Bei der Mercedes-Hauptversammlung hat Konzernchef Ola Källenius die Elektrifizierungsziele etwas nach hinten verschoben. Bisher wollte das Stuttgarter Unternehmen 2025 die Hälfte seiner Fahrzeuge als Plug-in-Hybrid oder Elektroauto verkaufen. Nun verschiebt sich dieses Ziel auf 2026.
In seiner Rede bei der Hauptversammlung sagte Källenius laut Automobilwoche: "Bis Mitte des Jahrzehnts sollen Elektroautos (BEVs) und Plug-in-Hybride 50 Prozent ausmachen. Stand heute bedeutet Mitte des Jahrzehnts: 2026." In der Tat lässt die Formulierung "Mitte des Jahrzehnts" Interpretationsspielraum, denn es bleibt offen, ob das Jahrzehnt 2020 begann oder 2021.
Nach wie vor will Mercedes bis 2030 eine reine Elektromarke sein, wobei man hier Plug-in-Hybride ausschließt. Mit dem Zusatz "wo immer die Marktbedingungen es zulassen" hält sich Mercedes ein Hintertürchen offen, doch vermutlich bezieht sich das auf weniger entwickelte Länder in Osteuropa, Südamerika oder Afrika.
2022 sei die Zahl der verkauften BEVs mehr als verdoppelt worden, sagte Källenius. Allerdings lag der BEV-Anteil am Gesamtabsatz im letzten Jahr ohne Smart bei ernüchternden 5,8 Prozent. Im Jahr 2023 will Källenius den BEV-Anteil auf 10 Prozent steigern, was im ersten Quartal schon erreicht worden sei.

Mas neueste und teuerste Elektromodell von Mercedes: Der Maybach EQS 680 SUV
Die Zahl von 5,8 Prozent ist auch deshalb ernüchternd, weil Mercedes nicht weniger als zehn Elektromodelle im Programm hat: Neben den Verbrenner-Derivaten EQA, EQB, EQC, EQT, EQV/eVito und eSprinter sind das die vier Modelle auf Basis der Elektroplattform EVA2: EQE, EQE SUV, EQS und QEQA, EQB, EQC sowie EQE und EQS SUV.
Wie die Automobilwoche in einem separaten Artikel erklärt, hat die Sternmarke damit die meisten BEV-Modelle unter den deutschen Premiummarken. BMW hat mit iX1, iX3, iX sowie i4 und i7 bisher fünf Modelle auf dem Markt, während Audi mit drei Modellen (Q4 e-tron, Q8 e-tron und e-tron GT) hinterherhinkt. Bei BMW betrug der BEV-Anteil im Jahr 2022 immerhin 8,2 Prozent, Audi kam auf 7,3 Prozent.

So könnte die neue EQA Limousine auf Basis von MMA aussehen
Doch die Karten werden ab 2024 neu gemischt. Dann will Mercedes mit der Einführung der Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA) beginnen, die Kompaktfahrzeuge wie den nie neue EQA Limousine tragen wird und 800-Volt-Systeme unterstützt. Einen Ausblick auf MMA will Mercedes auf der IAA im September geben, versprach Källenius in seiner Rede (Manuskript als PDF). Bereits bekannt ist, dass MMA electric first, aber nicht electric only ist. Ob auch Verbrenner auf dieser Basis entstehen,
Ein Jahr später startet die Plattform MB.EA, die nur noch Elektroantriebe zulässt, also electric only ist. Darauf werden Fahrzeuge ab der Mittelklasse basieren – ein elektrisches Äquivalent zur C-Klasse fehlt Mercedes ja noch.
Aber auch die Premium-Konkurrenz schläft nicht. Audi führt noch dieses Jahr mit dem Q6 e-tron das erste Derivat auf Basis der Premium Platform Electric (PPE) ein, während die Modelle auf Basis der Scalable Systems Platform (SSP) noch bis etwa 2028 auf sich warten lassen werden.
Bei BMW startet 2025 die Neue Klasse mit einem Elektro-Dreier, der wahrscheinlich i3 heißen wird, und einem entsprechenden SUV. Diese Modelle werden schon die neuen zylindrischen Batteriezellen der Größen 4695 und 46120 haben, die mit 46 Millimeter den gleichen Durchmesser haben wie die 4680-Zellen von Tesla, mit 95 bzw. 120 mm aber noch länger sind.