Einstufungen wie SUV oder Kompaktwagen werden immer fragwürdiger. Nimmt man die Höhe als Abgrenzungskriterium oder die Optik oder eine Mischung aus beidem? Oder gar die Einstufung durch den Hersteller?

Letzteres erscheint als besonders fragwürdig, denn hier spielen Marketing-Gesichtspunkte hinein. Beim Volvo EX30 haben wir uns narren lassen: Vom Hersteller wird der Neuling als Kompakt-SUV bezeichnet, und so haben wir ihn in unserem ersten Konkurrenzvergleich dem Jeep Avenger, Hyundai Kona Elektro und Smart #1 gegenübergestellt. Doch das Auto ist nur 1,55 Meter hoch und damit sogar ein paar Millimeter niedriger als der VW ID.3, der nun eindeutig ein kompakter Schrägheckwagen à la VW Golf ist. Deswegen vergleichen wir nun diese Autos – den neuen Volvo EX30 mit dem gelifteten VW ID.3.

Ähnliche Maße, unterschiedliche Optik

In der Seitenansicht zeigen sich deutliche Unterschiede: Der Volvo hat eine längere Fronthaube, die nicht so bruchlos in die Windschutzscheibe übergeht wie beim Volkswagen:

Volvo EX 30

Volvo EX30: 4,23 m lang und 1,55 m hoch 

VW ID.3 Facelift (2024)

VW ID.3 Facelift: 4,26 m lang und 1,56 m hoch

Der VW wirkt durch die gespannte Dachlinie, die schrägen Türfugen hinten sowie den nach hinten ansteigenden schwarzen Schweller dynamischer. Auch beim Kofferraum liegt VW vorne: Volvo gibt 318-904 Liter an, bei VW sind es 385-1.267 Liter.

Cockpit: Volvo verzichtet aufs Instrumentendisplay

Innen verzichtet Volvo auf ein Instrumentendisplay; für die vier Fensterheber gibt es ähnlich wie beim VW ID.3 nur drei Knöpfe. Die Fahrmodi P, N, R und D werden per Lenkstockhebel aktiviert und der Touchscreen ist vertikal eingebaut.

Volvo EX30 Innenraum

Volvo EX30

VW ID.3 Facelift (2024)

VW ID.3 Facelift

Der VW gibt sich mit dem horizontalen Infotainment-Monitor und dem Instrumentendisplay konventioneller. Auch bei der gelifteten ID.3-Version werden die Fahrmodi noch per "Drehknubbel" rechts oben hinter dem Lenkrad aktiviert. Nachteil: Je nach Statur der Person am Steuer wird die Sicht auf den Knubbel oft durch den Lenkradkranz verdeckt.

Antrieb: Der VW ist 50 kW schwächer

Den VW gibt es derzeit ausschließlich mit 150-kW-Heckantrieb. Damit ist das Auto 50 kW schwächer als der EX30 in der Single-Motor-Version. So braucht der Volvo nur 5,7 Sekunden für den Standardsprint und schafft bis zu 180 km/h. Der Volkswagen fährt mit 7,4 Sekunden bzw. 160 km/h deutlich hinterher. Dazu kommt noch, das man den EX30 auch mit Allradantrieb bestellen kann, der noch deutlich mehr Power bietet.

VW mit mehr Reichweite, bei Ladegeschwindigkeit gemischtes Bild   

Doch nun zu den wohl wichtigsten Eigenschaften eines Elektroautos: Reichweite und Ladeeigenschaften. Den Hecktriebler von Volvo gibt es wie den von VW in zwei Batterievarianten. Vergleichen wir zuerst die Basisversionen:

  Akku Reichweite Ladeleistung AC/DC Ladedauer DC Ladegeschwindigkeit
EX30 Single Motor 49 kWh netto 344 km 11 (opt. 22)/143 kW 26 min (10-80%) 1,32 kWh/min
ID.3 58 kWh 58 kWh netto 435 km 11/120 kW 35 min (5-80%) 1,24 kWh/min

Der VW hat fast 100 km mehr Reichweite, die Ladedauer länger. Doch fairerweise muss man auch die Akkugröße und die unterschiedlichen Ladehübe berücksichtigen, wie uns Leser Moritz K. richtig schrieb. Bei der Ladegeschwindigkeit in kWh pro Minute ist der Volvo nicht mehr so weit vorne. Ein Vorteil des Volvo ist, dass er optional einen 22-kW-Bordlader bietet, der die AC-Ladezeit halbiert.

Nun zu den reichweitenstärkeren Versionen. Der VW kommt wegen seiner größeren Batterie 100 km weiter, und auch hier ist die angegebene Ladedauer (trotz höherer Maximal-Ladeleistung) größer als bei Volvo. Berücksichtigt man aber die größere Batterie des VW und den größeren Ladehub (5-80 statt 10-80%) und berechnet die Ladegeschwindigkeit in kWh/min, dann liegt der VW hier deutlich vorne:

  Akku Reichweite Ladeleistung AC/DC Ladedauer DC Ladegeschwindigkeit
EX30 Single Motor Extended Range 64 kWh netto 476 km 11 (opt. 22)/153 kW 27 min (10-80%) 1,66 kWh/min
ID.3 77 kWh 77 kWh netto 575 km 11/170 kW 30 min (5-80%) 1,93 kWh/min

Kommen wir zuletzt noch zur Preisfrage. Den EX30 in der Basisversion gibt es schon für 36.590 Euro, für den VW ID.3 zahlt man mindestens 39.995 Euro. Der Unterschied von 3.405 Euro entspricht neun Prozent. Die gehobenen Versionen kosten mindestens 41.790 Euro (Volvo) und 47.595 Euro (VW). Das macht 5.805 Euro oder 14 Prozent Unterschied.

Fazit:
Volvo günstig und flink, 77-kWh-VW besser für die Langstrecke

Der Volvo EX30 ist auch im Vergleich zum VW ID.3 ein sehr interessantes Angebot. Er bietet zwar auf fast identischen Außenmaßen weniger Kofferraum, dafür hat er deutlich sportlichere Fahrleistungen als der VW. Für die Langstrecke ist der VW ID.3 mit der großen Batterie die beste Wahl: Er kombiniert eine große Reichweite mit hoher Ladegeschwindigkeit. Beim Preis liegt dafür Volvo günstiger.