Dass der deutsche Umweltbonus missbraucht wird, ist schon seit Längerem klar: Man kann ein Elektroauto in Deutschland kaufen und dabei die Förderung von bis zu 9.570 Euro einstreichen. Nach Abwarten der Mindest-Haltefrist von sechs Monaten verkauft man das Auto dann im Ausland mit Gewinn weiter. Neue Zahlen zeigen, dass dies nicht nur in Einzelfällen vorkommt.  

Manche Händler bieten Kundinnen und Kunden an, einen Tesla für sechs Monate gratis zu fahren: Der Händler verspricht dabei, den Wagen nach dem halben Jahr Haltefrist zum Neupreis abzüglich dem Umweltbonus zu übernehmen. Die meisten zurückgegebenen Autos sollen dann ins Ausland weiterverkauft werden, berichtet Teslamag. Nach einem Tweet des Automobil-Analysten Matthias Schmidt sind davon fast ein Viertel der in Deutschland verkauften Tesla-Modelle betroffen:  

 

Wie Schmidt schreibt, verblieben von den etwa 98.000 Teslas, die in den letzten zehn Jahren (bis zum 1. Juli) in Deutschland zugelassen wurden, nur rund 77.000 im Lande. Die Differenz von etwa 21.000 Autos wurde offenbar exportiert. Diese Zahlen hat Schmidt vermutlich ermittelt, indem er die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamts (KBA) mit den Daten zum Kraftfahrzeugbestand verglich. 

Schmidt schreibt vom Export in Länder mit hohen Verkaufssteuern. Ein bevorzugtes Ziel für die Missbrauchs-Masche ist offenbar Dänemark. Denn dort ist zum Beispiel das neue Tesla Model Y mit Hinterradantrieb spürbar teurer als bei uns. Laut Konfigurator wird für die Version mit den serienmäßigen 19-Zöllern ein Barzahlungspreis von 449.990 Kronen verlangt; umgerechnet sind das 60.511 Euro. Bei uns wird für das gleiche Modell ein Barzahlungspreis von 54.970 Euro verlangt, also etwa 6.000 Euro weniger.

Im kommenden Jahr wird nach den Plänen der Bundesregierung die derzeitige Förderung modifiziert. Statt bis zu 6.000 Euro vom Staat wird es ab 2023 nur noch maximal 4.500 Euro; die Förderung für Plug-in-Hybride entfällt ganz. Um den Missbrauch zu erschweren, wird wohl auch die Haltefrist von sechs auf zwölf Monate verdoppelt. Die Förderung sollen künftig außerdem nur noch private Kundinnen und Kunden erhalten, gewerbliche Käufer und Käuferinnen gehen künftig leer aus.  

Schon im Februar hatte das Center for Automotive Management (CAM) berechnet, dass die Tricks mit dem Umweltbonus den deutschen Steuerzahler dreistellige Millionenbeträge kosten. Auch das CAM hatte Zulassungs- und Bestandsdaten verglichen. Von Januar bis September 2021 wurden danach 236.695 Elektroautos neu zugelassen, doch der Bestand stieg nur um 207.435 Fahrzeuge. 29.260 Autos oder rund 12 Prozent fehlten also – diese Fahrzeuge wurden offenbar exportiert. Bei Tesla lag die vom CAM berechnete Quote sogar bei 18,5 Prozent. Die neuen Zahlen von Schmidt zu Tesla sind mit 21 Prozent sogar noch etwas höher.