Da ist er nun, der Fiat 500 mit Elektroantrieb. Aber Moment, gab es das nicht schon mal? Jawohl, aber dafür müssen wir bis 2013 zurückgehen und nach Kalifornien blicken, denn dort wurde der in Mexiko produzierte Fiat 500 Electric angeboten - mit einer Reichweite von 160 Kilometern.
2020 kam der Elektro-500er nun endlich bei uns in Europa an. Allerdings hat er außer dem Namen nichts mit seinem transatlantischen Vetter gemein. Dies ist eine ganz neue Generation des Fiat 500; es gibt den Wagen ausschließlich mit Elektroantrieb, und er wird (zumindest für eine gewisse Zeit) parallel zum normalen Fiat 500 angeboten, der seit 2015 im Katalog steht. Da Fiat den Wind der Elektrifizierung erst spät gespürt hat, muss sich der neue 500 e nun etlichen Wettbewerbern stellen. Kommt der 500 e also zu spät? Wir haben ihn getestet.
Exterieur: Deutlich größer und ziemlich schick
Unser erster Eindruck war: Das ist nicht mehr der "Joghurtbecher" von einst. Er ist ganz schön gewachsen. Die neue Generation ist sechs Zentimeter länger und sechs Zentimeter breiter, was bei einem nur 3,63 Meter langen Auto nicht wenig ist.

Davon abgesehen ist der 500 e immer noch ein Fiat 500 mit einem netten Gesicht und einer schicken Retro-Optik. Die neue Interpretation des Designs ist gelungen, von den raffinierten Scheinwerfern, die jetzt zweiteilig sind und mit LED-Technik arbeiten, über die leicht hervorstehenden Blinker an den vorderen Kotflügeln, bis zur matten Lackierung unseres Testwagens. Chromteile und große 17-Zoll-Felgen geben unserem Auto einen schicken und selbstbewussten Auftritt.




Cockpit: Modern und mit guten Materialien
Auch innen ist der 500 e eine Revolution. Er ist modern geworden. Denn was wir zuerst bemerken, sind die Displays, eines für die Instrumente, das andere fürs Infotainment. Kein runder Tacho mehr. Nur die Hutze über den Instrumenten erinnert noch an den alten 500. Es gibt aber auch noch ein paar Tasten: eine Reihe oben für die Klimatisierung und eine unten für die Fahrmodi P, R, N und D. Das abgerundete Element, das sich über die gesamte Breite des Armaturenbrett erstreckt, vermittelt den Eindruck, in einem größeren Auto zu sitzen: sehr gelungen.

Auch in Bezug auf Verarbeitung und Materialien macht der 500 e einen Sprung nach vorne. Hier sind wir im Premium-Bereich. Und überall gibt es viel Stauraum, so zum Beispiel in der Mittelarmlehne. Außerdem ist der Boden zwischen den beiden Vordersitzen fast völlig flach, so dass man dort zum Beispiel eine Handtasche verstauen kann. Das Loch in der Mitte des Armaturenbretts eignet sich perfekt zur Aufbewahrung des Smartphones, das dort per Induktion aufgeladen wird. Sehr praktisch.
Alltagstauglichkeit: Wenig Platz im Fond
Eine Randbemerkung ist das Fehlen eines Lautstärkereglers wert. Es gibt zwar einen, aber der befindet sich rechts hinter dem Lenkrad. Außerdem gibt es ein paar Tasten am Lenkrad zu viel.
In Sachen Alltagstauglichkeit jedoch bleibt der Wagen ein Fiat 500. Im Fond scheint es etwas mehr Ellbogenfreiheit zu geben, aber die Beinfreiheit hinten bleibt minimal. Auch der Zugang zum Fond ist schwierig. Bei dem letztgenannten Punkt bietet der 500 Abhilfe in Form der 3+1-Version mit einer gegenläufig öffnenden Tür hinten.


Der Kofferraum bietet 185 Liter, wie beim normalen Fiat 500 der alten Generation. Die Sitzbank unseres Testfahrzeugs lässt sich im Verhältnis 50/50 umklappen. Der sich dann ergebende Ladeboden ist nicht wirklich eben. Immerhin nimmt ein doppelter Boden im Kofferraum das Ladekabel auf.
Antrieb und Fahrwerk
Schon nach wenigen Metern fragt man sich, warum der Fiat 500 nicht früher auf Elektroantrieb umgestellt wurde. Man spürt sofort die Unterschiede zum konventionellen Fiat 500. Natürlich gibt es keine Motorgeräusche mehr, aber vor allem ist das Auto offenbar gut schallisoliert, auch wenn einige Windgeräusche von hinten kommen.

Bei unserem Testmodell handelt es sich nicht um die Einstiegsversion mit 70 kW und 24-kWh-Akku, sondern um die stärkere. Auf der Speisekarte stehen 87 kW (118 PS) sowie 220 Newtonmeter Drehmoment, die auf die Vorderräder übertragen werden. Der 42-kWh-Akku sorgt für rund 300 Kilometer Reichweite.
Der 500 e bietet sehr komfortable Fahreigenschaften, das Auto wirkt lebhaft, die Lenkung präzise. So huscht man noch leichter durch die Stadt als mit dem normalen 500er.
Wir probieren die verschiedenen Fahrmodi aus, die man neben der elektrischen Feststellbremse wählt. Der Range-Modus verstärkt die Rekuperation, so dass man zum Verlangsamen nur den Fuß vom Gas nehmen muss. Die Bremse wird kaum mehr gebraucht. Diese Funktion ist in der Stadt besonders praktisch. Man lernt schnell die richtige Dosierung und kommt dann immer an der richtigen Stelle zum Stehen. Nach dem Zurückwechseln in den Normal-Modus sollte man jedoch vorsichtig sein - die schwächere Rekuperation kann einen überraschen.
Wir konnten die Reichweite nicht bis zum letzten Elektron testen, aber der Elektro-Fiat-500 dürfte leicht zwischen 200 und 250 Kilometer schaffen. Und das, obwohl die Außentemperatur bei unserer Testfahrt nicht höher als 5 Grad war.
Fazit
Der neue Fiat 500 e ist ästhetisch sehr gelungen und er wirkt, als wäre er von Anfang an für den Elektroantrieb ausgelegt gewesen. Da er etwas größer als die ältere Generation ist, ist auch das Innenraumangebot ordentlich. Das Fahrverhalten ist sehr gut, das Auto macht Spaß und ist angenehm zu fahren. Dies ist zweifellos der bisher beste Fiat 500.
Was die Preise angeht, so startet der Fiat 500 mit Elektroantrieb bei 23.560 Euro (deutscher Listenpreis, mit 19% Mwst.). Für diesen Preis erhalten Sie die Action-Version mit der kleinen 24-kWh-Batterie und einer angegebenen Reichweite von 180 km (WLTP). Für die 42-kWh-Version zahlt man mindestens 27.560 Euro.
+ schicke Optik
+ viel Fahrspaß, komfortables Fahrwerk
+ hohe Reichweite bei der 42-kWh-Version
- schlechte Sicht seitlich nach hinten
- kleine und schwer zugängliche Rücksitze
- hoher Preis
Bildergalerie: Fiat 500 e (2020)
Fiat 500 e 42 kWh Passion