Bereits seit Tagen ist die Zukunft von VW-Chef Herbert Diess im Gespräch – um es dezent auszudrücken. Man könnte auch von einem Gezerre um seinen Posten sprechen. Nun aber ist klar: Er wird seinen Job als Vorstandschef behalten, muss aber Macht abgeben.
Am heutigen Donnerstag entschied der VW-Aufsichtsrat über die Personalien im Konzernvorstand. Danach bleibt Diess Konzernchef. Nach Informationen des Spiegels und der FAZ wäre der Betriebsrat Diess gerne los geworden – unter anderem, weil dieser mit dem Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen gedroht hatte. Auch das am VW-Konzern beteiligte Land Niedersachsen war darüber nicht erfreut. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch hingegen wollten an Diess festhalten. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch vermittelte zwischen diesen Polen.
Diess bleibt also, muss aber Verantwortung abgeben. So wird Audi-Vertriebschefin Hildegard Wortmann künftig Vertriebsvorständin des Konzerns. Bisher war Diess selbst für den Vertrieb verantwortlich.
Auch die Verantwortung für das Chinageschäft gibt Diess ab. Der chinesische Markt ist für den VW-Konzern sehr wichtig, doch der Absatz der dort vertretenen Konzernmarken fiel in den letzten Monaten. Insbesondere lief der Verkauf neuer Elektromodelle schwächer an als erhofft.
Nach dem Ausscheiden von VW-China-Chef Jochem Heizmann Anfang 2019 hatte Diess die Verantwortung für China übernommen. Am 1. August soll die Zuständigkeit an Ralf Brandstätter gehen, den bisherigen Chef der Kernmarke Volkswagen Pkw. Nachfolger von Brandstätter wird ab 1. April Thomas Schäfer, der bisherige Skoda-Chef. Wer auf Schäfer folgt, bleibt einstweilen offen.
Im Bereich Software aber übernimmt Diess eine neue Aufgabe. Ab Anfang 2022 ist er für die Sparte CARIAD zuständig. Er übernimmt diese Funktion von Audi-Chef Markus Duesmann. Diess hegt große Hoffnungen in Sachen Geldverdienen mit neuen Software-Angeboten.
Außerdem soll der bisherige Chefjustiziar Manfred Döss Rechtsvorstand werden und damit auf Hiltrud Werner folgen, die ausscheidet. Neu geschaffen wird ein Vorstandsposten für Informationstechnologie. Besetzt wird er von der ehemaligen Deutsche-Börse-Managerin Hauke Stars.
Über die Änderungen im Konzernvorstand hatten wir bereits gestern an dieser Stelle berichtet, wobei wir auf Berichte des Spiegel und der FAZ zurückgegriffen haben. Die meisten Angaben wurden heute vom Konzern bestätigt. Wir haben daraufhin diesen Artikel aktualisiert.