Die meisten Elektroauto-Batterien kommen ohne Cobalt nicht aus. Denn die Kathoden haben oft eine NMC-Chemie, und in der Abkürzung steht C für Cobalt. BMW bezog das Metall für seine Batterien früher aus dem Kongo, aber seit den Berichten über Kinderarbeit verlegte sich der Hersteller auf Quellen in Australien und in Marokko. Doch die Mine in Marokko scheint ein gravierendes Umweltproblem zu haben.
Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung soll der marokkanische Rohstoffkonzern Managem in seiner Mine in Bou Azzer große Mengen Arsen in die Umwelt entlassen. Das belegen Wasser- und Urinproben aus der Gegend. Die Proben wurden vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg analysiert. Zudem werden angeblich internationale Arbeitsschutz-Standards dort nicht eingehalten. Wegen des deutschen Lieferkettengesetzes könnte BMW dafür haftbar gemacht werden, wie unter anderem Tagesschau.de nun berichtet.
BMW hatte 2020 mit Managem über die Lieferung von Cobalt im Wert von 100 Millionen Euro geschlossen. Nun kommt etwa ein Fünftel des Cobalts für BMW aus Marokko, der Rest aus Australien. Bou Azzer ist eine der weltgrößten Lagerstätten für Cobalt und Nickel und liegt rund 120 km südlich von Ouarzazate im kleinen Atlas.
Die Erze, die dort unter Tage gefördert werden, enthalten neben Cobalt auch giftiges Arsen. Der Abraum wird offenbar so gelagert, dass er mit Wasser in Berührung kommt und teilweise weggeschwemmt wird. In Wasserproben von unterhalb der Mine wurden jedenfalls Arsenkonzentrationen von mehr als 18.000 Mikrogramm pro Liter gefunden. Zum Vergleich: Der Trinkwasser-Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt bei nur zehn Mikrogramm pro Liter. Urinproben von zwei Minen-Anwohnern zeigten ebenfalls deutlich erhöhte Arsenwerte.
Nach Angaben von Beschäftigten der der Mine sowie Gewerkschaftsvertretern werden die Arbeiter ohne Schulung in der Mine eingesetzt und würden nicht über Gesundheitsrisiken aufgeklärt. Auch gebe es nicht genügend Schutzausrüstung. Subunternehmer beschäftigten Arbeiter oft besonders kurz. Im Falle berufsbedingter Erkrankungen wie einer Staublunge würden sie dann schnell entlassen.
Managem wies die Vorwürfe zurück und erklärte, hohe Arbeits- und Sozialstandards würden eingehalten. Untersuchungen hätten keinerlei Arsenbelastungen ergeben. Ein BMW-Sprecher erklärte dagegen, man nehme die Vorwürfe ernst und habe von Managem eine umfassende Prüfung gefordert.
BMW fertigt keine eigenen Batteriezellen, braucht das Cobalt also nicht direkt. Doch bemüht sich der Hersteller um eine umweltfreundliche und sozialverträgliche Rohstoffgewinnung. Deswegen kauft BMW Batterierohstoffe direkt bei den Produzenten ein und stellt es dann seinen Batteriezell-Lieferanten zur Verfügung, nämlich CATL, Samsung und Northvolt.
BMW könnte für die Zustände in der marokkanischen Mine haftbar gemacht werden. Denn seit Anfang 2023 gilt das Lieferkettengesetz, wonach Unternehmen verpflichtet sind, die Einhaltung von ökologischen und sozialen Standards bei Zulieferern zu prüfen. Schon bei der Auswahl der Zulieferer sind die deutschen Firmen zur Beachtung dieser Aspekte verpflichtet. Auch Renault hatte kürzlich mit Managem eine Absichtserklärung zum Kauf von Cobalt unterzeichnet.
Unser Titelbild zeigt eine Landschaft aus dem marokkanischen Atlas (Symbolbild).
Quelle: Tagesschau.de