Der Sono Sion wurde nun offiziell für tot erklärt: Das Solar-Elektroauto wird nicht mehr gebaut. Das gab das Münchner Unternehmen nun bekannt. Sono Motors wolle künftig nur noch das Solargeschäft für B2B-Kunden betreiben – das heißt, man will seine Solarzellen in Fahrzeuge von anderen Herstellern integrieren.

"Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren und unser Geschäft zu verschlanken", sagte Laurin Hahn, Mitbegründer und CEO von Sono Motors.

Die Firmenchefs Jona Christians und Laurin Hahn wollen nun versuchen, das Sono-Projekt zu verkaufen. Denn die wichtigsten Meilensteine wurden bereits erreicht, darunter die Fertigstellung der 18 Sion-Validierungsfahrzeuge und die Kooperation mit Valmet Automotive als erfahrenem Auftragsproduzenten. Gefehlt hatte es offenbar "nur" am nötigen Kapital.

Das 2016 gegründete Unternehmen hatte immer wieder vor dem Aus gestanden. Ende 2019 hatte man bei einer Crowdfunding-Aktion rund 50 Millionen Euro an Zahlungszusagen eingesammelt. Ende 2021 hatte sich Sono Motors dann frisches Kapital durch einen Börsengang an der US-Technologiebörse Nasdaq besorgt. Der Kursverfall war allerdings dramatisch: Zum Start lag der Kurs bei bis zu 38 Dollar je Aktie, inzwischen werden nur noch 62 Cent gezahlt.

"Wir haben es nicht geschafft, den Investor:innen zu erklären, warum der Sion das Potenzial zum ersten erschwinglichen Solar-Elektroauto der Welt hat, und dass es nach so einer Lösung auch eine große Nachfrage gibt." (Sion-Chefs Christians und Hahn im Dezember 2022)

Ende 2022 wackelte die Finanzierung erneut. Die Firma überlegte bereits, das Sion-Programm aufzugeben und sich auf das weniger kapitalintensive B2B-Solargeschäft zurückzuziehen. Zuvor wollte man aber noch versuchen, Reservierungen für 3.500 Sion zu bekommen. Bei jeder Reservierung wurde eine Anzahlung fällig, die nach oben offen war. Zeitweise wurden laut Sono durchschnittlich 2.000 Euro angezahlt.   

Die Kampagne wurde zunächst auf 50 Tage begrenzt, später bis zum 28. Februar verlängert. Wenige Tage vor Ende der Frist war am vergangenen Freitag nun offenbar abzuschätzen, dass diese Zahl nicht erreicht würde. Genauere Angaben zu der Zahl der zusätzlichen Reservierungen machte Sono nicht.

Ende Januar hatte das Unternehmen mehr als 1.500 neue private Reservierungen registriert. Insgesamt hatte Sono damals etwa 22.000 private Anzahlungen und etwa ebenso viele unverbindliche B2B-Vorbestellungen erhalten. Da die Zahl der Reservierungen nun mit über 45.000 angegeben wurde, dürften es nur etwa 1.000 gewesen sein.

Die eingegangenen Anzahlungen sollen nun in mehreren Raten über die nächsten zwei Jahre zurückgezahlt werden, beginnend mit einer ersten Rate im Mai 2023. COO Thomas Hausch tritt als COO zurück, außerdem müssen 300 Arbeitsplätze abgebaut werden. 

Der Sion kostete 29.900 Euro. Die 4,47 Meter lange Schräghecklimousine sollte eine Außenhaut mit 456 nahtlos integrierten Solarzellen erhalten. Diese sollten die Reichweite um bis zu 245 km pro Woche erhöhen. Die 54 kWh große Lithium-Eisenphosphat-Batterie selbst sollte für eine Reichweite von 305 km sorgen. Für den Antrieb war ein 120-kW-Elektromotor an der Vorderachse eingeplant.