Munro Vehicles ist Schottlands einziger Autohersteller. Im Dezember 2022 stellte die Firma ihr erstes Fahrzeug vorgestellt, den Munro Mk_1. Nun wurde der Elektro-Geländewagen auf der Low Carbon Agriculture 2023 Show im britischen Stoneleigh gezeigt, und es gibt Preise sowie ausführliche Daten.  

Der Munro MK_1 wurde in Großbritannien entwickelt, und dort wird er auch gebaut. Er soll der weltweit leistungsfähigste vollelektrische Geländewagen sein. Benannt ist der Munro übrigens nach einem schottischen Berg.

Munro Mk 1

Der Munro ist 4,59 Meter lang und 2,01 Meter hoch

Das Auto verfügt über beste Voraussetzungen für Offroad-Abenteuer. Dazu gehören ein Leiterrahmen-Chassis, eine serienmäßige Mitten-Differenzialsperre und optionale Sperrdifferenziale an Vorder- und Hinterachse. Außerdem gibt es ein Zweigang-Verteilergetriebe. Auch die Geländedaten sind beeindruckend: Die Bodenfreiheit liegt bei 480 Millimetern, die Wattiefe bei 800 mm, die Böschungswinkel vorn und hinten sind 84 und 51 Grad, der Rampenwinkel wird mit 148 Grad angegeben.

Auch als Lastesel lässt sich der Munro verwenden: Für ein Elektroauto sind auch die dazu gehörigen Daten beeindruckend: Die Nutzlast beträgt eine Tonne, die Anhängelast 3,5 Tonnen. Im Laderaum hat auch eine Europalette Platz.

Nach der Website von Munro gibt es drei Varianten; alle haben einen Allradantrieb auf Basis eines einzigen Axialflussmotors, der seine Kraft direkt an die zentrale Differenzialsperre überträgt. Außerdem gibt es zwei verschiedene Batterien:

  Utility Range Performance
Antrieb 220 kW / 600 Nm 220 kW / 600 Nm 280 kW / 700 Nm
0-100 km/h 7,6 Sek. 7,6 Sek. 4,9 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 129 km/h 129 km/h 129 km/h
Stromverbrauch 27,6 kWh/100 km 27,6 kWh/100 km 27,6 kWh/100 km
Akku brutto/netto 61 / 57 kWh 82 / 76 kWh 82 / 76 kWh
Reichweite 181-227 km 245-275 km 245-275 km
Aufladen 6,6 kW AC, 70 kW DC 6,6 kW AC, 94 kW DC 22 kW AC, 94 kW DC
Preis in Großbritannien 59.994 Pfund 71.994 Pfund 83.994 Pfund
Preis umgerechnet 67.364 Euro 80.826 Euro 94.314 Euro
Auslieferungsstart 2024 2023 2023

Beim Elektromotor hat man die Wahl zwischen 220 und 280 kW. Der stärkere Antrieb wird nur im Performance-Modell offeriert; er ermöglicht einen Tempo-100-Sprint in 4,9 Sekunden. Das für einen Offroader natürlich wesentlich wichtigere Drehmoment liegt hier bei 700 Newtonmetern.

Munro Mk 1

Die Akkus haben eine NCM-Chemie, das heißt, für die Kathode werden Nickel-, Cobalt- und Manganoxide verwendet. Die Basisversion hat einen 57-kWh-Akku für maximal 227 Kilometer Reichweite, die anderen beiden Varianten bieten 76 kWh netto für maximal 275 km Reichweite. Um Normangaben handelt es sich dabei offenbar nicht; die genannten Spannen beziehen sich auf schlechte bzw. optimale Bedingungen. Im Gelände soll man mit dem großen Akku 16 Stunden lang fahren können.

Aufgeladen wird die große Batterie mit bis zu 94 kW Gleichstrom (DC), die kleine mit bis zu 70 kW. Damit soll man beide Batterien in 36 Minuten von 15 auf 80 Prozent bringen können. Die beiden günstigeren Varianten lassen sich laut Datenblatt nur mit 6,6 kWh Wechselstrom (AC) laden, die Topversion mit bis zu 22 kW. 

Munro entschied sich für einen Axialfluss-Elektromotor; diese Bauform gilt allgemein als besonders drehmomentstark. Außerdem konnte das Gewicht im Vergleich zu einem konventionellen Radialflussmotor um die Hälfte reduziert werden – von 80 auf 40 Kilo. Außerdem kann die Einheit zwischen den beiden Vordersitzen vor der Stirnwand untergebracht werden. Dies führt zu einer Gewichtsverteilung von nahezu 50:50 zwischen Vorder- und Hinterachse, was die Agilität im Gelände verbessert.

Während die meisten Elektromotoren bis zu 15.000 Umdrehungen pro Minute erreichen und daher ein Untersetzungsgetriebe benötigen, dreht der Axialmotor des Munro nur bis auf 5.000 bis 8.000 U/min. Diese relativ niedrige Drehzahl macht ein Untersetzungsgetriebe und das damit verbundene zusätzliche Gewicht überflüssig – die Kraft gelangt direkt vom Motor zum Verteilergetriebe. Durch das Zweigang-Untersetzungsgetriebe kann der Motor immer am günstigsten Betriebspunkt arbeiten. So bietet er bei niedrigen Drehzahlen einen viel höheren Wirkungsgrad als ein Radialflussmotor, erklärt Munro.

Munro Mk 1

Das Batteriepaket des Fahrzeugs besteht aus 35 Lithium-NMC-Batteriemodulen, die in drei Aluminiumkästen unter dem Fahrzeug untergebracht sind. So können sie bei Bedarf schnell, bequem und kostengünstig ausgetauscht werden. Das Thermomanagement mit integrierter Wärmepumpe steigert die Effizienz. Munro garantiert 80 Prozent der Energiekapazität für mindestens acht Jahre oder 100.000 Meilen.

Außerdem bietet der Munro ein mechanisches "Hochleistungsbremssystem". Durch die Verwendung von unbelüfteten statt belüfteten Bremsscheiben wird ein möglicher Leistungsabfall aufgrund von Schlamm vermieden, der die Belüftungsräume in den Bremsscheiben verstopft.

Munro Mk 1

Das robust und einfach gestaltete Armaturenbrett verfügt über ein Infotainmentsystem im Doppel-DIN-Format, das als kostenlose Option angeboten wird und vollständig mit Android Auto und Google CarPlay kompatibel ist. Die Schalter sollen mit Handschuhen bedient werden können; das Interieur ist so wasserfest, dass das gesamte Fahrzeug innen ab Hüfthöhe mit Wasser abgewaschen werden kann. 

Es gibt zwei seitliche Frontfächer, die der Hersteller als "Satteltaschen" bezeichnet. Darin kann alles verstaut werden, was der Fahrer benötigt, seien es Ladekabel, größere Werkzeuge oder Ausrüstung für nasses Wetter.

Das 12-Volt-Bordnetz verfügt über verschiedene Gleichstrom-Konverter für den Anschluss von Winden, Lichtleisten und dergleichen. Zusätzlich zu zwei USB-C-Steckdosen und zwei Ablagen fürs kabellose Laden von Handys ist der Munro mit zwei dreipoligen Haushaltssteckdosen ausgestattet.

Für den Vertrieb will Munro "eine Reihe von Vertretern" auswählen, aber kein eigenes Händlernetz aufbauen. Der Hersteller gewährt fünf Jahre Garantie (bis 100.000 Meilen). Dabei hat die Kundschaft das Recht, Reparatur und Wartung selbst zu übernehmen oder andere Firmen zu beauftragen, ohne dass die Garantie erlischt.

Im Jahr 2024 will Munro eine neue Produktionsstätte in Zentralschottland aufbauen und dort 300 neue Arbeitsplätze schaffen. Die Fahrzeuge werden auch für den weltweiten Export ab Werk angeboten, wenn Zulassung und Registrierung in der Heimat der Kundschaft möglich ist, so Munro.

Bildergalerie: Munro Mk_1 (2023)