Im Vierzylinder, dem Gebäude der BMW-Hauptverwaltung, dürfte heute der eine oder andere Sektkorken geknallt haben. Denn das Batteriemontage-Werk im niederbayerischen Straßkirchen kann wie geplant gebaut werden. In einem Bürgerentscheid in der 3.400-Seelen-Gemeinde hatte sich eine große Mehrheit für das neue Werk ausgesprochen.

Über 75 Prozent stimmten für das Ratsbegehren, und das bei einer ordentlichen Beteiligung von 77 Prozent der Wahlberechtigten. Den Entscheid hatte eine Bürgerinitiative namens "Lebenswerter Gäuboden" initiiert. 

In dem neuen Werk will BMW ab 2025 oder 2026 Batterien für die Neue Klasse zusammensetzen. Die Zellen dafür (erstmals zylindrische und nicht wie bisher prismatische) kommen dagegen von Zulieferern wie CATL. Der chinesische Batteriespezialist baut derzeit eine große Fabrik in Debrezen, wo auch die neue Klasse gefertigt wird.

Die 600.000 Batterien pro Jahr sollen an die bayrischen Fertigungsstätten von BMW geliefert werden, insbesondere an das große Werk im nur 40 Kilometer entfernten Dingolfing sowie die Fabriken in Regensburg und München. Straßkirchen liegt nahe den Autobahnen A3 und A92. Die schweren Akkus könnten daher auch mit E-Lastwagen direkt zu den Autowerken transportiert werden, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Bei einem Nein wäre BMW auf einen Standort außerhalb Bayerns ausgewichen.

Bildergalerie: BMW-Batteriemontage in Straßkirchen

Im Februar 2023 erwarb BMW eine Fläche von 105 Hektar auf den Gemeindegebieten von Straßkirchen und Irlbach. Außerdem sicherte sich der Konzern Ankaufsrechte für weitere 29 Hektar. Doch in Straßkirchen formierte sich Widerstand gegen die neue Fabrik. Man befürchtete zusätzlichen Verkehr, den Verlust wertvollen Ackerbodens und eine Verschärfung des lokalen Fachkräftemangels durch die gut bezahlten BMW-Jobs.

Die Befürworter hatten auf die insgesamt 3.200 Arbeitsplätze verwiesen, die an dem neuen Standort entstehen sollen, sowie auf die steigenden Gewerbesteuer-Einnahmen. Die werden in der Tat explodieren: Bis Ende des Jahrzehnts sollen  die Zahlungen von BMW auf einen hohen, einstelligen Millionenbetrag ansteigen, so der Münchner Hersteller.

Baubeginn in Straßkirchen soll im kommenden Jahr sein, Mitte 2025 soll das Werk dann zunächst fertig sein. Von dem 105 Hektar großen Grundstück sollen dann 60 Hektar bebaut sein. In der ersten Phase sollen rund 1.600 Arbeitsplätze entstehen. Rund 70 Prozent dieser Beschäftigten sollen von anderen BMW-Standorten kommen und ihr Knowhow in den Aufbau des neuen Werks einbringen. 

Ab 2025 werden die BMW-Modelle der Neuen Klasse zunächst im ungarischen Debrecen produziert. Dann folgen das Stammwerk in München, das große Werk Dingolfing, sowie das kleine Werk in Regensburg. Nach dem Prinzip "Local for Local“ sollen die Batterien so nah wie möglich bei den Fahrzeugwerken entstehen. Das macht die Lieferkette robuster und den CO2-Fußabdruck kleiner. Deshalb entstehen derzeit Batteriemontagen in Debrecen, Woodruff (bei Spartanburg, USA), in San Luis Potosí (Mexiko) sowie in Shenyang (China).