Range-Extender-Fahrzeuge, also Autos mit Elektroantrieb, deren Strom über einen Generator durch einen Verbrennungsmotor erzeugt wird, sind derzeit eine Randerscheinung bei der (teilweisen) Elektromobilität. Den BMW i3 mit Range Extender gibt es nicht mehr, derzeit fällt uns nur der Mazda MX-30 R-EV mit Wankelmotor ein. Aber auch die österreichische Firma Obrist hat einen Range-Extender-System in petto, das nun an Autohersteller verkauft werden soll.

Range-Extender-Fahrzeuge kann man auch als serielle Hybride bezeichnen: Verbrenner, Generator und Antrieb sind hier in Reihe geschaltet. Der Nachteil: Sie verbrauchen Benzin und produzieren Kohlendioxid. Doch der Verbrauch soll mit rund 1,5 Liter pro 100 Kilometer gering sein. Reichweiten von über 1.000 Kilometern wären drin.

Das von Firmenchef und Erfinder Frank Obrist entwickelte System tritt unter der Bezeichnung Hyperhybrid an und ist serienreif. So wurde schon ein Demonstrator auf Basis eines Tesla Model 3 präsentiert. Nun soll das System an Autohersteller verkauft werden: "Wir bieten Lizenzen und Know-how für Autohersteller und Zulieferer an", so der Unternehmer.

Zu den Vorteilen des Konzepts gehört, dass die Einheit aus Verbrenner und Generator (die Obrist als Zero Vibration Generator bezeichnet) völlig vibrationsfrei arbeitet. Geht der in der Batterie gespeicherte Strom zu Ende, springt der Motor an und lädt über den Generator den Akku nach. Da der Verbrenner nur dem Nach­laden dient, fällt er viel kompakter als ein herkömm­licher Motor aus.

Der Stromgenerator arbeitet stets im optimalen Drehzahlbereich und soll deshalb mit nur 1,5 Liter Benzin je 100 km auskommen. Auch die Batterie kann viel kleiner ausfallen, weil sie nur als Puffer zwischen Generator und Elektromotor dient. So sei der CO2-Rucksack (die Emissionen aufgrund der Batterieherstellung) um etwa 85 Prozent kleiner als bei reinen E-Autos. Trotz der geringen Speicherkapazität soll der Strom für eine rein elektrische Reichweite von über 80 Kilometern reichen.

Eine Animation von der Obrist-Website zeigt zwei Beispielkonzepte:

  • die Basisversion mit 100-kW-Elektromotor an der Hinterachse, einem 40-kW-Verbrenner im Vorderwagen sowie als Energiespeicher ein 30-Liter-Benzintank sowie eine 17,3-kWh-Batterie. Dazu kommt noch ein 3-kW-Bordlader, denn der Akku kann auch aufgeladen werden.
  • die Performance-Version mit 200-kW-Elektromotor, einem 85-kW-Verbrenner und einer 25,9-kWh-Akku. Vermutlich sind die übrigen Komponenten die gleichen wie bei der Basisversion. 

Doch bei der Auslegung ist Obrist flexibel; so ist etwa auch ein Allradantrieb möglich, wie das folgende Video zeigt:

Man rede derzeit "intensiv mit vielen namhaften deutschen Autoherstellern", so Obrist – offenbar wegen der derzeitigen Nachfrageschwäche bei Elektroautos. Der Minimotor und die kleine Batterie würden in viele existierende Elektroauto-Plattformen passen. So könne man diese auch bei geringer Elektroauto-Nachfrage nutzen. In China seien Range-Extender bereits gang und gäbe, so die Firma. Letztes Jahr seien rund 600.000 davon verkauft worden, dieses Jahr sollen es über eine Million sein.

"Die deutsche Politik sollte in Brüssel klarstellen, dass Elektrofahrzeuge mit Range Extender der Königsweg sind, um einerseits das Klima so weit wie möglich zu schützen und anderer­seits den Wünschen der Verbraucher nachzukommen", meint Frank Obrist. "Statt die Verbraucher vor die Wahl E-Auto oder Verbrenner zu stellen, verbinden Range Extender das Beste aus beiden Welten", ergänzt er. 

Unter dem Strich

Range-Extender-Fahrzeuge sollen das beste aus beiden Welten sein? Nun, sie emittieren Kohlendioxid, und damit sind sie zumindest im Betrieb weniger umweltfreundlich als batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs). Dazu kommt, dass sie beim Fahren oft wenig Spaß machen, weil der kleine Verbrenner nun mal nicht auf Spitzenleistung, sondern eher aufs gemütliche Dahingleiten ausgelegt ist. Fahrleistungen wie bei vielen Elektroautos darf man deswegen nicht erwarten.