Das war ja eigentlich klar: 2023 war das Jahr der Künstlichen Intelligenz und von ChatGPT. Und mit DS integrierte ein erster Autohersteller den Chat-Bot in seine Spracherkennung. Nun dürften der Reihe nach weitere Hersteller folgen. Den Anfang macht nun Volkswagen.
Die neue Künstliche Intelligenz (KI) erhalten (neben MQB-evo-Verbrennern wie Golf oder Tiguan) Elektroautos auf Basis des Modularen Elektrobaukastens MEB. Bei VW betrifft das den ID.3, 4, 5 und 7 mit der neuesten Infotainment-Generation. Auch bereits bei der Kundschaft angekommene Fahrzeuge profitieren. Die Äquivalente anderer Konzernmarken sollen ebenfalls in den Genuss der generativen KI kommen. Die neue Technik startet im zweiten Quartal 2024, also frühestens ab April. Dann wird dei Software in den ersten Märkten und in "vielen" Modellen ausgerollt, so VW.
VW präsentiert die neue Funktion in Kooperation mit Technologiepartner Cerence auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas, die am morgigen Dienstag beginnt.
Dabei wird ChatGPT in das Sprachassistenz-System integriert, das bei VW auf den Namen Ida hört ("Hallo Ida ..."). So kann man Ida während der Fahrt Fragen stellen und sich recherchierte Inhalte vorlesen lassen. Möglich macht es das Programm Cerence Chat Pro des US-amerikanischen KI-Spezialisten Cerence Inc.
Schon bisher kann die Sprachassistentin IDA nicht nur Infotainment, Navigation und Klimatisierung steuern, sondern auch allgemeine Wissensfragen beantworten. Welche Version von ChatGPT VW nutzt, verrät der Hersteller nicht. DS nutzt die kostenlose Version ChatGPT 3.5, die auf ältere Inhalte begrenzt ist – so kann man zum Beispiel keine aktuellen Öffnungszeiten erfahren. Möglicherweise verwendet VW aber schon ChatGPT 4.0, denn durch die KI sollen "im Rahmen ihrer stetig wachsenden Möglichkeiten" viele weitere Informationen zur Verfügung stehen – das klingt nach ständiger Verbesserung.
Die Nutzung von ChatGPT geschieht stets über die Sprachassistentin Ida. Es muss also kein neuer Account angelegt, keine neue App installiert oder ChatGPT aktiviert werden. Mit "Hallo Ida" oder der Taste am Lenkrad wird die Assistent hellhörig. Wenn die Anfrage nicht durch das Volkswagen-System beantwortet werden kann, wird sie anonymisiert an die KI weitergeleitet. Die Antwort kommt dann wieder mit der gewohnten Stimme von Ida. ChatGPT erhält dabei keinerlei Zugriff auf die Fahrzeugdaten, Fragen und Antworten werden im Sinne eines bestmöglichen Datenschutzes umgehend gelöscht, versichert VW.
Cerence-Chef Stefan Ortmanns sagte: "Wir sind stolz, auf unserer Expertise in der Automobilindustrie und unserer langjährigen Partnerschaft mit Volkswagen aufzubauen. Damit bieten wir Volkswagen-Kunden Innovationen, die generative KI und große Sprachmodelle nutzen - auch nach dem Kauf eines Fahrzeugs. Mit Blick auf die Zukunft werden Volkswagen und Cerence die Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines neuen, auf einem großen Sprachmodell (Large Language Model, LLM) basierenden Benutzererlebnisses als Grundlage für die nächste Generation der In-Car-Assistenten von Volkswagen prüfen."
Fast gleichzeitig mit VW kündigt auch BMW eine "Generative KI für Sprachassistenten im Fahrzeug" an. Dabei kooperiert der Münchner Hersteller mit Amazon und bereitet zusammen mit dem Partner eine mögliche Serieneinführung vor, wie es in einer neuen Pressemitteilung heißt. Hier wird also nicht ChatGPT, der Chat-Bot von OpenAI verwendet, sondern das LLM von Amazon bzw. Alexa.
Unterm Strich
Eine nette Geschichte für die Kinder im Fond abrufen, ein bestimmtes Lied heraussuchen, die aktuellen Fußballergebnisse oder Reisetipps abrufen und vieles mehr: Man kann sich vorstellen, dass ChatGPT im Auto von Nutzen sein kann. Vermutlich werden dem VW-Konzern und der Stellantis-Marke DS weitere Hersteller folgen. Bei VW allerdings hapert es derzeit noch an anderen Stellen, wie wir kürzlich bei unserem Test des ID.7 und kurz danach wieder beim Skoda Enyaq)merkten: Wenn Ida bzw. Skodas Laura ständig ungefragt dazwischen plappert, stellt man sie schnell ab – egal wie intelligent sie sein mag.