Mercedes entwickelt zusammen mit dem ProLogium eine Festkörperbatterie (Solid State Battery, SSB). Um die bereits seit 2016 bestehende Kooperation zu festigen, beteiligt sich der Autohersteller mit einem "hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag" an taiwanesischen Batteriespezialisten und erhält im Gegenzug einen Sitz im ProLogium-Vorstand.
Die ersten gemeinsam entwickelten Festkörperakkus sollen bereits in wenigen Jahren in Testfahrzeugen zum Einsatz kommen. Wenn wir richtig verstehen, könnten die Batterien schon in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts (also frühestens ab 2024, da das Jahrzehnt im Jahr 2020 begann) in Serienautos eingesetzt werden.
ProLogium wurde 2006 gegründet und ist weltweit das erste Unternehmen, das Festkörper-Lithium-Keramik-Batterien in Serie produziert. Dabei handelt es sich allerdings noch um eine Pilotproduktion. Auf dieser automatisierten Produktionslinie (siehe Video unten in diesem Artikel) wurden bereits rund 8.000 Zellmuster zur Erprobung und Modulentwicklung für globale Automobilhersteller gefertigt.
ProLogium hat laut Website bereits vier verschiedene Festkörper-Produkte entwickelt: eine flexible Zelle, eine Pouch-Zelle, ein Batteriemodul sowie ein ganzes Batteriepaket aus Festkörperzellen. Alle Produkte setzen offenbar auf eine Keramik als Festelektrolyt.
"Bei ProLogium glauben wir, dass innovative Technologie durch die Skalierbarkeit der Produktion unterstützt werden muss," ergänzt ProLogium-Chef Vincent Yang. "Wir freuen uns darauf, unser neues Werk bis Ende 2022 hochzufahren und gemeinsam mit unseren Kunden auf eine erfolgreiche Massenproduktion hinzuarbeiten."
Mit dem neuen Werk ist offenbar die Fabrik gemeint, die ProLogium bis Ende 2022 in der Nähe von Taipeh fertigstellen will. Diese soll Zellen im Gigawattstunden-Maßstab fertigen. Danach sollen Fertigungskapazitäten weltweit aufgebaut werden. Mercedes schreibt, mit der Kapitalbeteiligung wolle man auch beim "geplanten Aufbau von Produktionskapazitäten des Partners in Europa" helfen.
Von Festkörperakkus erwartet sich Mercedes unter anderem niedrigere Kosten und eine höhere Energiedichte. Die Speicherkapazität kann sich gegenüber heutigen Batteriezellen mit Flüssigelektrolyt nahezu zu verdoppeln, glaubt der Autohersteller.
Bei allem Enthusiasmus in Sachen SSB: Ganz im eigenen Haus entwickeln will Mercedes jedoch keinen Festkörperakku.
"Im Bereich der Feststofftechnologie arbeitet Mercedes-Benz mit Partnern zusammen, um Batterien mit noch höherer Energiedichte und Sicherheit zu entwickeln." (Mercedes)
Deshalb kooperiert Mercedes hier nun sogar mit zwei Partnern: Im Dezember war eine Kooperation mit dem US-Spezialisten Factorial bekannt gegeben worden, nun verstärkt Mercedes die Zusammenarbeit mit ProLogium.
Auch VW, BMW, Hyundai oder Stellantis kooperieren bei der Entwicklung von SSBs mit Batteriespezialisten wie QuantumScape, Factorial, SolidPower, SES und anderen. Dagegen entwickelt Toyota eine eigene SSB, genauso wie Nissan.
Das folgende englischsprachige Video ist zwar etwas werbelastig, zeigt aber die automatisierte Pilotproduktionslinie von ProLogium recht gut:
Quelle: Mercedes