Weltpremiere für das Facelift des VW ID.3. Das 2020 gestartete Kompaktmodell wird vor allem an der Front neu gestaltet; außerdem erhält das Cockpit edlere Materialien und die Serienausstattung wird erweitert.

Die unter anderem wegen der nicht beleuchteten Touch-Slider unter dem Infotainment-Monitor oft gescholtene Bedienung des VW ID.3 wird dagegen erst 2024 verbessert. Wir haben uns bei einem Termin in Hannover direkt beim Hersteller über die Modifikationen informiert.

Einen kleinen Schock erlebte ich, als ich das Auto in der Launch-Farbe Dark Olivine Green zu Gesicht bekam, denn diese neue Farbe erinnerte mich ans Militär. Während ich das Türkis bevorzugte, in dem der erste ID.3 vorgestellt wurde, war meine mitreisende jüngere Kollegin von der Naturfarbe ganz angetan – Geschmäcker sind halt verschieden. 

VW ID.3 Facelift (2024): Das Exterieur
VW ID.3 Facelift (2024): Das Exterieur
VW ID.3 Facelift (2024): Das Exterieur

Außen eine Spur sportlicher

Was die Außenoptik angeht, so bleibt es bei der Augapfel-Optik der Scheinwerfer – die es allerdings nur beim aufpreispflichtigen Matrix-LED-Licht gibt. Die Front erhält aber einen neuen Stoßfänger, der das Auto optisch breiter auf dem Asphalt stehen lässt. Dafür sorgen die neuen Air-Curtain-Lufteinlässe, die schräg nach außen und unten weisen.

Doch auch das Metall hat VW bei dem Facelift angefasst, wie Markenchef Thomas Schäfer bereits angekündigt hatte. Das betrifft vor allem die Fronthaube, die nun konturiert ist und sich nun weiter nach oben zieht. Im gleichen Zuge verschwindet die schwarze Plastik-Auflage oben auf der Haube.

VW ID.3 Facelift (2024): Die Motorhaube ist nun weiter nach oben gezogen, das schwarze Plastikteil darauf entfällt

Die Motorhaube ist nun weiter nach oben gezogen, das schwarze Plastikteil darauf entfällt

Am Heck ist nun auch der Teil der Heckleuchten elektrisch illuminiert, der auf der Heckklappe platziert ist – bisher waren das nur Rückstrahler. Damit erscheinen die Rückleuchten nun mehr wie aus einem Guss.

VW ID.3 Facelift (2024): Das Exterieur

Ein weiteres neues Detail: Der VW-Schriftzug auf den kleinen Kappen in der Mitte der Felgen bleibt nun nach dem Stopp immer so stehen, dass man ihn auch lesen kann. Dazu sind sie drehbar gestaltet und offenbar so beschwert, dass das "W" immer unter dem "V" stehen bleibt. Bei der Fahrt bleiben sie allerdings nicht stehen, wie uns VW sagte.

Innen edlere Materialien

Im Cockpit wurden oft die Qualität der Materialien und die Bedienung kritisiert. Geändert wird beim Facelift nun aber nur die Materialqualität, die Bedienung muss bis 2024 warten. Zwei im Jahresabstand aufeinander folgende Aufwertungen sind in der Branche unüblich und sehr selten. Zu den Gründen gehört offenbar, dass das Budget für das Facelift nur für die Materialverbesserungen ausreichte.

Jedenfalls ersetzt VW das bisher an vielen Stellen des Cockpits verwendete Hartplastik durch hinterschäumte Oberflächen. Am Armaturenbrett finden sich zudem feine Nähte. Dennoch ist der ID.3 nun komplett "tierfrei". Auch am Lenkrad gibt es künftig kein Leder mehr, sondern einen künstlichen Überzug, der sich aber ebenfalls angenehm anfühlt. Auch die Tür-Innenseiten sind nun weich bespannt.

VW ID.3 Facelift (2024): Edlere Materialien innen mit feinen Nähten sind der zweite Hauptpunkt des Facelifts (neben den Exterieur-Änderungen)

Verbessertes Navi und bis zu 170 kW

Eine weitere Verbesserung ergibt sich durch die Software: Das Navigationssystem soll künftig auch eine Ladestrategie für längere Roten erarbeiten. Wir testeten das in Hannover an einem Wagen mit der ID-Software 3.5: Bei den Zielen München und Wien klappte es, wir erhielten detaillierte Anweisungen, am ersten Ladestopp so und so viele Minuten zu laden, am zweiten so und so viele – prima. Nur beim Ziel Rom war nichts zu machen – möglicherweise, weil die italienischen Schnelllader noch nicht integriert waren.

Plug & Charge wird schon bei heute produzierten Fahrzeugen unterstützt. Auch die maximale Ladeleistung mit Gleichstrom wird im VW-Konfigurator schon derzeit mit 170 kW angegeben (bei der großen 77-kWh-Batterie). Damit soll sich der große Akku in 30 Minuten von 5 auf 80 Prozent bringen lassen. Beim 58-kWh-Akku bleibt es bei 120 kW und 35 Minuten Ladezeit. Interessant für Solaranlagen-Besitzer: Auch bidirektionales Laden in der heimischen Garage wird künftig möglich sein, wenn man ein Heimenergie-Managementsystem (HEMS) gekauft hat. Dann kann der Akku vermutlich als Zwischenspeicher für die selbst erzeugte Solarenergie genutzt werden. 

Keine Verbesserung in Sicht ist bei der Vorklimatisierung der Batterie: Der Akku wird auch in Zukunft nicht fürs Laden vorgewärmt oder gekühlt, wenn es in Richtung DC-Säule geht. Laut VW kann man die Vortemperierung weder manuell starten, noch wird sie bei der Auswahl eines Schnellladers als Navigationsziel automatisch gestartet.

Erweiterte Serienausstattung

Ein weiteres Plus ist die optimierte Serienausstattung. So sind ab dem Facelift das größere Display mit 12 Zoll und die Klimaautomatik Serie. Standard sind künftig auch Assistenzsysteme wie der Tempomat, der Spurhalteassistent, das Anti-Kollisionssystem und die "natürliche Sprachbedienung". LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent, LED-Rückleuchten und elektrisch anklapp- und beheizbare Außenspiegel. Auch die "Play & Pause-Pedale" (mit Symbolen wie beim Kassettenrekorder), die "Mittelkonsole High" mit USB-C-Anschlüssen und die besseren "Design-Sitze" sind nun stets an Bord. 

Zu den erheblich höheren Preisen des Facelifts – der Basispreis stieg von rund 38.000 auf nun etwa 44.000 Euro – sagte VW, dass die derzeit im Konfigurator stehenden vorkonfigurierten Versionen deutlich besser ausgestattet sind als die alten Vor-Facelift-Modelle, die dort vor Dezember 2022 angeboten wurden. Seit diesem Zeitpunkt erscheinen im Konfigurator schon die Facelift-Modelle (mit Bildern der bisherigen Version). Das hatte VW damit begründet, dass man wenn man jetzt bestellt, schon das neue Modell erhält.   

Verbesserung bei der Bedienung erst Ende 2024

Erst ein Jahr nach dem Facelift, also Ende 2024, wird dann die Bedienung optimiert. Dann wird auch ein großer 15-Zoll-Touchscreen eingeführt, wie ihn der VW ID.7 erhält. Im selben Zug entfallen die oft kritisierten, nicht beleuchteten Touch-Slider für Temperatur und Lautstärke unter dem Monitor. Und der seltsame Drehknubbel zum Aktivieren der Fahrmodi P, N, R und D (der oft durch den Lenkradkranz verdeckt wird) weicht einem Lenkstockhebel. 

VW ID.3 (2023): Das Interieur (Skizze)

So wird das ID.3-Cockpit erst 2024 aussehen

Die ebenfalls öfter bemängelten Touch-Tasten am Lenkrad sollen allerdings nicht durchgängig durch konventionelle Tasten ersetzt werden; hier werde es einen Kompromiss geben, heißt es bei VW. 

Künftig will VW auch Functions on Demand (FoD) anbieten. Das bedeutet, dass die Hardware für bestimmte Funktionen serienmäßig vorhanden ist, man die Software aber nachträglich freischalten kann. So sollen künftig vier Funktionen buchbar sein:

  • Zwei-Zonen-Klimaautomatik
  • Ambientelicht
  • Navigationsfunktion
  • Abstandstempomat (ACC)

FoD ist für mich ein schöner Vorgeschmack auf das so oft beschworene softwaredefinierte Fahrzeug. Damit werden wir vielleicht in Zukunft auch mehr Leistung für die Urlaubsfahrt über die Berge buchen können oder eine Sitzheizung für die Wintersport-Saison. Alles in allem finde ich aber, dass VW die Prioritäten bei seinem Facelift falsch gesetzt hat. Mir wäre die verbesserte Bedienung wichtiger gewesen als die neue Außenoptik und die edleren Materialien. Und das blaue Modell auf unserem Titelbild finde ich um Längen schöner als das Grün mit der militärischen Konnotation – aber da mag jeder selbst urteilen.

Bildergalerie: VW ID.3 Facelift (2024)