Erinnern Sie sich an den Elektro-Kleinstbus XBus? Und an die Evetta, das Isetta-Remake, das dem Microlino so ähnlich sieht? Nun, das Unternehmen hinter den beiden Elektro-Leichtfahrzeugen ist insolvent.
Das in Eppertshausen (30 km südlich von Frankfurt) ansässige Unternehmen Electric Brands hat beim Amtsgericht Darmstadt einen Insolvenzantrag gestellt; der Antrag wurde bewilligt. Als Grund für die Pleite nannte Electric Brands "die zuletzt gestiegenen Entwicklungskosten sowie die schwächelnde Wirtschaft", berichtet die Automobilwoche.
Ein Insolvenzverwalter wurde nicht beauftragt; die Firma will sich in Eigenverwaltung selbst sanieren. Rechtsanwalt Tobias Wahl und Sanierungsexperte Paul Abel sollen bei der Restrukturierung helfen. Electric-Brands-Chef Max Brandt sagte, die Gehälter seine für die nächsten Monate gesichert. Zudem würde "schon in den nächsten Wochen" ein weiteres Leichtfahrzeug auf den Markt gebracht. Brandt trat erst im Herbst 2023 die Nachfolge von Gründer Ralf Haller an.
Electric Brands hofft nun auf neue Investorenmittel. Verhandlungen würden bereits geführt, und man hoffe, noch vor Ende März neues Kapital zu bekommen. Dann würde man den Insolvenzantrag zurückziehen und die Fahrzeug-Anzahlungen der Kundschaft blieben unangetastet.
Electric Brands wurde 2018 gegründet. Der XBus wurde im März 2021 zum ersten Mal gezeigt – damals noch unter der infantil klingenden Bezeichnung eBussy. Der Kleinstbus der Leichtfahrzeug-Klasse L7E sollte ursprünglich nur 3,65 Meter lang werden, inzwischen sollen es 3,95 Meter sein. Für den Antrieb sollen jedoch nach wie vor vier Radnabenmotoren sorgen. Sie bringen zusammen nicht mehr als 15 kW Nennleistung, aber immerhin 56 kW Peakleistung.
Der Akku speichert nun serienmäßig 15 kWh, was für rund 140 km im "Mix-Modus" reichen soll, das heißt innerorts und außerorts kombiniert. Die Batterie kann jedoch modular auf bis zu 45 kWh erweitert werden, womit dann 420 km möglich sein sollen. Es gibt zwei verschiedene Chassis-Typen (Standard und Offroad) sowie etliche Aufbauten. Die Preise sollen bei 17.380 Euro beginnen und bis etwa 32.000 Euro reichen.
2021 hieß es noch, der Wagen solle 2022 starten, doch der Termin wurde erst auf 2023 und dann nochmal auf 2025 verschoben. Aktuell soll der XBus Mitte 2025 auf den Markt kommen. Produziert werden soll das Fahrzeug nicht wie ursprünglich geplant in einem eigenen Werk in Itzehoe, sondern beim Auftragsfertiger VDL Nedcar in Holland.
Auch die Evetta sollte bei VDL Nedcar entstehen, doch sie erscheint inzwischen nicht mehr auf der Website von Electric Brands. Das Elektro-Ei ist ein Nachfolger des Artega Karo, denn Electric Brands übernahm Artega. Wie der ähnlich aussehende Microlino ist das Fahrzeug von der BMW Isetta der 50er-Jahre inspiriert. Im Gegensatz zu diesem ist die Evetta jedoch ein L7E-Leichtfahrzeug.
Unterm Strich
In einer Rezession sind Insolvenzen nicht ungewöhnlich. Zuerst erwischt es oft die kleinen Startups, die nicht so viel Kapital in der Hinterhand haben, mit denen man Durststrecken durchstehen kann. Sono und VanMoof haben das bereits zu spüren bekommen, nun ist Electric Brands dran, und vermutlich ist das noch nicht das Ende. Es würde uns nicht wundern, wenn demnächst der eine oder andere Newcomer aus China dran wäre.
Quelle: Electric Brands via Automobilwoche, Electric-Brands-Website (XBus)