Die Elektroauto-Sparte des chinesischen Evergrande-Konzerns ist pleite. Zwei Tochtergesellschaften, die Evergrande New Energy Vehicle und die Evergrande Smart Automotive, müssen Insolvenz anmelden und umstrukturiert werden, entschied nun ein chinesisches Gericht.
Schon am 28. Juli hieß es, Gläubiger der beiden Unternehmen hätten den Konkurs und die Umstrukturierung beantragt. Diese Gläubiger waren die Guangdong Overseas Construction Consulting Co und die Guangzhou Shenlong Road Transport Co. Der Schritt werde "wesentliche Auswirkungen" auf Produktion und Geschäftstätigkeit haben. Kurz danach wurde der Handel der Aktien in Hongkong ausgesetzt und wurde seither auch nicht mehr aufgenommen.
Der Mutterkonzern Evergrande Group (Wikipedia) ist eines der größten Immobilienunternehmens Chinas. Das Geschäftsmodell war einfach: Man lieh sich Geld, um Baugrund zu kaufen und Häuser zu bauen. Die Wohnungen wurden verkauft, und mit dem Erlös zahlte man die Kredite zurück, kaufte neue Grundstücke. Das ging gut, solange die Immobilienpreise stiegen, wie Reuters vor einem Jahr berichtete. Doch als die Immobilienblase platzte, wuchs die Verschuldung, und Mitte 2021 stand die Firma mit 250 Milliarden Euro in der Kreide.
Im Sommer 2023 meldete der Konzern in den USA Insolvenz an, im Januar 2024 ordnete ein chinesisches Gericht die Liquidierung an. Dieser Prozess ist aber noch nicht beendet. Im Mai hatten die Insolvenzverwalter des Mutterkonzerns, der 58,5 Prozent der Elektroauto-Sparte erklärt, sie seien in Gesprächen mit Käufer. Der Konkurs der Elektroautosparte könne diese Gespräche beeinträchtigten, sagten Analysten gegenüber Reuters.
Am 22. Oktober soll eine Gläubigerversammlung zur Umstrukturierung der Elektroauto-Sparte vor Gericht stattfinden. Das Mittlere Volksgericht hat eine Anwaltskanzlei zum Verwalter für die Reorganisation von Evergrande Smart Automotive ernannt.
Bildergalerie: Evergrande Hengchi 5
Die wichtigste Marke von Evergrande war Hengchi; schon im Gründungsjahr 2020 präsentierte die Marke neun Designstudien, genannt Hengchi 1 bis Hengchi 9. Darunter waren vier Elektro-Limousinen, vier Elektro-SUVs und ein Elektro-Van. Bilder von den Hengchi-Studien kann man sich auf der englischen Wikipedia-Seite ansehen. Keines dieser Modelle ging je in Serie.
NEVS Emily GT (2023)
Außerdem erwarb Evergrande im Jahr 2019 die Mehrheit an der schwedischen Firma NEVS, wie InsideEVs USA damals berichtete. NEVS hatte die Reste des Autoherstellers Saab aufgekauft und wollte seine Emily GT im ehemaligen Saab-Werk produzieren. Auch daraus wurde nichts, soweit wir wissen.
Unter dem Strich
Die Pleite des milliardenschweren Mutterkonzerns bewegte die Weltbörsen, das Schicksal von Evergrande gilt als Musterbeispiel für die Immobilienkrise in China. Vom Schicksal der Elektroauto-Sparte, mit der Evergrande einst für mehr Diversifizierung sorgen wollte, nimmt kaum jemand mehr Notiz. Doch nun ist auch diese am Ende.
Quelle: Reuters, Reuters (08/2023)