BMWs Elektroauto-Plattform Neue Klasse startet 2025. Statt prismatischen (das heißt blockförmigen) Zellen setzt BMW erstmals zylindrische Zellen des Formats 46XX ein, die deutlich mehr Energiedichte und damit höhere Reichweiten bringen sollen. Zudem sorgt ein 800-Volt-System für schnelles Aufladen. Weitere Neuigkeiten verriet nun BMW-Technikvorstand Frank Weber gegenüber der britischen Autozeitschrift Car.
Wie wir bereits berichteten, soll es zum Start eine Mittelklasselimousine geben, die i3 heißen dürfte, sowie ein Mittelklasse-SUV, die angeblich den Namen iX3 tragen wird. Dabei soll die Limousine die 95 mm hohen Zellen bekommen, das SUV die 120-mm-Version.
Die neue 46XX-Zelle von BMW (Dummy)
Die Plattform wird aber nicht erst von der Mittelklasse an aufwärts eingesetzt. Laut Weber ist die Neue Klasse flexibel genug, um Elektroautos von der 1er-Reihe (Kompaktklasse) bis hin zu großen SUVs wie dem X7 zu tragen.
Was den Antrieb angeht, so unterstützt die Neue Klasse nicht nur konventionelle Konfigurationen mit einem Motor hinten (Heckantrieb) und mit einem E-Motor pro Achse (Allradantrieb). Möglich sind auch Layouts mit vier Elektromotoren, wie sie BMW M bereits testet.
Bei der Leistung ist die neue Plattform ebenfalls sehr flexibel: Sie kann zwischen 200 und 1.000 kW liegen. Zum Vergleich: Derzeit reicht die Palette bei BMW nur bis 455 kW im BMW iX M60), ein Elektrofahrzeug mit 1.000 kW ist noch nicht bekannt. Selbst das Tesla Model S Plaid soll nur 1.020 PS haben, also 750 kW, und der GMC Hummer EV bietet mit 1.000 PS oder 735 kW noch weniger.
Tesla Model S Plaid: 750 kW
GMC Hummer EV: Bis zu 735 kW
Als Motoren will BMW wie bisher stromerregte Synchronmaschinen (SSM) einsetzen, keine Asynchronmotoren (ASM) oder Permanentmagnet-Synchronmotoren (PSM). Als Gründe für diese Entscheidung nannte Weber die stabile Peak-Leistung, eine hohe Energiedichte (also ein geringeres Motorgewicht), eine gute Wiederholbarkeit von Sprints und geringe Motorgeräusche sowie einen Wirkungsgrad von 97 Prozent.
eDrive Gen5 mit SSM aus dem BMW iX
Der Stator des SSM-Elektromotors
Nicht ganz so überwältigend wie bei den Leistungen ist die Spannweite bei den Batteriegrößen: Sie können von 75 bis 150 kWh reichen. Und BMW will dabei nicht unbedingt bis an die Grenzen des technisch Möglichen gehen, denn das sei kontraproduktiv bei Größe und Gewicht, so Weber. "Stattdessen müssen wir das Maximum aus jeder Wattstunde herausholen, indem wir den Rollwiderstand weiter verringern, die Aerodynamik verbessern und die On-board-Energieeffizienz erhöhen." Ähnlich hatte sich kürzlich ein BMW-Sprecher geäußert, der sagte, 1.000 km wären möglich, aber nicht sinnvoll.
Bereits bekannt war, dass die Neue Klasse ein 800-Volt-System erhält, und dass sich die Batterie mit bis zu 270 kW aufladen lässt – also so schnell wie ein Porsche Taycan mit großer Batterie. Zudem versprach BMW:
- 20 Prozent höhere volumetrische Energiedichte auf Zellebene
- 30 Prozent höhere Ladegeschwindigkeit
- 30 Prozent mehr Reichweite
- 50 Prozent niedrigere Kosten für die Gesamtbatterie
Laut Weber kann man in 30 Minuten Strom für 600 km nachladen; zudem soll sich die Batterie in etwa 12 Minuten von 0 auf 95% bringen lassen – damit würde das Aufladen kaum länger dauern als ein Tankstopp, wenn man den Gang in die Tankstelle und das Anstehen mitrechnet.
Mehr zur Neuen Klasse erfahren werden wir im Januar 2023, wenn die Neue Klasse auf der Elektronikmesse CES als Studie vorgestellt wird. Laut Weber soll das Auto eine radikal neue Optik haben. Wir sind gespannt.
Quelle: Car