Nio hat nicht nur acht verschiedene Elektromodelle im Angebot, von denen eine steigende Anzahl auch nach Europa exportiert wird. Die Marke betreibt auch Batteriewechselstationen und stellte kürzlich sogar ein eigenes Smartphone vor. Ziemlich viel für ein Startup-Unternehmen, das vor nicht einmal 10 Jahren gegründet wurde. Von der Vision, auch eigene Batterien zu produzieren, verabschiedet sich die chinesische Marke nun aber offenbar. 

Die Ausgliederung der Batterieproduktion von Nio sei geplant, berichtet Reuters unter Berufung auf zwei Insider. Dieser Schritt könnte Nio helfen, die Kosten zu senken und endlich profitabel zu werden, so die Hoffnung. Für das dritte Quartal 2023 hatte Nio einen Verlust von 4,56 Milliarden Yuan oder umgerechnet 592 Millionen Euro gemeldet.

Die Batteriesparte ist gerade erst im Entstehen. Sie soll von erfahrenen Produktionsingenieuren aufgebaut werden, die zuvor bei Apple, Panasonic und anderen Elektronikfirmen arbeiteten. Die Abspaltung könnte noch 2023 geschehen, so der Bericht. Danach sollte sich die Firma um externe Investoren bemühen.

Nio-Chef William Li präsentierte im September das Nio Phone

Nio-Chef William Li präsentierte im September das Nio Phone

Nio-Chef William Li hatte beim Quartalsbericht am Dienstag gesagt, dass er weiterhin Nio-interne Forschung und Entwicklung im Bereich Batterien betreiben, die Fertigung aber auslagern wolle.

Derzeit kauft Nio noch alle Batterien von den chinesischen Spezialisten CATL (Contemporary Amperex Technology Limited) und CALB (China Aviation Lithium Battery). Bisher hatte Nio geplant, einige Batterien selbst zu entwickeln und herzustellen. Ähnlich verfährt Tesla: Die 4680-Zellen werden von Elon Musks Firma selbst entwickelt und gefertigt, andere Akkus kommen von CATL, BYD und LG.

Ähnlich wie Tesla wollte auch Nio ab 2025 in einem neuen Werk in der Provinz Anhui (westlich von Shanghai) große zylindrische Zellen ähnlich den 4680-Zellen herstellen, sagte einer der Insider. Das neue Werk sollte jährlich Batterien mit bis zu 40 Gigawattstunden bauen. Das hätte für 400.000 Elektroautos mit 100-kWh-Batterie gereicht. Diese Anlage könnte nun, zusammen mit Patenten, an die neue Firma übergehen.  

Nio hatte seine Verluste zuletzt ausgeweitet, wozu der Preiskrieg in China beigetragen hat. Nun will das Unternehmen die Kosten senken. Dazu wurde im November angekündigt, dass zehn Prozent der Belegschaft abgebaut werde, wie das Handelsblatt berichtete. und langfristige Investitionen aufschieben werde. Außerdem sollten Investitionen, die erst nach längerer Zeit Gewinn bringen würden, aufgeschoben oder gestrichen werden. Schließlich kooperiert Nio nun beim Batteriewechsel mit Geely und Changan Automobile. Wenn man die Kosten für den Aufbau der Tauschstationen teilen könnte, würde das die Nio-Bilanz ebenfalls entlasten.

Unser Titelbild zeigt einen Nio ET5 an der Batterietauschstation im nordrheinwestfälischen Dorsten.