Das erste in Afrika entwickelte Elektroauto will die neue anglo-marokkanische Firma Atlas E-Mobility auf den Markt bringen. Atlas hat seinen Hauptsitz in London, will das Auto aber in Marokko entwickeln und auch dort produzieren – und zwar in einem bereits bestehenden Werk.

Dem Bild nach, das die Firma mit ihrer Ankündigung verschickt, handelt es sich bei dem geplanten E-Auto um einen Crossover. Man werde es "unter Verwendung einer bewährten Elektroauto-Architektur eines etablierten OEMs" entwickeln. Das Fahrzeug soll hochwertig, erschwinglich und von marokkanischem Design inspiriert sein. Die Produktion ist für 2026 geplant, 2027 soll das noch namenlose Modell dann auf den Weltmarkt kommen. Gedacht ist es für die Kundschaft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA). 

Der Schriftzug und das Logo von Atlas E-Mobility

Logo und Schriftzug von Atlas E-Mobility

Atlas wurde im Jahr 2021 von Mohammed Yehya El Bakkali und Mohammed Hicham Senhaji Hannoun "mit umfangreichen privaten Mitteln" gegründet. Man verfüge über "hochmoderne Produktionsanlagen" in Marokko. Die Gründer hätten ein Verständnis für die Probleme von E-Autos in Schwellenländern, insbesondere durch die fehlende Lade-Infrastruktur. Deshalb soll die Firma auch Technologien zur Erhöhung der Reichweite sowie Batterie- und Ladenetzwerke entwickeln.

Das Unternehmen will demnächst einen Beirat gründen, dem "weltweit anerkannte Experten aus verschiedenen Schlüsselbereichen" angehören sollen, darunter auch ausgewiesene Auto-Fachleute.

Die beiden Gründer von Atlas: Firmenchef Yehya El Bakkali (links) und Hicham Senhaji Hannoun, der Technik-Chef

Die beiden Gründer von Atlas: Firmenchef El Bakkali (links) und Senhaji Hannoun, der Technik-Chef

El Bakkali, Mitbegründer und Chef der Firma, sagte: "Wir sind der Meinung, dass Afrika von den Unternehmen bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge ignoriert wird. Niemand sollte jedoch die Entschlossenheit des Kontinents unterschätzen oder seine Fähigkeit anzweifeln, weltweit führende kohlenstofffreie technologische Lösungen zu entwickeln."

Atlas sei gegründet worden, um den marokkanischen Unternehmungsgeist, den technischen Erfindungsreichtum des Landes und seine Expertise in der Fahrzeugherstellung zu nutzen, so der Atlas-Chef weiter. Das Fahrzeug soll "einen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Nutzen für Afrika und darüber hinaus" bringen.

Technik-Chef und Mitbegründer Senhaji Hannoun ergänzte: "Wir unterschätzen weder die Größe noch die Komplexität des Vorhabens, das erforderlich ist, um die Ära der von fossilen Brennstoffen abhängigen Mobilität in Afrika zu beenden." Die Entwicklung eines Elektroautos allein werde dazu nicht reichen. Deshalb werde man mit Partnern auch an der Ladeinfrastruktur arbeiten.

In den letzten 20 Jahren sei Marokko als Produktionszentrum für globale Automarken schnell gewachsen. Atlas werde diese Entwicklung "auf die nächste Stufe bringen", indem man ein afrikanisches Elektroauto in die Welt exportieren werde.

In Marokko würden jährlich ähnlich viele Autos wie in Italien hergestellt werden, schreibt Atlas. So wurden letztes Jahr fast 465.000 Fahrzeuge dort produziert. Das entspreche fast einer Versiebenfachung gegenüber dem Jahr 2011.

Marokko verfüge über eine Produktionskapazität von 700.000 Fahrzeugen pro Jahr und strebe 1,5 Millionen an. Mehr als 250 Unternehmen seien in der Autobranche tätig, darunter die Renault-Gruppe und Stellantis sowie KMU und diverse Technologie-Start-ups.