Um mit Tesla mithalten zu können, müsse Ford sein Geschäftsmodell umkrempeln, sagte Konzernchef Jim Farley am Mittwoch. Um den Gewinn mit Elektroautos zu steigern, könnten die Werbeausgaben gekürzt und das Händlernetz umorganisiert werden.
Der Wechsel vom Verbrenner zum E-Auto sei die größte Umwälzung der Branche seit dem Model T von 1908, so Farley auf einer Investorenkonferenz von Alliance Bernstein (PDF). Die Autoindustrie steuere auf einen "riesigen Preiskampf" zu, so der Manager.
"Unsere Branche steuert definitiv auf einen großen Preiskampf zu. Demokratisierte Elektroautos werden kommen. Tesla spricht von einem Verkaufspreis von 25.000 Dollar, die Materialkosten liegen also wahrscheinlich bei 18.000 Dollar. Sie werden sehen, dass es in China bereits passiert, die Hälfte aller Elektroautos der Welt werden in China verkauft. Und das beliebteste ist der 8.000-Dollar-Van von Wuling." (Jim Farley)
Erst kürzlich hat Ford seine Geschäftstätigkeit neu organisiert und drei Bereiche geschaffen: Model E für die Elektroautos, Ford Blue für die Verbrenner und Ford Pro für die Nutzfahrzeuge. Doch damit ist offenbar erst der Anfang gemacht, Ford prüft nun fast jeden Aspekt seines Geschäfts.
Tesla habe einen erheblichen Kostenvorteil, so Farley. Deshalb überlege man, wie die Zahl der bei den Händlern stehenden Autos verringert werden kann. In den USA ist es üblich, Autos vom Hof des Händlers zu kaufen, sie werden nur selten bestellt wie hierzulande. Dadurch steht ein Teil der produzierten Fahrzeuge oft länger beim Händler herum, ohne Gewinn zu bringen. Eine andere Möglichkeit wäre laut Farley, einige Fahrzeuge einfach übers Internet zu verkaufen, wie es Tesla tut. Die Standards für die Autohändler der Zukunft "werden brutal sein. Sie werden ganz anders sein als heute", so der Ford-Chef.
Auch sei er nicht überzeugt, dass Ford weiterhin Werbung machen müsse, insbesondere nicht für neue Elektromodelle wie den F-150 Lightning. Von dem neuen Elektro-Pick-up kann Ford nicht so viele Exemplare herstellen, wie verkauft werden können – der Wagen ist bereits für ein Jahr ausverkauft.
Damit könnte Ford über drei Milliarden Dollar einsparen, denn so viel gab der Konzern letztes Jahr für Werbung aus. Seinen Widerwillen gegen diese Ausgaben zeigte Farley mit der gut formulierten Aussage: "Wenn Sie jemals sehen, dass die Ford Motor Company eine Super-Bowl-Werbung für ein Elektroauto macht, verkaufen Sie die Aktie."
Am gestrigen Donnerstag gab Ford eine Investition von 3,7 Milliarden Dollar in seine Werke in Michigan, Ohio und Missouri bekannt (Pressemitteilung). In Michigan soll unter anderem die Produktion des F-150 Lightning auf 150.000 Stück pro Jahr gesteigert werden. Das Werk in Ohio muss umgerüstet werden, damit dort ab Mitte des Jahrzehnts ein neues Elektro-Nutzfahrzeug gebaut werden kann. Und im Werk in Kansas City (Missouri) wird die Fertigungskapazität für den Transit und E-Transit erhöht.
Quelle: Reuters