Strom für 400 Kilometer Reichweite in nur zehn Minuten nachladen: Das soll mit der neuen Shenxing-Batterie vom chinesischen Spezialisten CATL möglich sein. Damit wäre das Laden kaum mehr zeitaufwendiger als Tanken.
Die LFP-Batterie soll bereits ab Ende des laufenden Jahres in Serie gehen. Erste mit der Shenxing-Batterie ausgestattete Elektroautos sollen im ersten Quartal 2024 in China auf den Markt kommen, sagte CATLs Technologie-Vorstand Gao Han bei einer Online-Veranstaltung, über die Reuters berichtet.
Shenxing ist ein alter chinesischer Ausdruck für besonders hohe Geschwindigkeit. Der Akku soll sich mit einer Laderate von 4C aufladen lassen. Bei der C-Rate wird die Ladeleistung auf die Bruttokapazität der Batterie bezogen. 1C bedeutet, dass sich die ganze Batterie in einer Stunde aufladen lässt, 4C entspricht einer Komplettladung in nur einer Viertelstunde.
Bildergalerie: CATL Shenxing-Batterie (LFP)
Für die Ladeleistung in kW bedeutet das zum Beispiel bei einem 80-kWh-Akku, dass er sich mit viermal 80 gleich 320 kW laden ließe. Bei einem 40-kWh-Akku wären es nur 160 kW, bei einem 100-kWh-Akku aber 400 kW. Mit der SI-Einheit Coulomb (ebenfalls mit C abgekürzt) für die elektrische Ladung hat die C-Rate nichts zu tun.
Auch beim Nachladen von Reichweite soll der Akku punkten. Die angegebenen 400 km Reichweite beziehen sich allerdings auf die wenig anspruchsvolle chinesische CLTC-Norm. Zudem hängt das Nachladen von Reichweite natürlich nicht nur von der Ladedauer, sondern auch vom Stromverbrauch des Autos ab.
Das schnelle Laden bei der LFP-Batterie hat CATL durch eine beschleunigte "Extraktion" der Lithiumionen erreicht, außerdem soll die Einlagerung der Lithiumionen in das Elektrodenmaterial (die Interkalation) besonders schnell erfolgen. Zudem erwähnt CATL eine schnelle "Ionenringtechnologie", geschichtete Elektroden mit mehreren Gradienten, einen neuen Elektrolyten und einen ultradünnen Separator.
Auch die oft zitierten Kaltstartprobleme bei der LFP-Technik will CATL überwunden haben: Das schnelle Aufladen soll über einen weiten Temperaturbereich klappen. Sogar noch bei minus 10 Grad Celsius soll sich der Akku in 30 Minuten von 0 auf 80 Prozent bringen lassen. Das ist zwar deutlich langsamer als bei Idealbedingungen, aber auch aktuelle Elektroautos mit konventionellen Batterien laden nicht schneller.
Außer dem schnellen Aufladen soll die Batterie eine hohe Sicherheit und eine gute Energiedichte bieten. So soll die Batterie "die perfekte Balance aus großer Reichweite und einfachem Auftanken verkörpern".
Ob der Akku auch günstiger ist als aktuelle NMC-Batterien wie normale LFP-Batterien, bleibt offen. Zwar sind die verwendeten Rohstoffe Eisen und Phosphat deutlich billiger als Nickel und Cobalt. Aber der Kostenvorteil könnte durch eine aufwendige Fertigung der neuen Zellen wieder zunichte gemacht werden. Mit einer weiter verbesserten Technologie und verringerten Kosten soll der Akku jedoch zu einem Standardprodukt werden, sagte CATL-Cheftechniker Gao.
CATL könnte einen Nachfrageschub durch die neue Batterie gebrauchen, denn letztens verzeichnete der Hersteller eine schwächere Nachfrage. Gleichzeitig hatte CATL mit einem erhöhtem Kostendruck zu kämpfen, denn die Autohersteller senken ihre Modell-Preise, um die Nachfrage auch in der Rezession hoch zu halten. Laut InsideEVs USA hat CATL insgesamt Marktanteile an BYD verloren; BYD stattet alle seine Elektroautos mit eigenen Batterien aus. Der größte Kunde von CATL ist Tesla.
Quelle: Reuters, CATL auf Youtube via InsideEvs.com