Mit leerer Batterie irgendwo liegenbleiben: Das gehört sicher zu den verbreitetsten Alpträumen von allen, die ein Elektroauto fahren. In einem solchen Fall hilft eigentlich nur noch ein Auto-Transporter, der den Wagen zur nächsten Ladesäule zum Aufladen bringt. Oder ein mobiler Ladeservice, also ein Fahrzeug mit dickem Akku, mit dem das liegengebliebene Auto aufgeladen werden kann.
Ein solcher mobiler Ladeservice ist eTree. Man ruft einfach per App eines der eTree-Fahrzeuge herbei, stöpselt sein Elektroauto an und lädt auf. Zeit und Ort des Ladevorgangs sind frei wählbar. Eine Besonderheit ist, dass man noch nicht einmal persönlich anwesend zu sein braucht. Die Abrechnung erfolgt über die App.
Die eTree-Fahrzeuge sind mit Schnellladern ausgestattet, die Gleichstrom bis zu 150 kW Ladeleistung liefern. Dabei bietet jedes Fahrzeug zwei bis fünf Ladepunkte, man kann also bei Bedarf auch mehrere Fahrzeuge gleichzeitig aufladen. Die Verbindung dürfte fast immer klappen, denn es werden die gängigen Lade-Standards unterstützt: CCS 50, CHAdeMO, Tesla Typ 2 und normaler Typ 2.
Bildergalerie: eTree (mobiler Ladeservice)
Die Lade-Fahrzeuge sind nur 3,70 Meter lang, 1,40 Meter breit und 1,90 Meter hoch und können so auch unter beengten Verhältnissen eingesetzt werden. Die Höhe dürfte mit gängigen Tiefgaragen kompatibel sein.
Der Service dürfte besonders dann nützlich sein, wenn man irgendwo liegen geblieben ist. Aber auch wenn man einmal einfach keine freie Ladesäule findet oder keine Zeit hat, sein Auto zu laden, könnte sich die Sache lohnen. Man kann sein geparktes Elektroauto zum Beispiel auch aufladen lassen, während man im Büro, im Flugzeug oder in der Bahn sitzt.
Nach Freigabe durch den Kunden kann nämlich der Ladedeckel des Autos vom eTree-Fahrer geöffnet werden, so der Anbieter. Wie das technisch möglich ist, erklärt die Firma nicht. Der gesamte Ladevorgang ab Ankunft des eTree-Fahrers wird per App-Video live dokumentiert. So kann man den ordnungsgemäßen Ablauf überwachen und mitverfolgen, wie schnell das Laden voran geht und wie viele kWh bereits geladen wurden. Auf Wunsch kann man den Ladevorgang auch jederzeit abbrechen.
Auch für Flottenkunden könnte der eTree-Service praktisch sein, zum Beispiel wenn man während eines Kundentermins laden muss, weil zwischen den Terminen keine Zeit bleibt. Geschäftsinhaber könnten den Service ihren Kunden anbieten, so dass diese ihr Auto während des Shoppings laden lassen können, auch wenn sich keine stationäre Ladesäule vor dem Geschäft befindet.
Laut Anbieter kostet die Kilowattstunde bei eTree "durchschnittlich genauso viel wie bei einer stationären Schnellladesäule". Die Preise hängen aber von Uhrzeit und Entfernung ab und natürlich von der Strommenge.
Neben einmaligen Ladevorgängen sollen aber auch verschiedene Abo-Modelle angeboten werden, zum Beispiel auch in Kooperation mit Fahrzeugherstellern oder Versicherungen. Diese könnten ihren Kunden dann den Schutz vor dem Liegenbleiben gegen Entgelt anbieten oder sogar ein Rundum-Sorglos-Paket, mit dem der Kunde nicht mehr an das Laden denken muss.
Bisher verfügt eTree nur über ein einziges Demofahrzeug. Doch soll der Service zum Jahresanfang 2022 in Deutschland starten. Zum ersten Quartal will man mit 100 eTree-Fahrzeugen beginnen, eine Ausweitung auf bis zu 400 Fahrzeuge ist denkbar. Zuvor will man sich noch um Kooperationspartner wie Autohersteller oder Versicherungen kümmern.