Renault hat Ende Juni bei seinem eWays-Event angekündigt, dass man auf der nächsten Pressekonferenz über seine Wasserstoff-Pläne sprechen werde. Dies hat Renault nun schon weniger eine Woche später am heutigen Dienstag getan.
Danach hat Renault mit dem Wasserstoff-Spezialisten Plug Power vor einigen Wochen ein Joint Venture gegründet. Das neue Gemeinschaftsunternehmen namens Hyvia soll schon Ende 2021 einen Renault Master mit Brennstoffzellen-Technik auf den europäischen Markt bringen. Hyvia (dessen Namen sich zusammensetzt aus Hydrogen und dem lateinischen Wort für Straße, via) will aber außerdem ein ganzes "Ökosystem" für Wasserstoff anbieten. Mehr dazu erzählte Hyvia-Chef David Holterbach auf der Pressekonferenz (siehe englischsprachiges Video unten).
Bei seinem Wasserstoff-Master verfolgt Hyvia ein "Dual Power"-Konzept: Man kann die 33-kWh-Batterie des Fahrzeugs aufladen, was eine Reichweite von etwa 100 Kilometern ergibt. Die Wasserstoff-Tanks vom neuen Partner Faurecia mit einem Fassungsvermögen von 3 bis 7 Kilo versorgen die Brennstoffzellen. Der damit erzeugte Strom erhöht die Reichweite auf bis zu 500 Kilometer.
Das Dual-Power-Konzept von Hyvia steht nach dem oben gezeigten Schema zwischen einem Range-Extender-Konzept, das den Schwerpunkt auf die Batterie legt, und einem "Full-Power"-Konzept, das vollständig auf Wasserstoff setzt und nur eine kleine (nicht aufladbare) Pufferbatterie braucht. Zum eingesetzten Elektromotor machte Hyvia keine Angaben. Möglicherweise wird der 57-kW-Motor aus dem Master Z.E. verwendet (siehe weiter unten).
Drei Karosserieversionen des Brennstoffzellen-Master werden angeboten:
- Master Van H2-Tech: ein Transporter Güter und Pakete mit 12 m3 Ladevolumen und bis zu 500 km Reichweite
- Master Chassis Cab H2-Tech: ein Transporter für größeres Fracht mit 19 m3 Ladevolumen und etwa 250 km Reichweite
- Master Citybus H2-Tech: ein Bus mit bis zu 15 Sitzplätzen und einer Reichweite von etwa 300 km.
Der Bus und der Van haben die Wasserstofftanks und offenbar auch den Stack oben im Dach, beim Chassis Cab sind sie dagegen (wie der Stack) unten im Boden untergebracht. Mit der neuen Master-Version will Hyvia im Jahr 2030 einen Marktanteil von 30 Prozent bei leichten Nutzfahrzeugen mit Wasserstoff-Antrieb erreichen.
Bildergalerie: Renault Master Fuel Cell
Hyvia will neben dem Brennstoffzellen-Master auch Wasserstoff-Zapfsäulen anbieten. Denn derzeit gibt es laut David Holterbach gerade mal 150 Zapfsäulen in ganz Europa; im Jahr 2030 sollen es 3.700 sein – auch noch nicht sehr viele. Den Mangel will Renault zumindest bei den Firmen vermindern. Denn die Zapfsäulen sollen vor allem an Firmen verkauft oder verleast werden.
Die Zapfsäulen sollen genauso wie die Brennstoffzellen-Stacks ab Ende 2021 im Renault-Werk Flins produziert werden. Außerdem will man Elektrolyse-Geräte zur Produktion von grünem Wasserstoff anbieten.
Hier ist die gesamte Pressekonferenz. Die Präsentation beginnt bei etwa 35:00 Minuten:
Den Renault Master gibt es bereits seit 2018 als Elektroauto namens Master Z.E. Für den Antrieb sorgt ein 57-kW-Elektromotor an der Vorderachse mit 225 Newtonmeter Drehmoment. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 100 km/h. Der 33-kWh-Akku ergibt eine Reichweite von gerade mal 107 km. Aufgeladen wird einphasig, mit maximal 7 kW Wechselstrom. Ein Ladevorgang soll sechs Stunden dauern.
Bildergalerie: Renault Master Z.E. (2020)
Angeboten werden drei verschiedene Längen (L1, L2 und L3) sowie zwei Höhen (H1 und H2) und drei Karosserieversionen: Kastenwagen, Fahrgestell und Plattformfahrgestell. Die Preise beginnen bei 54.900 Euro netto oder 65.331 Euro brutto für die Version L1H1 mit einer Länge von etwas mehr als fünf Metern und 7,8 Kubikmeter Ladevolumen sowie einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,1 Tonnen.
Quelle: Renault