Das US-amerikanische Startup Bollinger legt seine kantigen, für Privatleute gedachten Elektro-Offroader B1 und B2 auf Eis. In Zukunft will man sich den Nutzfahrzeugen zuwenden. Das gab die Firma nun offiziell bekannt.

Bollinger wurde 2015 gegründet, um "die bestmöglichen Trucks zu bauen", so Firmenchef Robert Bollinger. Man habe hart für diesen Traum gearbeitet. "Heute jedoch verschieben wir die Entwicklung der Consumer Trucks und verlagern unseren Fokus auf commercial trucks und Flotten."

Bollinger B1 und B2
Bollinger B1
Bollinger B1 und B2
Bollinger B2

Künftig will Bollinger also als Nutzfahrzeuge gedachte Trucks herstellen, und zwar Trucks der "Medium Duty"-Klassen 3 bis 6. Auch B1 und B2 fallen in die Klasse 3, sind aber als Fahrzeuge für Privatleute gedacht. Bei den US-Gewichtsklassen ist das zulässige Gesamtgewicht entscheidend, das so genannte gross vehicle weight rating (GVWR, Angaben laut Wikipedia):

  • Class 3: 4,5-6,4 Tonnen (GVWR 10.001 bis 14.000 lbs)
    z.B. Chevrolet Silverado/GMC Sierra 3500, Ford F-250/F-350/F-450 Pick-up, Ram 3500
  • Class 4: 6,4–7,3 Tonnen (GVWR 14.001 bis 16.000 lbs)
    z.B. Chevrolet Silverado 4500HD/International CV, Ford F-450 Chassis Cab, Ram 4500
  • Class 5: 7,3–8,8 Tonnen (GVWR 16.001 bis 19.500 lbs)
    z.B. Chevrolet Silverado 5500HD/International CV, Ford F-550, Ram 5500
  • Class 6: 8,8–11,8 Tonnen (GVWR 19.501 bis 26.000 lbs)
    z.B. Chevrolet Silverado 6500HD/International CV, Ford F-650

Konkret geplant sind offenbar folgende vier Fahrzeuge:

Bollinger Class 3-6

Der Schritt von den Privat- zu den Nutzfahrzeugen werde es Bollinger ermöglichen, weiter zu wachsen und "einen echten Einfluss auf die grüne Zukunft des Automobils auszuüben." Man werde die bisher entwickelte Technologie für diese Nutzfahrzeuge verwenden. Bis man in der Lage sei, einen Zeitplan für die Wiederaufnahme des B1- und B2-Programms vorzulegen, werden die Anzahlungen für B1 und B2 zurückerstattet.

Bildergalerie: Bollinger B1 und B2 (2019)

Der Bollinger B1 wurde 2017 vorgestellt; zwei Jahre später wurde die Serienversion sowie die Pick-up-Variante B2 präsentiert. Beide sollten einen Allradantrieb über zwei E-Motoren sowie eine 120-kWh-Batterie erhalten, die 200 Meilen (ca. 320 km) ermöglichen sollte. Das Leergewicht betrug 5.000 lbs (2,3 Tonnen), die Zuladung war genauso groß. Sogar Preise wurden 2019 schon genannt: Sowohl B1 als auch B2 sollten 125.000 Dollar kosten, so die damalige Pressemitteilung (PDF). Damals begann die Reservierung; die Auslieferung sollte 2021 beginnen. Die Autos sollten sogar weltweit vermarktet werden.

Bollinger B2 Chassis Cab (2020)
Bollinger B2 Chassis Cab mit Doppelkabine
Bollinger B2 Chassis Cab (2020)
Bollinger B2 Chassis Cab mit Einzelkabine

Aber auch um Nutzfahrzeuge hat sich Bollinger bereits gekümmert. So stellte die Firma im Frühjahr 2020 den B2 Chassis Cab vor, eine Fahrgestell-Variante des B2, die Ende 2021 starten sollte (PDF-Pressemitteilung als PDF). Im vergangenen August folgten Plattformen für schwerere Nutzfahrzeug-Trucks der Klassen 3 bis 5: 

Bildergalerie: Bollinger: Nutzfahrzeug-Plattformen Class 3, 4, 5

Die Nachricht über den Ausstieg aus den Privat-Trucks wurde über die Bollinger-Website, über den Instagram-Kanal sowie als Youtube-Video verbreitet: