In 0,956 Sekunden von Null auf Hundert: Diesen neuen Sprint-Weltrekord stellten nun Studierende der ETH Zürich und der Hochschule Luzern auf. Das selbstgebaute Rekordfahrzeug heißt Mythen und wiegt nur 140 Kilo – bei einer Leistung von 240 kW.

Fast ein Jahr lang arbeiteten die Mitglieder des Akademischen Motorsportvereins Zürich (AMZ) in jeder freien Minute an ihrem Elektrofahrzeug. Nun erhielten sie die offizielle Bestätigung von Guinness World Records: Das Fahrzeug hat einen neuen Beschleunigungsrekord für Elektrofahrzeuge aufgestellt. Der kleine Supersportler beschleunigte in nur 0,956 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Bildergalerie: Sprint-Weltrekord der ETH Zürich

Am Steuer saß Kate Maggetti. Sie brauchte nicht weit zu fahren: Nach lediglich 12,3 Metern war der Racer schon 100 km/h schnell. Damit wurde der bisherige Weltrekord von 1,461 Sekunden um mehr als ein Drittel unterboten. Die alte Rekordzeit wurde erst vor einem Jahr von einem Team der Universität Stuttgart aufgestellt. Zum Vergleich: Ein Kia EV6 GT braucht 3,5 Sekunden für den Normsprint, ein Tesla Model S Plaid liegt bei 2,1 Sekunden (mit Rollout-Start) und der 1.400 kW starke Rimac Nevera benötigt 1,97 Sekunden.

Alle Komponenten des Gokart-ähnlichen Fahrzeugs mit spitz zulaufender Front wurden von den Studierenden selbst entwickelt. Das begann bei den Leiterplatten und reichte bis hin zum Chassis und dem Akku. Durch Leichtbau mit viel Carbon und Aluminium wiegt das Rennauto gerade mal rund 140 Kilo. Für den Antrieb sorgen vier selbst entwickelte Radnabenmotoren. Die Systemleistung liegt bei 240 kW. Das ist zwar mehr Leistung, als das Model-3-Basismodell hat (208 kW), aber wenig im Vergleich zum Nevera.

"Bei einem Beschleunigungsrekord spielt aber nicht nur die Leistung eine wichtige Rolle, sondern auch, wie man die Kraft effektiv auf den Boden übertragen kann," erklärt Dario Messerli, der Aerodynamik-Experte des AMZ-Teams. Neben dem Leistungsgewicht spielt deswegen die Traktion eine große Rolle – besonders bei geringem Fahrzeuggewicht, wo der Anpressdruck naturgemäß geringer ist.

Bei Formel-​1-Fahrzeugen behilft man sich mit Flügeln an Heck​ und Front. Dieser Effekt kommt aber erst bei höherem Tempo zum Tragen. Um von Anfang an eine starke Bodenhaftung zu gewährleisten, haben die Studierenden deshalb "eine Art Staubsauger" entwickelt, der das Fahrzeug an den Boden saugt.

Das AMZ-​Team hat bereits zweimal einen Sprintrekord für Elektroautos aufgestellt – einmal 2014 und erneut 2016. In den folgenden Jahren wurde ihr Rekord dann aber wieder von dem Team der Universität Stuttgart gebrochen. Jetzt ist der Weltrekord wieder in der Schweiz und die ETH-​Studierenden sind zuversichtlich, dass sie ihn so schnell nicht wieder abgeben müssen.