Plattformen spielen bei Elektroautos offenbar eine andere Rolle als bei konventionellen Autos. Während zum Beispiel der Modulare Querbaukasten nur für Autos des VW-Konzerns verwendet wird, bietet Herbert Diess das Elektro-Äquivalent, den Modularen Elektro-Baukasten MEB, jedem an, der ihn haben will – bis hin zu Herstellern von Elektro-Yachten.

Der Elektronik-Zulieferer Foxconn verfolgt offenbar ein ähnliches Geschäftsmodell. Die Taiwanesen sollen Fiskers zweites Modell bauen. Da Foxconn auch das Apple iPhone fertigt, rechnet sich die Firma wohl auch Chancen aus, das Apple Car zu produzieren. Und wie Bloomberg im Januar meldete, soll Foxconn auch den Byton M-Byte fertigen.

Die Fertigung soll in Nanjing (VR China) erfolgen, wo Byton seinen Stammsitz hat. Die Produktion soll im ersten Quartal 2022 beginnen, also schon in einem Jahr. Foxconn will 200 Millionen Dollar in die Kooperation investieren, vermutlich für die Produktionsanlagen.

Der Byton M-Byte wurde zuerst 2018 auf der CES als Studie vorgestellt. Ein Jahr später wurde der riesige 48-Zoll-Bildschirm präsentiert, der sich über fast die gesamte Breite des Armaturenbretts erstreckt. 48 Zoll sind rund 1,20 Meter. Als ob das noch nicht genug wäre, kommen noch ein Monitor in der Mitte des Lenkrads und ein Display in der Mittelkonsole hinzu.

Byton M-Byte (2019)

Die Serienversion gab es dann 2019 auf der IAA zu sehen. Mit einer Länge von rund 4,88 Meter tritt das Auto in der Klasse des Mercedes EQC und Audi e-tron an. Geplant sind zwei Versionen, eine mit Hinterradantrieb und eine mit Allradsystem, wobei die 2WD-Version auch eine kleinere Batterie bekommt. Aufgeladen wird der M-Byte mit bis zu 150 kW Gleichstrom (DC) und zwischen 3,7 und 22 kW Wechselstrom (AC). Je nach Markt erhält das Auto eine anderen Ladeport: GB/T für China, CCS1 für die USA und CCS2 für Europa.

  Leistung WLTP-Reichweite Basispreis
M-Byte 2WD 72 kWh 200 kW / 272 PS 360 km ca. 54.000 Euro
M-Byte 4WD 95 kWh 300 kW / 408 PS 435 km k.A.

Foxconn könnte für den M-Byte die eigene MIH Open Platform nutzen. Die von Foxconn selbst entwickelte Elektroauto-Architektur sieht einen 95-kWh-Akku und einen 200-kW-Heckmotor vor, womit schon zwei von vier Elementen passen. Außerdem bietet die Plattform einen 95-kW-Frontmotor, die zusammen mit der 200-kW-Heckmaschine etwa die 300 kW der AWD-Variante ergeben würden. Die kleine Batterie mit 72 kWh taucht in Foxconns MIH-Plattform nicht auf, aber die Taiwanesen gaben sich bei der Vorstellung der Plattform flexibel, also lässt sich vielleicht auch das machen – oder Byton streicht die Basisversion.

Die 2017 gegründete Marke erklärt ihren Namen als Kurzform von "Bytes on Wheels". Zu den Gründern zählte der Ex-BMW-Manager Carsten Breitfeld, der allerdings 2019 ausschied. Im Sommer 2020 geriet das Unternehmen in arge Schwierigkeiten: Die Angestellten in China erhielten offenbar monatelang keinen Lohn, die in den USA wurden zu einem großen Teil entlassen.

Doch im Herbst 2020 wurde Byton gerettet; eine Firma namens Nanjing Shengteng Automobile Technology wurde neuer Eigentümer. Mit Foxconn als Partner gibt es nun auch eine Perspektive für den M-Byte. Außer diesem Modell hat Byton noch das K-Byte Concept vorgestellt, eine sportliche Limousine mit Elektroantrieb. Sie soll offenbar das zweite Serienmodell der Marke werden. 

Bildergalerie: Byton M-Byte (2019)