Renault prüft angeblich einen Börsengang seines Elektroauto-Bereichs. Schon bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2021 am 18. Februar hatte Renault-Chef Luca de Meo über eine Aufteilung des Konzerns in zwei Bereiche gesprochen, das Stichwort Börsengang erwähnte er dabei aber nicht. Nun gaben de Meo und sein neuer Finanzchef Thierry Pieton bei einem Treffen mit Analysten weitere Einzelheiten bekannt.

Das Management prüfe eine Aufteilung des Unternehmens in zwei Einheiten, berichteten Analysten. So könnte aus den Bereichen Elektroautos und der Carsharing-Sparte Mobilize ein "New Mobility"-Unternehmen entstehen, berichtet Bloomberg. Ein Börsengang dieser Firma könnte schon 2023 erfolgen. Der dann übrigbleibende, traditionelle Bereich (also wohl die Verbrennerfahrzeuge und die Hybride) könnte mit den Geschäften eines Partners zusammengeführt werden, möglicherweise in Form eines Joint Ventures.

Im Februar hatte de Meo gesagt, dass man eine Aufteilung in einen Bereich für Verbrenner- und Hybridfahrzeuge und einen Bereich für Elektroautos erwäge. Details dazu werde man aber erst bei einem Kapitalmarkttag im Herbst verkünden (siehe Video des Events unten in diesem Artikel).

Renault-Aufteilung in zwei Bereiche (Chart aus der Präsentation am 18. Februar)
Renault: Mögliche Aufteilung in zwei Bereiche (Chart aus der Präsentation am 18. Februar)

Mit einer möglichen Abspaltung der Elektrosparte würde Renault wesentlich rabiater vorgehen als Ford. Der US-Konzern hatte kürzlich ebenfalls über eine Aufspaltung nachgedacht, dann aber nur eine organisatorische Aufteilung innerhalb des Konzerns beschlossen. Dabei entstanden die neuen Bereiche Ford Blue (Verbrenner) und Ford Model e (Elektroautos).

Produktion eines Lada in einem AwtoWAZ-Werk (2012).

Bei Renault kämpft man derzeit mit den Folgen des Ukraine-Krieges, von dem der Konzern wegen seines Russland-Engagements besonders stark betroffen ist. Der Renault-Nissan-Konzern ist mit 25 Prozent an AwtoWAZ beteiligt; diese Firma steht hinter der Marke Lada.  Im März hatte Renault bekannt gegeben, dass man den Betrieb der AwtoWAZ-Fabrik in Moskau einstelle, wie die Tagesschau berichtete. Der Konzern werde sich vom russischen Markt zurückziehen. Die Zukunft der Marke Lada ist seither offen. 

Eine Aufteilung der Renault-Gruppe könnte helfen, einen kostspieligen Rückzug aus Russland abzuwenden, so Bloomberg. Zudem könnten so Mittel für die Entwicklung von Elektroautos beschafft werden. Viele traditionelle Autobauer sehen mit Neid auf die hohe Börsenbewertung von reinen Elektroauto-Firmen wie Tesla oder Rivian. Ein Börsengang des Elektroauto-Geschäfts als selbständige Firma könnte viel Kapital einbringen, so die Hoffnung.

Hier nochmal das Video zu den Geschäftszahlen 2021 vom Februar. Die Aussagen zur möglichen Aufteilung kommen bei etwa 45:50 min: