Stromschlag-Gefahr beim Aufladen von Elektroautos? Das klingt auf den ersten Blick wenig glaubwürdig. Schließlich werden E-Autos ja nicht erst seit gestern aufgeladen. Hätte man da nicht längst von so einem Problem erfahren?
Nun, an Ladesäulen, Wallboxen und den meisten Haushaltssteckdosen droht wohl keine Gefahr, wohl aber an ungeerdeten Haushaltssteckdosen. Das berichtet nun Stefan Moeller, der rührige Chef des Elektroautovermieters Nextmove.
Moeller hat das Problem am eigenen Leibe erfahren: Während eines Urlaubs in Kroatien lud er seinen fast neuen Hyundai Ioniq 5 an der Haushaltssteckdose des gemieteten Ferienhauses auf. Beim Einräumen des Kofferraums bekam er plötzlich einen Stromschlag.
Ursache des Malheurs war die verwendete Haushaltssteckdose: Sie war nicht geerdet, was es in Süd- und Osteuropa noch relativ häufig gibt. Aber auch hierzulande wurde manchmal die Erdung vernachlässigt, erfuhr Moeller bei seinen Recherchen.
Beim Ladevorgang entsteht generell eine Spannung zwischen Karosserie und Erdboden. Bei einer geerdeten Steckdose wird diese Spannung abgeleitet. Ohne Erdung dagegen baut sich ein Potential auf. Wenn man nun barfuß oder mit nassen Schuhen auf regennassem Boden unterwegs ist und ein nicht lackiertes (oder auch nur nasses) Karosserieteil berührt, bekommt man "einen gewischt".
Im Fall von Moellers Hyundai Ioniq 5 verhinderten weder das serienmäßige Ladekabel für die Haushaltssteckdose noch der Bordlader das Laden. Bei Versuchen an verschiedenen Modellen aus der Nextmove-Mietwagenflotte stellte Moeller fest, dass das kein Einzelfall ist. Moeller maß auch die aufgebaute Spannung und teils die Stromstärke. Dabei ergaben sich teils Spannungen über 140 Volt und Stromstärken bis 1,9 Milliampere (Hyundai Ioniq 5):
Bereits eine Wechselspannung ab 50 Volt gilt als gesundheitsgefährdend für Erwachsene, für Kinder gilt ein Grenzwert von 25 Volt, so Moellers Recherchen.
Es gibt aber auch Hersteller, die ein Laden an nicht geerdeten Steckdosen verhindern:
Beim VW ID.4 und Audi e-tron GT verhindert das mitgelieferte Not-Ladekabel (also das für die Haushaltssteckdose) das Laden an einer nicht geerdeten Steckdose. Noch besser geschützt ist man beim Renault Zoe, der laut Moeller in der Szene als Lade-Zicke verschrien ist. In diesem Fall aber schützt er den Menschen: Wie der weitgehend baugleiche Smart erkennt er, wenn an einer nicht geerdeten Steckdose geladen werden soll und verhindert den Ladevorgang.
Eigentlich sollten alle Autohersteller das Laden an nicht geerdeten Steckdosen unterbinden, findet Moeller. Bis es soweit ist, sollte man dubiose Steckdosen sicherheitshalber mit einem günstigen Steckdosentester (für 15 Euro) checken.
Das Video von Stefan Moeller ist sehenswert und informativ. Über die Werbeblöcke in eigener Sache muss man halt hinwegsehen:
Quelle: Nextmove auf Youtube