Tata Industries will Batteriezellen für Elektroautos in Europa fertigen und beabsichtigt, dafür ein eigenes Werk zu errichten. Hauptkunden sollen die konzerneigenen Autohersteller Jaguar Land Rover und Tata Motors sein, die Zellen sollen aber auch anderen Herstellern angeboten werden, berichtet Bloomberg.
Man sei gut mit Batterien ausgestattet, brauche aber Produktionskapazitäten in Europa, sagte Tata-Finanzchef P.B. Balaji in einem Interview auf der India Auto Expo in Delhi. Die Zellproduktion in Europa soll helfen, die Probleme mit der Lieferkette zu beheben.
Tata sei dabei, die Planungen abzuschließen und werde bald Details bekannt geben. Ob die Anlage in Großbritannien oder anderswo errichtet wird, sagte der Manager nicht; er nannte auch keinen Zeitrahmen oder eine Investitionssumme. Dafür machte er Angaben zur Art der Zellen. Es soll um zwei Chemien gehen: günstiges Lithium-Eisenphosphat (LFP) für die Elektroautos von Tata Motors und teures Nickel-Mangan-Cobalt (NMC), das sowohl für Jaguar Land Rover als auch für Tata Motors bestimmt sei.
Die beiden Autohersteller würden davon profitieren, Teil eines größeren Verbundes zu sein, so Balaji. Die Tata Group ist mit einem Umsatz von rund 130 Milliarden Indiens größtes Unternehmen. Der Ausdruck Mischkonzern ist hier wahrhaft gerechtfertigt: Außer in der Autoindustrie betätigt sich Tata auch in der Stahlherstellung, ist einer von Indiens größten Stromanbietern, betreibt Hotels und stellt Konsumgüter vom Tee bis Titanuhren her.
Die Autosparte Tata Motors produzierte im Finanzjahr 2022/2023 rund 700.000 Fahrzeuge, darunter rund 50.000 Elektroautos. Außer in Indien werden die Fahrzeuge in vielen Schwellenländern Afrikas, Südamerikas, des asiatisch-pazifischen Raums und des Nahen Ostens verkauft.
Bildergalerie: Tata Avinya Concept (2022)
Ende 2021 gründete Tata Motors die Elektroauto-Tochter TPEML, die bis 2026 zehn Elektromodelle auf dem Markt haben will. Vier davon gibt es bereits; der Bestseller Nexon EV basiert allerdings auf einer Verbrennerplattform (der des bekannten Kleinwagens Tata Indica). Mit dem Avinya und dem Curv stellte Tata aber kürzlich auch modern wirkende Elektroautos als Studien vor. Der Avinya basiert auf einer Elektroarchitektur namens GEN-3 und soll 2025 in Serie gehen, hieß es bei der Vorstellung im April 2022.
Diese Plattform soll auch für Modelle eingesetzt werden, die auf den Weltmärkten eingeführt werden können. Vermutlich will die Marke diese nach Europa bringen, denn sonst hätte ein europäisches Batteriezellen-Werk für Tata Motors kaum einen Sinn.
Der vor vier Jahren gestartete I-Pace erhält demnächst ein Facelift, aber an der Technik ändert sich nichts
2008 erwarb Tata Motors die britische Traditionsfirma Jaguar Land Rover für 2,3 Milliarden Dollar von Ford. Das bislang einzige Elektroauto von JLR ist der inzwischen schon recht angejahrte Jaguar I-Pace. Firmenchef Thierry Bolloré hatte hochfliegende Pläne für neue Elektroautos inklusive einer eigenen Plattform namens Panthera, doch Bolloré trat im vergangenen November zurück. Und vom Nachfolger Adrian Mardel haben wir bislang noch nichts zu dem Thema gehört.
Quelle: Bloomberg.com