Krise? Was für eine Krise? Diese Frage drängt sich auf, wenn man die neue Auswertung des Center of Automotive Management (CAM) liest. Die Automärkte sind danach weltweit im Rückwärtsgang, doch die Elektromobilität entwickelt sich weiter dynamisch.
In Europa gingen im ersten Halbjahr die Verkäufe bei Benzinern um 22 Prozent zurück, bei Dieseln sogar um 32 Prozent. Dagegen stiegen die Neuzulassungen für reine Elektroautos (BEVs) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 32 Prozent.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr in Europa 647.479 Elektro-Pkw (BEVs) abgesetzt, was knapp 12 Prozent der Neuzulassungen entspricht. Im ersten Halbjahr 2021 lag der BEV-Anteil nur bei 7,6 Prozent. Plug-in Hybride waren dagegen in der ersten Jahreshälfte mit 472.722 Neuzulassungen oder minus 12 Prozent in Europa stark rückläufig.
Der größte europäische Elektroautomarkt ist wie gehabt Deutschland mit 167.503 neuen BEVs im 1. Halbjahr (+13 Prozent), gefolgt von Großbritannien mit 115.249 (+56 Prozent), Frankreich mit 93.344 (+29 Prozent), Norwegen mit 54.177 (+13 Prozent) und Schweden 39.722 (+76 Prozent) Elektro-Pkw.
Wie berichtet, liegt die BEV-Quote in Deutschland nun bei 13,5 Prozent, in Großbritannien ist er mit 14,4 Prozent noch etwas höher, in Frankreich mit 12,1 Prozent etwas niedriger. In Norwegen machen reine Elektroautos dagegen bereits 79,1 Prozent der Neuzulassungen aus.
Weltweit größter Elektroautomarkt ist nach wie vor China. Dort wurden in der ersten Jahreshälfte 1,95 Millionen Elektro-Pkw abgesetzt (+106 Prozent). Im gleichen Zeitraum wurden 534.000 Plug-in Hybride neu zugelassen (+168 Prozent). Die Gesamtneuzulassungen dagegen sanken um 7 Prozent auf 10,355 Millionen Pkw. Die BEV-Quote in China liegt mit 18,8 Prozent deutlich über der in Deutschland. Hier hilft seit Kurzem eine Halbierung der Umsatzsteuer für Elektro-Pkw.
Was die Autohersteller angeht, so verdoppelten 12 wichtige Elektroautobauer ihre BEV-Verkäufe im ersten Halbjahr auf über 2,1 Millionen Pkw. Tesla bleibt mit deutlichem Abstand Marktführer In den ersten zwei Quartalen verkaufte Elon Musk 565.000 Pkw (+46 Prozent). Wie berichtet, gingen die Tesla-Verkäufe im 2. Quartal allerdings zurück – wegen des Lockdowns in Shanghai und der Lieferketten-Probleme.
Die chinesischen Hersteller SAIC und BYD folgen mit 355.000 bzw. 324.000 abgesetzten BEVs. BYD rückte durch Erfolgsmodelle wie den Han EV, Dolphin oder Qin Plus EV mit einem Plus von fast 250 Prozent auf Position 3 vor. Der Geely-Konzern (mit Marken wie Polestar, Volvo, Geometry und Zeekr) konnte seine BEV-Verkäufe sogar vervierfachen, liegt mit 125.000 Pkw aber nur auch Platz fünf. Starkes Wachstum zeigen auch Xpeng sowie Hozon und Leapmotor, während Nio nur geringe Zuwächse verbuchen kann.
Bei den deutschen Herstellern kommt der VW-Konzern mit 217.000 BEVs (+27 Prozent) auf Platz vier der Zusammenstellung, BMW kommt auf 76.000 BEVs und die Mercedes-Benz Group landete bei 52.000 BEV-Verkäufen.
Im Gesamtjahr könnte der Absatz im Vergleich zu 2021 um 50 Prozent anwachsen, so das CAM. In absoluten Zahlen wäre das ein Zuwachs von 4,6 auf über 6,5 Millionen BEVs. Die Lieferkettenprobleme sollen durch neue Modelle und wachsende Produktionskapazitäten überkompensiert werden.
Quelle: CAM (per E-Mail)