Ein Elektro-Pick-up mit einer gewissen optischen Ähnlichkeit zum Tesla Cybertruck ist der Atlis XT. Das kantige Modell soll technisch ähnlich außergewöhnlich sein wie das Tesla-Modell, und genau wie der Cybertruck ist er noch nicht auf dem Markt. Doch die Firma hinter dem Wagen zeigt nun in einem Youtube-Video das Laden mit einer Leistung von einem Megawatt, also 1.000 kW.
Der Atlis XT soll eine maximale Ladeleistung von 1.500 kW bieten. Damit soll sich der Akku in nur 15 Minuten wieder aufladen lassen. Mit 1.000 kW macht Atlis schon einmal einen großen Schritt in diese Richtung, zumal bei der Demonstration noch mehr Leistung übertragen wird. Zum Vergleich: Die heute leistungsfähigsten Schnelllader schaffen maximal 350 kW – so hoch ist die maximale Ladeleistung der Ionity-Säulen.
In dem Youtube-Video erklärt Firmenchef Mark Hanchett, dass es Atlis nie nur um den Pick-up ging, sondern auch um verbesserte Lademöglichkeiten für Elektroautos allgemein. Die Details erklärt dann sein Lade-Fachmann Victor Atlasman.
Stecker und Kabel für das Megawatt-Charging von Atlis wurden vom Unternehmen selbst entwickelt. Das Kabel ist ähnlich dick wie ein CCS-Kabel, wie es auch bei uns fürs Gleichstrom-Laden verwendet wird. Der Stecker hat eine etwa rautenförmige Steckverbindung mit vier großen Leitern.
Atlasman steckt das Teil in den Slot einer so genannten Lastbank, der noch nicht zu einem Fahrzeug gehört, sondern eher aussieht wie eine große Maschine. Wie im Video zu sehen, besteht die Lastbank aus vier Elementen, die aus Sicherheitsgründen in zwei riesige Wassertanks eingetaucht sind. Für die Demonstration brauchte Atlis übrigens drei Hochleistungsgeneratoren mit Leistungen von 500 kW, 350 kW und 250 kW.

Lade-Demonstration von Atlis: 1,18 Megawatt Ladeleistung wurden in der Spitze erreicht
An den Anzeigen ist dann zu sehen, wie sich Ladeleistung, Spannung und Stromstärke erhöhen. Anfangs liegt nur eine "Precharge Voltage" von 399 Volt an; die Temperatur beträgt wenig mehr als 25 Grad Celsius. Einen Augenblick später zeigt das Instrument für "System Power" dann 119 kW an, dann 522 kW und kurz danach 812 kW – die Ladeleistung wächst den Anzeigen nach nicht kontinuierlich an, sondern sprunghaft. Am deutlichsten erkennbar ist das in dem Graphen oben in den Anzeigen. Bald sind 988 kW erreicht und dann 1,08 MW. Die Sprünge werden immer kleiner, aber die Ladeleistung wächst weiter bis auf 1,18 MW.
In 15 Minuten soll das System 250 kWh Energie liefern, so Atlasman – so viel soll ja die größte Batterie im Atlis XT speichern. Ein Auto mit einer 80-kWh-Batterie könnte sich damit in nur fünf Minuten laden lassen, rechnet der Experte vor. Wir fügen hinzu: Damit ließe sich zum Beispiel ein VW ID.3 mit 77-kWh-Akku schneller aufladen, als man tanken und im Tank-Shop bezahlen kann. Das Bezahlen für den Strom könnte dank Plug & Charge automatisch gehen.
Noch ist das Ladesystem unfertig und "roh", so Atlasman. Das geht auch aus den Sicherheitsmaßnahmen bei der Video-Demonstration hervor. Doch im Prinzip ist man schon recht weit gekommen.
Natürlich setzt das Ganze voraus, dass das Auto diese Ladeleistung unterstützt – was derzeit noch bei keinem Serienauto der Fall ist. Doch gearbeitet wird an solchen Autos. Der Atlis XT, der im Video nicht einmal mit dieser Bezeichnung erwähnt wird, ist nicht das einzige Fahrzeug. Auch der voraussichtlich Mitte 2023 startende Cybertruck soll ja Megawatt-Charging bieten. Für Lkw wird außerdem das Megawatt Charging System entwickelt, und das Nachfolgeprojekt Nefton ist auch schon in die Spur gesetzt – MAN und die TU München forschen daran.
Mehr zum Megawatt-Laden von Atlis erklärt Kollege Kyle Connor von Out of Spec im folgenden Video:
Quelle: Atlis, Atlis auf Youtube via InsideEVs.com