Elektroautos nutzen in aller Regel Graphit als Material für die Anode der Batteriezellen. Es gibt zwar auch Zellen mit einem gewissen Anteil von Silicium-Verbindungen, doch ganz ohne das unscheinbare schwarzgraue Pulver fährt derzeit wohl kein E-Auto. Doch nun hat China, der größte Graphitproduzent der Welt, Einschränkungen beim Export angekündigt.
Am heutigen Freitag gab die Regierung in Peking bekannt, dass sie künftig Exportgenehmigungen für einige Graphitprodukte verlangen wird. China verarbeitet mehr als 90 Prozent des weltweit vorkommenden Graphits zu dem Material, das in praktisch allen Anoden von Elektroauto-Batterien verwendet wird, berichten Reuters und die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Graphit besitzt eine Schichtstruktur, in die sich Kationen wie das Lithium-Ion leicht einlagern können, ohne dass sich das Material allzu stark ausdehnt. Zudem ist Graphit elektrisch leitfähig und recht günstig. Diese Eigenschaften machen die Kohlenstoff-Modifikation zu einem idealen Material für Elektroden.
Die Exportbeschränkungen seien zum Schutz der nationalen Sicherheit nötig, hieß es aus Peking. Sie richteten sich nicht gegen ein einzelnes Land. Fachleute stufen die Ankündigung jedoch als Gegenmaßnahme zu neuen US-Sanktionen bei Halbleitern ein; diese beschränken unter anderem den Export von modernen Chips von Nvidia für die Künstliche Intelligenz. Außerdem plant die Europäische Union Zölle auf in China hergestellte Elektroautos. Als Begründung dafür wird angeführt, dass Peking deren Preise heruntersubventioniert.
Die Beschränkungen beginnen zum 1. Dezember. Dann werden für zwei Arten von Graphit Exportgenehmigungen verlangt: synthetisches Graphit hoher Reinheit und hoher Härte sowie natürlicher Flockengraphit. Natürlicher Graphit spielt in China allerdings eine geringere Rolle. 70 Prozent der chinesischen Produktion besteht inzwischen aus synthetischem Graphit. Dabei werden kohlenstoffhaltige Materialien (Erdöl, Kohle etc.) unter Luftabschluss auf etwa 3.000 Grad erhitzt (verkokt).
Zu den wichtigsten Abnehmern von Graphit aus China zählen Japan, die USA, Indien und Südkorea, aber offenbar nicht die EU. Koreanische Batteriehersteller (wie Samsung SDI, SK On und LG Energy Solution), die unter anderem auch europäische Automarken beliefern, könnten besonders betroffen sein. Auch japanische Zellenhersteller wie Panasonic (der auch in den USA fertigt) könnten leiden. Diese Zellenproduzenten müssten sich neue Graphitquellen suchen, etwa in den USA oder Australien. Das jedoch würde die Kosten erhöhen.
Noch ist unklar, wie China bei den Exportgenehmigungen vorgehen wird. Bei restriktiver Vergabe könnten die Preise für Batteriegraphit steigen – und damit die Preise für Batterien aus Korea und Japan. Chinesische Batterie- und Autohersteller könnten profitieren, weil die heimischen Batteriehersteller wie CATL oder BYD weiter chinesisches Graphit nutzen könnten. Schlimmstenfalls könnte der Schritt der chinesischen Regierung der Auftakt zu einem Handelskrieg sein, der die E-Auto-Produktion behindert.
Unser Titelbild zeigt die Ausdehnung von Graphitelektroden mit verschiedenen Silicium-Anteilen bei der Aufnahme von Lithium-Ionen. Das Schaumstoffmodell wurde von der TU München entwickelt und bei einer Roadshow in diesem Jahr präsentiert.