Wie wird das Cockpit eines autonom fahrenden Elektroautos wohl aussehen? Eine Möglichkeit zeigt nun der chinesische Zulieferer Yanfeng mit seinem Electric Vehicle Interior (EVI). 

Das System wurde bereits auf der CES Anfang des Jahres vorgestellt. Nun hat es Europapremiere, wie die Firma schreibt. Die Grundidee: Wenn das Lenkrad im autonomen Modus eingeklappt werden soll, benötigt man ein Steer-by-Wire-System. Und dann kann man das Lenkrad auch an einem seitlichen Arm aufhängen. Das soll unter anderem mehr Bewegungsfreiheit bringen.

Hauptbestandteil der Designstudie ist das "Smart Cabin Seat"-Modul, das aus den beiden Vordersitzen und einer Konsole dazwischen mit dem Arm für die Steer-by-Wire-Lenkung besteht. Beim autonomen Fahren dient das ins Lenkrad integrierte Display als Bedienkonsole für das Geschehen auf dem großen Monitor vorne, wo man sich wohl Filme ansehen oder im Internet surfen kann: 

Yanfeng Electric Vehicle Interior (EVI) Concept: Das Cockpit mit eingefahrenem Lenkrad

Das Cockpit mit eingefahrenem Lenkrad

Will man selbst fahren, zieht man das Lenkrad einfach zu sich heran, wie im obigen Video zu sehen. Am Lenkrad gibt es diverse Knöpfe, sodass eine Touch-Interaktion mit dem großen Hauptbildschirm mehr nötig ist. So kann dieser weit nach vorne wandern.

Yanfeng Electric Vehicle Interior (EVI) Concept aus der Sicht der Person am Lenkrad

Die wichtigsten Bedienelemente erscheinen am Lenkraddisplay, in der Armauflage oder in der Mittelkonsole

Ein traditionelles Armaturenbrett mit Touchscreen gibt es in dem EVI-Konzept nicht mehr. Dennoch ist der große Bildschirm vorne wichtig, denn die Fahrdaten erscheinen dort und nicht etwa am Lenkraddisplay.

Yanfeng Electric Vehicle Interior (EVI) Concept: Das Tempo wird am großen Bildschirm angezeigt

Das Tempo sowie die Restreichweite werden offenbar am großen Bildschirm angezeigt

Erste Ergebnisse von Konsumentenstudien mit einem EVI-Prototyp zeigen, dass das Konzept ankommt, schreibt Yanfeng. Gelobt wurde insbesondere das großzügige Raumgefühl und das innovative Layout – obwohl an Größe und Form eines traditionellen SUVs nichts geändert wurde.

Im folgenden Video von der CES wird die Bedienung von Jeff Stout erklärt, dem Executive Director of Global Innovation von Yanfeng:

Für den Autohersteller soll sich die Montage der Sitze vereinfachen. Der modulare Ansatz vereinfacht zudem die Demontage am Ende des Fahrzeuglebenszyklus und unterstützt so die Kreislaufwirtschaft. Zudem soll durch den Wegfall der Instrumententafel das Fahrzeuggewicht um rund 11 Kilo sinken, was zu weniger Stromverbrauch und damit mehr Reichweite führt.

Hinzu kommt noch die Verwendung nachhaltiger Materialien: Compression Hybrid Molding (CHyM) ermöglicht die Verwendung von Naturfasern. Bei diesem Hybrid-Formpressverfahren werden Naturfasern in ein Kunststoff-Gerüst eingebettet. 

Wie der vollständige Firmenname Yanfeng Automotive Interiors (Wikipedia) verdeutlicht, ist Yanfeng auf Auto-Innenräume spezialisiert. Dazu gehört Entwicklung und Produktion von Elektronik, Sicherheitssystemen, Sitzen und Innenausstattung. Das in Shanghai ansässige Unternehmen hat über 50.000 Beschäftigte und gehörte 2021 zu den 20 größten Zulieferern weltweit.

Unter dem Strich

Kürzlich fuhr ich den neuen BMW i5 und erlebte, wie viel autonomes Fahren heute möglich ist: Man kann endlos auf der Autobahn dahinrauschen, auch Spurwechsel per Blick in den Außenspiegel sind möglich – das Lenkrad muss man dazu nicht mehr bemühen. Aber wenn man den Blick von der Fahrbahn abwendet, ist es sofort mit dem autonomen Fahren vorbei.

Bis wir uns beim Autofahren Filme ansehen können, wird es also noch ein Weilchen dauern – in diesem Jahrzehnt wird das vermutlich nichts mehr. Aber vielleicht geht es im technologieverliebten China ja schneller, und dann steht Yanfeng mit EVI bereit ...