Rolls-Royce erprobt den neuen Spectre derzeit in Südafrika, wo das Auto zeigen kann, was es bei extremer Hitze, aber auch in mediterranem Klima taugt. Außerdem gibt es Bilder, die das Elektro-Schiff realistischer zeigen als die Studie-Bilder, die der Hersteller bei der Vorstellung des Modells im Oktober 2022 veröffentlichte. Zudem gibt es neue Infos und erste Testeindrücke, über die Autocar berichtet.
Der Spectre ist das erste Elektroauto der Marke und zugleich der "geistige Nachfolger" des Phantom Coupé. Die ersten Exemplare werden im vierten Quartal 2023 ausgeliefert. Technische Basis für den Spectre ist die Architecture of Luxury – eine Vollaluminium-Spaceframe-Plattform, die auch Grundlage der aktuellen Modelle Phantom, Cullinan und Ghost ist.


Der fast drei Tonnen schwere Elektro-Erstling ist stolze 5,45 Meter lang und wiegt fast drei Tonnen. Für ein zweitüriges Coupé sind das erstaunliche Daten. Weitere Besonderheit: Die Türen sind hinten angeschlagen. Mit 1,50 Metern sind sie die längsten Seitentüren, die Rolls-Royce jemals eingebaut hat.


Für den Antrieb sorgt ein Allradsystem, das nach vorläufigen Angaben 430 kW Antriebsleistung und 900 Newtonmeter Drehmoment bietet. Damit sprintet der Wagen in 4,5 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht in der Spitze 250 km/h.
Zur Batteriegröße gab es bisher keine Angaben, doch nach dem neuen Artikel von Autocar speichert sie etwa 106 kWh. Es soll sich um den größten Akku von BMW handeln. Demnach könnte es sich um die gleiche Batterie handeln, die auch im BMW iX eingesetzt wird; diese speichert 111,5 kWh brutto und 105,2 kWh netto. Die Reichweite des Spectre soll bei etwa 520 km liegen.
Das von Autocar Ende 2021 kolportierte Gerücht, dass der Spectre den Antrieb des BMW iX M60 erhält, trifft demnach ziemlich genau zu. Die Topversion des BMW iX bietet mit 440 kW und 1.100 Nm noch etwas mehr Power und der Sprintwert ist mit 3,8 Sekunden deutlich besser. Die Reichweite liegt jedoch mit 500-563 km auf gleichem Niveau.
Zu den Lademodalitäten des Spectre gibt es noch keine Angaben. Doch wenn es sich um die gleiche Batterie wie im BMW iX handelt, wird die maximale Ladeleistung bei 195 kW liegen; damit kann man den Akku in 35 Minuten von 10 auf 80 Prozent bringen.

Das Interieur wirkte auf den Autocar-Tester ähnlich wie bei anderen Rolls-Royce-Modellen. In der Mitte des Armaturenbretts gibt es einen horizontal eingebauten Touchscreen; außerdem sind die Instrumente nun als Display ausgeführt. Aber beides fällt kaum auf – anders als etwa der Mercedes EQS mit seinem spektakulären Hyperscreen setzt die britische Nobelmarke auf dezenten Luxus.
Man sitzt sehr tief im Spectre. Aber um das Ende der Motorhaube sehen zu können, stellte der Tester den Sitz deutlich nach oben. So fällt der Blick auch auf den Spirit of Extasy: Die Kühlerfigur wurde neu gestaltet, um auf einen cW-Wert von 0,25 zu kommen.
Im Fond gibt es zwei Sitze; der Theatre Screen aus dem neuen BMW i7 wird nicht angeboten, denn große Displays wünsche die Kundschaft nicht; außerdem hätte der Riesenmonitor die Sicht auf die Starlight-Dachhimmel versperrt.
Zum ersten Mal sind die Starlight Doors für einen Serien-Rolls-Royce erhältlich. Sie zeigen 5.876 sanft beleuchtete Sterne. Von Sternen umgeben ist auch der Spectre-Schriftzug rechts am Armaturenbrett. Hier sind es "über 4.796".
Bildergalerie: Rolls-Royce Spectre (2023)
Der Spectre soll (unter anderem dank der Batterie) um 30 Prozent steifer sein als die bisherigen Rolls-Royce-Modelle. Zudem soll der 700 Kilo schwere Akku zur Lärmdämmung beitragen. Der Hersteller spricht zudem von einer niedrigen Sitzposition und einer "umhüllenden" Kabine.
Das so genannte "Planar-Fahrwerk" soll die Fahrt so komfortabel machen wie eine Reise auf dem fliegenden Teppich. Dafür sorgen aktive Querstabilisatoren, die bei Geradeausfahrt zugunsten des Komforts entkoppelt werden können, bei Kurvenfahrt aber wieder zusammengekoppelt werden, um die Querneigung zu verringern. Nach dem Tester von Autocar ist das gelungen; der Komfort so hoch, dass man fast völlig von der Außenwelt isoliert ist. Damit man das Gefühl nicht einbüßt, in einem Auto zu sein (was ein Sicherheitsproblem darstellen könnte), kann man einen künstlichen Sound zuschalten, der hörbar, aber leise ist.
Alles in allem fährt sich der Spectre schon gut; es beschleunigt schnell und mühelos. Die Allradlenkung ermöglicht wesentlich höhere Kurvengeschwindigkeiten als man denkt. Nur bei niedrigem Tempo fühlt sich das Auto wegen der riesigen 23-Zöller noch etwas seltsam an, aber da will der Hersteller noch nachbessern.
Im Jahr 1900 prophezeite Charles Rolls dem Automobil eine elektrische Zukunft - vorausgesetzt, es gäbe eine ausreichende Infrastruktur. Über 120 Jahre später erfüllt sich mit dem Spectre die Prophezeiung des Gründers.
"Das Elektroauto ist absolut geräuschlos und sauber. Es gibt weder Geruch noch Vibrationen. Sie sollten sehr nützlich werden, wenn feste Ladestationen eingerichtet werden können." Charles Stewart Rolls, Mitbegründer von Rolls-Royce, 1900
Der Nettopreis in Deutschland beträgt 318.500 Euro, mit Mehrwertsteuer sind das 379.015 Euro. Damit wird der Rolls-Royce Spectre zwischen dem etwa 360.000 Euro teuren Cullinan und dem rund 480.000 kostenden Phantom positioniert und gehört zu den teuersten Elektroautos überhaupt. Der Spectre wird nicht das einzige E-Auto der Marke bleiben. Denn ab 2030 will Rolls-Royce nur noch Elektroautos verkaufen.
Technische Daten des Rolls-Royce Spectre
- Antrieb: Allradantrieb mit 2 E-Motoren
- Systemleistung / Systemdrehmoment: ca. 430 kW / 900 Nm
- 0-100 km/h / Höchstgeschwindigkeit: ca. 4,5 Sek. / 250 km/h
- WLTP-Stromverbrauch: ca. 21,5 kWh/100 km
- Akku / WLTP-Reichweite: ca. 105 KWh netto / 520 km
- Karosserie: 2 Türen / 4 Sitze
- cW-Wert: 0,25
- Maße: 5.453 mm Länge / 2.080 mm Breite / 1.559 mm Höhe / 3.210 mm Radstand
- Wendekreis: 12,7 m
- Leergewicht: 2.975 kg
- Basispreis: 379.015 Euro
Quelle: Rolls-Royce, Autocar