Auf der Münchner IAA vor einem Jahr wurde der Mercedes EQG als Designstudie gezeigt, im Jahr 2024 wird die Elektroversion der Mercedes G-Klasse starten, und zwar mit traditionellem Leiterrahmen und vier Elektromotoren. Soweit war das bekannt, doch nun gibt es neue Informationen zu dem Modell. 

So soll der EQG zur neuen Submarke Mercedes-G gehören, berichtet Autocar. Eine Mercedes-Benz G GmbH existiert bereits, wie aus der LinkedIn-Präsenz des Geschäftsführers Emmerich Schiller hervorgeht.

Wie bekannt, basiert der Wagen nicht etwa auf der Elektroplattform EVA (wie Mercedes EQS & Co), sondern auf der aktuellen G-Klasse mit dem Kürzel W463. Wie beim Verbrenner-Modell ist der Leiterrahmen an acht Punkten mit der Karosserie verbunden. Dazu kommt eine Luftfederung. So soll der EQG auf der Straße wie im Gelände mindestens so gut sein wie das Modell mit Verbrenner.

Bildergalerie: Mercedes EQG (Prototyp)

Die von Mercedes veröffentlichten Bilder zeigen wenig Neues, bieten aber faszinierende Offroad-Szenen. Zu den optischen Besonderheiten des EQG gegenüber der G-Klasse sollen ein anderer Frontstoßfänger und ein geschlossener Grill gehören. Anstelle des klassischen Reserverads an der Hecktür gibt es wie bei der Studie von 2021 eine Box, die die Ladekabel aufnimmt. Einen Frunk hat der EQG genauso wenig wie die G-Klasse.

Mercede Concept EQG

Die Studie von 2021

Der Antrieb besteht aus vier Elektromotoren; jeder treibt ein Rad an. Um Radnabenmotoren (wie wir letztes Jahr voreilig berichteten) handelt es sich aber offenbar nicht, die E-Motoren befinden sich weiter innen an der Achse. Und in der Tat, 2021 schrieb Mercedes nichts von Radnabenmotoren, sondern nur von radnahen Motoren: 

"Mit vier radnahen und individuell ansteuerbaren Elektromotoren wird das Fahrzeug sowohl on- als auch offroad einzigartige Fahreigenschaften bieten." (Mercedes)

Bei Mercedes wurde der ungewöhnliche und recht teure Antrieb im Vorfeld heiß diskutiert. Aber ein Allradantrieb auf Basis von zwei E-Motoren würde Differenzialsperren nötig machen, womit man sich eine (unglückliche) Kombination aus Elektronik und Mechanik einhandeln würde. Und mit einem Motor vorne und zwei hinten bekäme man im Gelände nicht die volle Performance. So entschied man sich für das Vier-Motoren-Layout.

Jeder Elektromotor treibt dabei das zugeordnete Rad über ein Zwei-Gang-Getriebe an. Der Grund dürfte sein, dass so eine Untersetzung möglich wird. In der G-Klasse wird einfach die Untersetzung eingeschaltet, und man rollt langsam und kontrolliert auch sehr steile Berge hinab, ohne dass man bremsen oder einen elektronischen Bergabfahr-Assistenten einschalten muss. Im EQG gibt es allerdings einen Kriechmodus, mit dem man eine vorgegebene Geschwindigkeit einstellen kann – das klingt nach Elektronik, nicht nach Mechanik.

Mercedes EQG (Prototyp)

Im Gelände können die vier Elektromotoren die drei mechanischen Sperrdifferentiale der G-Klasse simulieren. Im Extremfall kann sogar die gesamte Leistung an nur ein Rad geleitet werden – zum Beispiel, weil alle anderen Räder durchdrehen oder keinen Bodenkontakt haben. Der radindividuell steuerbare Antrieb ermöglicht auch den Tank-Turn, über den wir bereits berichteten: Drückt man einen Knopf am Armaturenbrett, dann drehen sich die  Räder an einer Seite vorwärts und die an der anderen Seite rückwärts – und der EQG wendet auf der Stelle wie ein Panzer (Tank). Die Drehrichtung wird über Schaltwippen am Lenkrad gewählt.

Den EQG wird es mit unterschiedlichen Leistungen geben, darunter auch eine AMG-Version. Letztere soll ähnliche Sprintwerte bringen wie der Mercedes-AMG G63 4Matic mit 430 kW (585 PS). Das wären 4,5 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h. Zum Vergleich: Ein Mercedes EQE SUV 43 mit 476 kW schafft den Spurt in 4,3 Sekunden, der EQS 580 mit 400 kW braucht 4,6 Sekunden. Allerdings wiegen der G63 und das EQS-Topmodell "nur" 2,6 bzw. 2,8 Tonnen, während der EQG offenbar deutlich schwerer wird: Das Gewicht soll unter 3,5 Tonnen bleiben.

Die Batterie befindet sich im Boden und unter dem Rücksitz. Der Akku soll laut Mercedes "rund 100 kWh" haben. Die Zelltechnologie soll die gleiche wie beim Mercedes EQXX sein; dabei erhöht eine Siliciumanode die Energiedichte.

Mercedes Vision EQXX: Die Batterie

Auch die EQXX-Batterie hatte etwa 100 kWh und eine hohe Energiedichte