Gerüchte gab es schon länger, nun ist es offiziell: Volkswagen bringt seine Tochter Porsche tatsächlich an die Börse. Das gab der Konzern nun in einer offiziellen Pressemitteilung bekannt.

In der Pressemeldung von heute früh heißt es zwar nur, man sei in "fortgeschrittenen Gesprächen"; Vorstand und Aufsichtsrat der Volkswagen AG müssten noch zustimmen. Der Konzern und die von den Familien Porsche und Piech dominierte Porsche SE hätten "eine Eckpunktevereinbarung verhandelt, die die Basis für die weiteren Schritte zur Vorbereitung eines möglichen Börsengangs der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG bilden soll."

Trotz der vagen Formulierungen gilt eine Entscheidung für den Börsengang bereits als sicher. Laut Handelsblatt wird der VW-Aufsichtsrat den Börsengang in wenigen Tagen beschließen. Banken und Rechtsanwälte zur Durchführung des Börsengangs wurden bereits eingeschaltet.

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Ein Grund, warum der Börsengang schon als sicher gilt, ist die erwähnte Eckpunktevereinbarung. Sie berücksichtigt schon die Interessen der VW-Großaktionäre, darunter die Familien Porsche und Piëch, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar. Diese erhalten einen Ausgleich für die Abspaltung von Porsche.

Auch die Interessen der Arbeitnehmer wurden in der Vereinbarung berücksichtigt, so dass keine Blockade des Börsendebüts durch deren Vertreter im Aufsichtsrat erwartet wird. Herbert Diess und dem VW-Vorstand wird in der Vereinbarung zugesichert, dass die erwarteten Milliardenerlöse aus einem Porsche-Börsengang in die Elektrooffensive investiert werden können. Porsche könnte mindestens 50 bis 60 Milliarden Euro wert sein, im günstigsten Fall vielleicht sogar 100 Milliarden, hofft man bei VW. Die könnte man für Zukunftsprojekte wie die geplanten sechs europäischen Batteriewerke oder das neue Trinity-Werk sicher gut brauchen.

Volkswagen
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An der Börse gehandelt werden soll allerdings nur ein Teil der Porsche-Aktien (etwa 20 bis 30 Prozent). Der Rest der Anteile soll offenbar in der Hand von Volkswagen bleiben – damit behielte der Konzern die Mehrheit. Die Porsche SE könnte dabei ein Vorkaufsrecht für die neuen Porsche-Aktien erhalten. Das würde den Familien Porsche und Piech die Möglichkeit geben, ihren Einfluss auf den Sportwagenbauer noch zu vergrößern.

Nachdem Volkswagen die Nachricht über den Börsengang verbreitet hatte, machte die VW-Aktie einen Kurssprung: Die Stammaktien stiegen innerhalb kürzester Zeit von 231 auf fast 250 Euro, die Vorzugsaktien von 271 auf 291 Euro.

Wenn alle Gremien dem Börsengang zustimmen, hängt das Vorhaben noch vom Börsenumfeld ab. Einen Strich durch die Rechnung könnte den Wolfsburgern noch eine weitere Eskalation des Ukraine-Konflikts machen oder auch eine Zinserhöhung durch die amerikanische oder europäische Notenbank.