Elon Musk sagte voraus, dass der in Palo Alto stattfindende AI Day von Tesla eine Veranstaltung für Insider sein würde. Bei dieser Gelegenheit konnten der Tesla-Chef und eine Handvoll seiner Mitarbeiter, die für verschiedene Projekte in den Bereichen Supercomputer, künstliche Intelligenz und vollständig selbstfahrende Autos verantwortlich sind, die in den letzten zwei Jahren erzielten Fortschritte erläutern.

An interessanten Einblicken und Ausblicken auf die Zukunftspläne des Unternehmens mangelte es jedoch nicht, und tatsächlich gab es - ganz im Sinne der öffentlichen Äußerungen von Elon Musk - einige Überraschungen.

Interessant ist, dass man zum ersten Mal detailliert darauf einging, wie das Fahrerassistenzsystem aufgebaut ist. Als Begründung wurde angeführt, dass man sich das Auto wie ein Tier vorstellt, mit seinen verschiedenen Körperteilen, inneren Organen und natürlich einem Gehirn.

Zwischen Superchips und Supercomputern

Beginnen wir mit dem Gehirn. Die gesamte Technologie basiert auf zwei grundlegenden Komponenten. Der erste ist der D1-Chip, der vollständig im eigenen Haus mit 7nm-Technologie entwickelt wurde.

Laut Ganesh Venkataraman, dem Leiter des Projekts, ist er doppelt so leistungsfähig wie andere Spitzenprodukte, die derzeit im Umlauf sind. Der D1-Chip ist das Herzstück des Dojo-Supercomputers, der wiederum für die Verwaltung des neuronalen Netzes zuständig ist, auf dem die Technologie der künstlichen Intelligenz des Unternehmens basiert.

Tesla presenta il Full Self Driving durante l'AI Day

Das Tier von Tesla

Andrej Karpathy, Leiter der Abteilung für künstliche Intelligenz, erklärte anschließend, wie Tesla das Fahrerassistenzsystem entwickelt hat. "Wir haben so gearbeitet, als ob wir ein Tier aus einem leeren Blatt Papier entwerfen müssten", erklärt er, "so haben wir ein System geschaffen, das wie ein Lebewesen denkt und kohärent und intelligent auf die Situationen reagiert, mit denen es konfrontiert wird.

Auf diese Weise", so Karpathy weiter, "haben wir alle mechanischen Komponenten der Karosserie (das eigentliche Auto, Anm. d. Red.), sein Nervensystem, das durch alle elektrischen Teile repräsentiert wird, und natürlich das Gehirn des Autopiloten entwickelt. Auch hier ist der Vergleich mit einem Lebewesen treffend. Denn das Gehirn nutzt mehrere hintereinander geschaltete neuronale Netze.

So gibt es zum Beispiel eines, das die von den Kameras kommenden Daten analysiert und ein bisschen wie die Augen funktioniert. Diese Daten, die bereits auf einer vorläufigen Ebene verarbeitet wurden, werden dann von einem zweiten, größeren neuronalen Netz verarbeitet, das sie mit anderen Informationen kombiniert, um eine genauere Vorstellung von der Umgebung zu erhalten.  

Tesla presenta il Full Self Driving durante l'AI Day

Noch kein autonomes Fahren

Im Laufe des Abends wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass es sich beim Full Self Driving nicht um ein autonomes Fahrsystem der Stufe 5 handelt, und es wurde bekräftigt, dass der Fahrer stets die volle Kontrolle über das Fahrzeug haben und auf das Geschehen achten muss, um rechtzeitig eingreifen zu können.

Die Klarstellungen wurden vielleicht auch vorgenommen, um ein deutliches Signal des Unternehmens zu senden, nachdem in den Vereinigten Staaten eine Untersuchung zu einer Reihe von Unfällen mit Teslas mit Autopilot eingeleitet wurde.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in dem vor der Veranstaltung gezeigten Video auch ein mit Full Self Driving ausgestattetes Auto zu sehen ist, das zahlreiche Fahrszenarien bewältigt, wobei der Fahrer stets eine Hand am Steuer behält. Ein nicht zu vernachlässigendes Detail.

"Diejenigen, die Beta-Versionen von Full Self Driving getestet haben", so Musk weiter, "werden bemerkt haben, wie schnell das System aus den Situationen lernt, mit denen es konfrontiert wird, und wie schnell es lernt, unter realen Verkehrsbedingungen zu fahren." Warum also ist das fortschrittliche autonome Fahren immer noch einigen wenigen vorbehalten und warum dauert es so lange, bis es verfügbar ist?

Zwei Probleme auf dem Weg zur Lösung

Elon Musk äußerte sich auch sehr direkt zu den Verzögerungen bei der Einführung des neuen Fahrerassistenzsystems. Es gibt vor allem zwei Bereiche, in denen dem Auto das richtige Verhalten beigebracht werden muss.

  • Die Erfassung der Umgebung auch bei Hindernissen, die vorübergehend die Sicht behindern, wie z. B. andere Fahrzeuge, die es dem Autopiloten nicht erlauben, eine Kurve oder eine Kreuzung perfekt zu überwachen.
  • Das Lesen von Signalen, die bestimmte Manöver vorwegnehmen, wie z. B. das Zusammenführen von zwei Fahrspuren in einem Abstand von 100 Metern. In diesem Fall muss das Auto die Informationen aufnehmen und sich daran erinnern, im richtigen Moment zu fahren.
Tesla presenta il Full Self Driving durante l'AI Day

Vom Auto zum Roboter

Das 2019 gestartete Supercomputerprojekt hat dank des neuen Chips D1 einen großen Schritt nach vorn gemacht. Das Dojo ist jedoch noch nicht zu 100 Prozent betriebsbereit, und wir werden bis zum nächsten Jahr warten müssen, bis es seine volle Kapazität erreicht hat. Dann wird es, wie Musk erklärte, "nicht nur in Autos eingesetzt werden, sondern seine selbstlernenden Mechanismen in zahlreichen anderen Anwendungsbereichen nutzen können".

Und hier kam die eigentliche Überraschung des Abends: der Tesla Bot, ein Roboter, der dieselbe Technologie der künstlichen Intelligenz nutzen wird, die das Unternehmen für die Fahrerassistenz entwickelt, und der nach den Vorstellungen von Elon Musk und seinen Mitarbeitern all die gefährlichen oder sich wiederholenden und langweiligen Aufgaben übernehmen soll, die die Menschen nicht mehr selbst erledigen wollen.

Bildergalerie: Tesla AI Day August 2021