5 Grad warm. Maximal gibt Audi 534 Kilometer nach WLTP-Zyklus an, der Sportback holt dank besserer Aerodynamik noch einige Kilometer gegenüber dem normalen Q4 raus. Trotzdem muss man für den angegebenen Höchstwert mit feinem Fuß fahren, vermute ich.

Ich will es hier und heute nicht so extrem treiben und auch keine sportlichen Rekorde aufstellen. So wähle ich "auto" als Fahrmodus, der Q4 passt sich also meinem normalen Fahrstil an. Die Klimaautomatik läuft, das Radio auch. Alles so, wie wenn Sie vor oder nach der Arbeit ohne besondere Hintergedanken einsteigen. Ich drücke den Schieber in der Mittelkonsole in "B", um stärker zu rekuperieren als in "D". Wie auch im ID.4 kann der Grad der Rekuperation nicht eingestellt werden, durchgehendes One-Pedal-Fahren ist damit nicht drin.

Audi Q4 e-tron 40 Sportback (2021) On-Location

Trotzdem rekupiert der Q4 sehr gut, vor allem mit dem optionalen Assistenzsystem zum prädikativen Fahren in Verbindung mit der Verkehrszeichenerkennung. Motto: Bald kommt 70 oder ein Ortseingang, geh vom Fahrpedal. Das zahlt sich aus: Nach 70 Kilometer über Stadt und Land stehen 352 Kilometer Restreichweite und ein Verbrauch von 17,0 kWh/100 km.

Die Kraftentfaltung erfolgt angenehm kraftvoll, ohne überfallartig zu geschehen. Zugleich kennt dieser Q4 keine Traktionsprobleme, obwohl mein 40er die Quattro-Option nicht hat. Das Geld dafür können Sie sich also getrost sparen. Auch die 20-Zoll-Felgen (Serie sind 19 Zoll) müssen nicht zwingend sein. Der Abrollkomfort ist zwar okay, doch grobe Schäden im Asphalt werden doch recht straff durchgereicht.

Wirklich gut hat mir die direkt ansprechende Lenkung gefallen. Obwohl es nicht die optionale Progressivlenkung war, ist das Fahren im Q4 viel aktiver als im ID.4. Zusammen mit dem Antrieb vergisst man beinahe, dass der Audi über zwei Tonnen wiegt. Interessant ist das oben und unten abgeflachte Sportlenkrad, in das ich greife. Fest steht: Agil ist er, der Q4. 

Nach drei Stunden Fahrt und etwas Autobahnanteil kehre ich zurück. 145 Kilometer stehen auf dem Bordcomputer und noch 287 Kilometer Restreichweite. Das zeigt, wie hervorragend der Q4 rekuperiert. Mit meinem Testverbrauch von 17,8 kWh liege ich eher am unteren Rand der Spanne, die Audi für den 40er Sportback angibt: 16,8 bis 19,6 kWh laut WLTP. Aufladen kann ich den Wagen mit bis zu 125 kW Leistung. Doch diese Obergrenze soll im Herbst auf 170 kW steigen, besagen Gerüchte.

Das kostet er

Preislich startet der Audi Q4 40 e-tron bei 47.500 Euro vor Prämien, der Sportback kostet 2.000 Euro mehr. Audi erwartet, dass zu dieser Version auch die meisten Q4-Kunden greifen werden. Und vermutlich zu vielen Extras, denn die Aufpreisliste ist enorm lang. Jedoch dürfte der Großteil aller Q4 im Firmenleasing an die KundInnen gebracht werden, Steuervorteil und Prämien inklusive.

Ein Blick auf tagesaktuelle Leasingangebote lohnt sich also. Wer aber nicht unbedingt Audi fahren muss oder will und nur ein 4,60-Meter-Elektro-SUV möchte, sollte sich unbedingt den famosen Hyundai Ioniq 5 näher betrachten.

Fazit:

Der Audi Q4 e-tron kostet zwar gut 3.000 Euro mehr als der VW ID.4, ist aber auch das bessere Auto. Das Außendesign bleibt Geschmackssache, doch innen ist die Bedienung deutlich besser. Zudem fährt sich der Q4 wesentlich agiler und kaschiert seine Masse brillant.

Pluspunkte: das tolle Platzangebot, die sehr gute Rekuperation und die Option der Sportback-Variante. Das 40er-Modell ohne Quattro erweist sich als goldene Mitte im Q4-Portfolio.   

Bildergalerie: Audi Q4 Sportback 50 e-tron quattro (2021)

Audi Q4 Sportback 40 e-tron (2021)

Motor 1 E-Motor
Leistung 150 kW (204 PS)
Max. Drehmoment 310 Nm
Antrieb Hinterradantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h 8,5 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h (abgeregelt)
Länge 4.588 mm
Breite 1.865 mm
Höhe 1.614 mm
Kofferraumvolumen 535 Liter
Leergewicht 2.125 kg (Q4 40 e-tron)
Batterie 82 kWh (brutto) / 76,6 kWh (netto)
Elektrische Reichweite bis zu 534 km (WLTP)
Ladeanschluss bis 125 kW (DC)
Verbrauch 16,8 - 19,6 kWh/100 km (WLTP)
Basispreis ca. 49.500 Euro