Im September 2022 kündigte der chinesische Batteriehersteller Svolt an, dass er ein zweites Batteriezellen-Werk in Deutschland errichten will. Die neue Fabrik sollte in Lauchhammer (Niederlausitz/Brandenburg) entstehen und europäische Kunden beliefern.
Nun hat sich Svolt jedoch anders entschieden. Am Freitag teilte die Firma mit, die neue Fabrik werde nicht gebaut, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldet. Zur Begründung führte Svolt Unsicherheiten im Automobilmarkt, teils drastische Strategieänderungen bei Autoherstellern und ein weggefallenes Kundenprojekt an. Die Landesregierung von Brandenburg reagierte mit Bedauern.
Bei dem jetzt gestrichenen Standort in Lauchhammer sollte es sich um ein so genanntes Brownfield-Projekt handeln. Während bei einem Greenfield-Ansatz eine Fabrik neu "auf der grünen Wiese" aufgebaut wird, wird bei der Brownfield-Methode ein bestehendes Werk umgebaut. Im Fall von Svolt war das eine Produktion von Rotorblättern vom Windrad-Spezialisten Vestas. Ende August 2022 kaufte Svolt das Werk inklusive Gebäude und Infrastruktur.
Ein Großteil der bestehenden Hallen sollte weiter genutzt werden. Es seien aber auch Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen nötig, die "zeitnah" realisiert werden sollten, hieß es im Herbst 2022. Das Werk sollte Anfang 2025 fertig sein und eine Jahreskapazität von 16 Gigawattstunden haben. Das Investitionsvolumen wurde nicht bekannt gegeben.
Bereits Ende 2020 hatte Svolt eine Batterieproduktion im Saarland angekündigt. Sie sollte aus einer Zellfabrik in Überherrn und einer Modul- und Batteriefertigung in Heusweiler bestehen. Für das Projekt wollte Svolt etwa zwei Milliarden Euro investieren; die Jahreskapazität wird bei 24 GWh liegen. Den Standort in Heusweiler will das Unternehmen nicht fallenlassen, auf der Kippe steht jedoch der Standort in Überherrn.
Das Werk sollte eigentlich schon 2023 fertig sein, doch der Produktionsstart verschob sich deutlich. Erst 2027 oder 2028 wäre es so weit, hatte die Saarbrücker Zeitung im September 2022 unter Berufung auf einen Svolt-Sprecher geschrieben. Der Bau dauere länger als geplant, hieß es zur Begründung.
Mit dem Werk in der Lausitz wollte Svolt "die Kundenerwartungen erfüllen", das heißt, durch dieses Werk wollte man die abgeschlossenen Lieferverträge einhalten. Welche Kunden mit welcher Art von Zellen beliefert werden sollten, wurde nicht bekannt gegeben. Als einziger Svolt-Kunde ist bislang der Stellantis-Konzern bekannt: Die LFP-Batterie im Citroen e-C3 stammt von Svolt.
Langfristig sollten die in Lauchhammer produzierten Batteriezellen unter anderem in Heusweiler weiterverarbeitet werden; vermutlich sollten sie dort zu Modulen und fertigen Batteriepaketen zusammengepackt werden.
Für Brandenburg hatte sich Svolt entschieden, weil dort in den letzten Jahren ein Zentrum für Elektromobilität mit vielen Firmen aus der Lieferkette entstanden sei. In direkter Nachbarschaft liege ein Werk der BASF, die seit Ende 2021 mit Svolt bei Batteriematerialen und Recycling kooperiert. Lauchhammer liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Dresden; das Tesla-Werk in Grünheide ist etwa 140 Auto-Kilometer entfernt.
Svolt ist als Spin-off des chinesischen Autoherstellers Great Wall entstanden. Anfang 2021 stellte die Firma eine cobaltfreie Batteriezelle (NMX-Zelle) vor, die weltweit in Serie produziert wird. Sie soll nicht nur wesentlich nachhaltiger, sondern auch kostengünstiger als klassische NMC-Zellen (mit Nickel-, Mangan- und Cobaltoxiden in der Kathode) sein. Zudem präsentierte Svolt 2022 eine Festkörperbatterie-Zelle mit einer Speicherkapazität von 20 Amperestunden sowie eine LFP Batterie für hohe Ladeleistungen.