Mercedes will künftig neuartige Batteriezellen mit Siliciumanoden einsetzen. Die Materialien dafür kommen vom kalifornischen Spezialisten Sila, wie Mercedes nun meldet.
Die Siliziumanoden-Chemie soll ab Mitte des Jahrzehnts in Batterien eingesetzt werden, die erstmals optional für die geplante elektrische Mercedes G-Klasse erhältlich sein werden. Das auf der IAA im Herbst 2021 als Studie vorgestellte Modell wird wahrscheinlich EQG heißen. Mit den siliciumreichen Zellen werde das Mercedes-Batterieportfolio um eine weitere Zellchemie ergänzt, so die Stuttgarter.
"Beide Unternehmen streben an, bis Mitte des Jahrzehnts eine Version der elektrischen G-Klasse mit erhöhter Reichweite mit der neuen Technologieoption für Batterien auszustatten." (Mercedes)
Das Anodenmaterial mit hohem Siliziumgehalt soll die Energiedichte erhöhen, ohne die Sicherheit oder andere Leistungsparameter zu beeinträchtigen. Im Vergleich zu heute üblichen Zellen in vergleichbarem Format ermöglicht die Technologie von Sila eine 20 bis 40 Prozent höhere Energiedichte auf über 800 Wattstunden pro Liter auf Zellebene. Bis 2031 strebt Sila sogar Energiedichten von über 1.400 Wh/Liter an, so die Angaben auf der Website.
Sila wird die Anodenmaterialien in seinem neuen Werk im US-Bundesstaat Washington herstellen, die Mitte 2024 die Produktion aufnehmen soll. Das dort produzierte Material soll für 10 GWh Batterien mit reinen Silicium-Anoden reichen, oder für 50 GWh Batterien mit Hybridanoden (aus Graphit und Silicium), wie Sila kürzlich meldete. Mercedes ist der erste öffentlich bekannte Automobilkunde der Fabrik.
Sila wurde 2011 gegründet; siliciumreiche Anoden sind die Spezialität der Firma. Details dazu hat die Firma in einem Whitepaper dargelegt. Mercedes hat 2019 in die Firma investiert. Die nun bekanntgegebene Kooperation ist der nächste Schritt der Partnerschaft.
Sila habe seit 2019 neben wissenschaftlichen Innovationen auch Fortschritte bei der Herstellung der Materialien gemacht, so Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer. "Das Erreichen einer derart hohen Energiedichte ist wahrhaft bahnbrechend und erlaubt es uns, bei der Entwicklung künftiger Elektroautos in völlig neue Richtungen zu denken", so Schäfer.
An Siliciumanoden als nächsten Schritt bei der Batteriechemie glauben inzwischen etliche Hersteller. Von der Technik schwärmte zum Beispiel Porsche-Chef Oliver Blume beim New-Auto-Event des VW-Konzerns. Der Porsche Taycan verwende bereits solche Zellen, sagte Blume damals. Kürzlich beteiligte sich Porsche an dem Silicium-Spezialisten Group14, der das Material für die Porsche-Hochleistungsbatterien liefern soll. Volvo dagegen glaubt an die siliciumreichen XFC-Zellen von StoreDot, genauso wie Vinfast.
Quelle: Mercedes