Die Schwäche des Elektroauto-Markts zieht weitere Kreise: Nun meldet der schwedische Akkuhersteller Northvolt, dass er Beschäftigte entlassen und einige Standorte streichen muss. Ziel sind deutliche Kostensenkungen. 

Am gestrigen Montag gab Northvolt "erste Schritte" zur Kostensenkung bekannt. Wegen eines "herausfordernden makroökonomischen Umfelds" müsse man seine kurzfristigen Prioritäten neu setzen, so die Firma. Die Produktion von Batteriezellen im großen Maßstab müsse Vorrang haben. 

Äußerst wichtig ist deshalb die Hochstufung der ersten Hochlauf-Phase von Northvolt Ett (schwedisch für "Northvolt Eins"), der ersten Gigafactory im schwedischen Skellefteå. Auch das Entwicklungszentrum Northvolt Labs in Västerås hat hohe Priorität und steht nicht auf der Abschussliste. Die Produktion von Kathodenmaterialien wurde dagegen herunterpriorisiert.

Die Maßnahmen im Detail:

  • In Skellefteå soll die Produktionsanlage für Kathodenmaterial (Northvolt Ett Upstream 1) bis auf Weiteres eingemottet werden, um Betriebskosten zu senken und den Produktionsanlauf von Northvolt Ett zu erleichtern.
  • Northvolt Fem, das fünfte Werk am Standort Borlänge, wird nicht gebaut. Die stillgelegte Kvarnsveden-Papierfabrik wurde 2022 von Northvolt erworben und war als Anlage zur Produktion von Kathodenmaterial vorgesehen. Nun soll das Werk verkauft werden.
  • Northvolt Dwa (polnisch für "Zwei") in Danzig soll weiter entwickelt werden zu Europas größter Produktionsstätte für Batteriesysteme. Dazu will Northvolt Gespräche mit potenziellen Partnern und Investoren aufnehmen, die an den Batterien interessiert sind. Die Produktion begann schon 2019, aber hier werden keine Batteriezellen, sondern Module und Batteriepakete gefertigt. 
  • Die Tochtergesellschaft Cuberg soll in das Entwicklungszentrum Northvolt Labs integriert werden.
  • Bei Northvolt Drei (Deutschland) und Northvolt Six (Kanada) sowie beim Joint Venture mit Volvo namens Novo mit seinem Batteriezellwerk in Göteborg bleibt Northvolt engagiert. Auch bei diesen Projekten könnten jedoch Änderungen an den Zeitplänen sowie Kostensenkungen notwendig werden, so Northvolt.

Die Kosteneinsparung erzwinge auch die Reduktion der Belegschaft, schreibt Northvolt, weil der Betriebsumfang verkleinert wird. Zu den genauen Maßnahmen habe man noch keine endgültigen Entscheidungen gefällt. Man führe dazu Gespräche mit den Gewerkschaften und versuche, die Zahl der Entlassungen klein zu halten.

Northvolt-Chef Peter Carlsson, sagte, man müsse "einige harte Maßnahmen ergreifen, um die Grundlagen der Geschäftstätigkeit von Northvolt zu sichern" und die finanzielle Stabilität zu verbessern. Auch wenn die Bedingungen derzeit herausfordernd seien, seien die langfristigen Aussichten für Zellhersteller wie Northvolt gut.

Im Juni hatte BMW als Kunde einen großen Auftrag bei Northvolt storniert wie zuerst das Manager Magazin berichtet hatte. Dabei ging es um eine zwei Milliarden Euro schwere Bestellung für Northvolt-Zellen, die BMW im Jahr 2020 abgeschlossen hatte. Die Produktion der Zellen bei Northvolt Ett sollte 2024 beginnen. Damit sollte die schwedische Firma der dritte Zelllieferant von BMW neben CATL und Samsung SDI werden. 

Der Grund für die Stornierung des Auftrags war laut einem Bericht des Manager Magazins, dass Northvolt Schwierigkeiten beim Hochlauf der Serienproduktion der Zellen hatte. Der Akkuspezialist liege zwei Jahre hinter dem Zeitplan und produziere zu viel Ausschuss, hieß es. Trotz des stornierten Auftrags will BMW aber Northvolt-Kunde bleiben.  

Unter dem Strich

Northvolt streicht zwei geplante Standorte zur Fertigung von Kathodenmaterialien und konzentriert sich künftig allein auf die Fertigung von Batteriezellen sowie die Zusammenstellung von Modulen und Paketen. Die stornierte Zell-Bestellung von BMW könnte die Notwendigkeit von Kostensenkungen zumindest vergrößert haben. Die Batteriezell-Fabrik in Heide jedoch soll weiter gebaut werden.