Der elektrisch angetriebene Stadtbus von Mercedes erhält verbesserte Batterien. Außer durch die neuen Akkus wird die Reichweite auch durch ein verbessertes Thermomanagement erhöht.
Der 2018 vorgestellte eCitaro basiert auf dem Citaro mit Dieselmotor. Nun erhält er Lithium-Ionen-Batterien der dritten Generation (NMC 3). Hinter dem Kürzel NMC 3 verbirgt sich eine neue Zellchemie: An der Kathode wird eine neue NMC-Chemie eingesetzt (Nickel, Mangan, Cobalt), an der Anode eine "advanced Graphit-Anode". Genaueres teilt Mercedes nicht mit; vermutlich wird an der Kathode mehr Nickel eingesetzt, an der Anode könnte der Silicium-Anteil steigen; beides erhöht die Energiedichte.
Die Zellen sind zylindrisch und stammen nach wie vor vom deutschen Hersteller Akasol. Den Formfaktor (2170, 2165 oder dergleichen) nennt Mercedes nicht. Zu den Verbesserungen gehört auch "der modulare Aufbau der Batteriebestückung". Insgesamt ergibt sich eine höhere gravimetrische und volumetrische Energiedichte des Batteriepakets. Mercedes schreibt außerdem: "Die Kapazität von 4,93 Ah pro Batteriezelle ergibt eine beachtliche Erhöhung der Kapazität um rund 50 Prozent bei gleichem Gewicht." Ob sich die Erhöhung der Speicherkapazität auf Batterie- oder Zellebene bezieht, bleibt offen.
Je 600 Zellen bilden ein Modul, und neun solcher Module ergeben ein Batteriepaket mit 5.400 Zellen. Daraus ergibt sich eine Brutto-Speicherkapazität von 98 kWh pro Batteriepaket. Wie viele dieser Pakete pro Bus zum Einsatz kommen, hängt von der Version ab. Der normale eCitaro ("Solobus") kann mit vier bis maximal sechs davon ausgestattet werden. Maximal ergeben sich so 588 kWh. Diese verteilen sich auf drei oder vier Pakete auf dem Dach sowie zwei Pakete im früheren Motorraum.

Der Gelenkbus eCitaro G kann vier bis sieben Batteriepakete erhalten, womit bis zu 686 kWh Kapazität möglich sind. Bis zu fünf Pakete sind auf dem Vorderwagen untergebracht, zudem kann je eines auf dem Hinterwagen sowie im früheren Motorraum positioniert werden.
Die Maximalbestückung ermöglicht beim eCitaro Solobus eine Reichweite von 280 Kilometern und beim eCitaro G 220 Kilometer, und zwar laut Mercedes über die gesamte Lebensdauer der Batterie hinweg. Unter günstigen Bedingungen liegt die Reichweite bei mehr als 300 Kilometern.
Aufgeladen wird im Depot mit einer Ladeleistung von bis zu 150 kW. Dafür stehen Anschlüsse links und rechts über der Vorderachse sowie am Heck zur Verfügung. Maximal zwei Steckdosen-Positionierungen pro Fahrzeug sind möglich. Bei schonender Depotladung geht Batteriehersteller Akasol von 4.000 Ladezyklen aus. Dies entspricht bei täglichem Einsatz einer Lebensdauer von bis zu zehn Jahren. Optional kann man aber auch über Pantograf-Stromabnehmer auf dem Dach oder per Ladeschienen aufladen (Opportunity Charging). Mit Ladeschienen steigt die maximale Ladeleistung auf 300 kW.
Der Stromverbrauch hängt bei einem Stadtbus stark von der nötigen Kühlung sowie vor allem der Heizung des Innenraums ab. Deswegen wird der Fahrgastraum energiesparend durch eine Wärmepumpe beheizt. Außerdem gibt es eine thermische Vorkonditionierung des Innenraums beim Aufladen der Batterien im Depot.
Für den Antrieb setzt Mercedes die bekannte Elektroportalachse ZF AVE 130 mit Elektromotoren an den Radnaben ein. Die Peak-Leistung der Motoren beläuft sich auf 2 x 125 kW, das Drehmoment auf 2 x 485 Nm. Beim Gelenkbus werden serienmäßig Mittel- und Hinterachse angetrieben.


Das Layout des Fahrgastraums entspricht den Dieselmodellen. Cockpit und Bedienung sind ebenfalls weitgehend unverändert. Allerdings gibt es eine Beschleunigungsregelung: Beim Anfahren wird das Drehmoment gedrosselt, egal wie viel Gas gegeben wird. Das spart Energie und ist besonders für die stehenden Fahrgäste komfortabler. Zugunsten der Effizienz und um die Unterschiede zu den Dieselmodellen gering zu halten, segelt der Bus normalerweise beim Freigeben des Gaspedals. Man kann aber über einen E-Bremshebel auch eine stärkere Rekuperation einstellen.
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland knapp 300 neue eCitaro zugelassen – knapp die Hälfte aller neu zugelassenen E‑Busse über acht Tonnen. Insgesamt sind heute in deutschen Verkehrsbetrieben rund 700 eCitaro im Einsatz, davon rund ein Viertel in Gelenkbus-Ausführung.
Bildergalerie: Mercedes eCitaro (2023)
Quelle: Mercedes