NEVS, das von China unterstützte Unternehmen, das Saab 2019 nach den zahlreichen finanziellen Schwierigkeiten des schwedischen Automobilherstellers übernommen hat, hat eine noch nie zuvor gezeigte vollelektrische Sportlimousine namens Emily GT vorgestellt.
Das funktionstüchtige Elektroauto wurde in nur zehn Monaten von Grund auf neu entwickelt und hat, genau wie die Marke Saab, die ihm vorausging, eine wirklich interessante Geschichte sowie ein tragisches Ende. Denn der Eigentümer von NEVS - die inzwischen berüchtigte Immobiliengruppe Evergrande - hat beschlossen, die gesamte Produktentwicklung einzustellen. Also kein Comeback von Saab, dessen Namemsrechte NEVS schon vor Jahren verloren hatte.
Das Projekt begann 2019 in Trollhättan, der ursprünglichen Heimatstadt von Saab, wo NEVS die Arbeit fortsetzte und sogar eine vollelektrische Version der in die Jahre gekommenen 9-3-Limousine entwickelte, die dann in einer brandneuen Fabrik in China montiert wurde.

Simon Padian, der frühere Designchef von Saab, soll das Emily GT-Projekt geleitet haben, und seine frühere Beteiligung an Modellen wie dem Saab 9-5 der letzten Generation zeigt sich im Aussehen des geheimnisvollen Elektroautos, insbesondere im Bereich der C-Säule, die an die früheren Fahrzeuge des schwedischen Autobauers erinnert.
Laut Carup und Saab Planet wurden sechs funktionierende Prototypen von einem Team von rund 350 Ingenieuren und Technikern gebaut, die vier Elektromotoren in den Rädern verwenden, die zusammen 480 PS entwickeln. Eine spätere Version soll 653 PS und ein gewaltiges Drehmoment von 2.200 Newtonmetern bieten.
Peter Dahl, Programmdirektor bei NEVS, sagte, dass man sich bei der Entwicklung am Porsche Panamera und Taycan orientiert habe, was eine ziemlich hohe Messlatte sei.
Bildergalerie: NEVS Emily GT
"Es ist ein geräumiges Auto mit viel Fahrspaß. Es ist sehr einfach und stabil zu fahren. Es hat ein einzigartiges Gleichgewicht zwischen Komfort und Fahrspaß, kann aber trotzdem ein Familienauto sein", sagte er.
Der NEVS Emily GT wurde für ein riesiges 175-Kilowattstunden-Batteriepaket konzipiert, das eine maximale Reichweite von über 1.000 Kilometern ermöglichen würde. Die Prototypen verwenden jedoch eine 52-kWh-Batterie, die aus dem bereits erwähnten elektrischen Saab 9-3 stammt.
Mit seinem luxuriösen Innenraum und einem Sprint von 0 auf 100 km/h in nur 4,6 Sekunden scheint der Prototyp äußerst vielversprechend zu sein und wäre ein großartiger Konkurrent für das Tesla Model S, wenn er es in die Produktion schaffen würde. Selbst Christian von Koenigsegg war vom Fahrverhalten des Prototyps beeindruckt.
Doch wie schon bei Saab zuvor scheinen NEVS und sein Emily-GT-Projekt dem Untergang geweiht zu sein.
Unterstützt vom chinesischen Immobilienriesen Evergrande, der kürzlich in einen der größten Finanzskandale Asiens verwickelt war, wurde NEVS in den Winterschlaf versetzt und alle Entwicklungsarbeiten wurden eingestellt.
"Das Projekt ist etwa 1,5 Jahre davon entfernt, in Produktion gehen zu können. Es ist alles vorhanden, um es weiter in die Produktion zu bringen. Die Prototypen sind komplett fahrbar, es fehlen nur noch die Airbag- und Autobraking-Systeme", so Peter Dahl von Carup.
Da das geistige Eigentum an dem Projekt sowie alle sechs Prototypen zum Verkauf stehen, gibt es Hoffnung für dieses interessante schwedische Projekt. In den richtigen Händen könnte es ein Comeback als stilvolles und sportliches Elektrofahrzeug unter einer anderen Marke feiern.
Aber danach sieht es bislang nicht aus. Polestar hat kürzlich einen Teil des ehemaligen Saab-Werks in Schweden übernommen. Das 15.000 Quadratmeter große Gebäude in Trollhattan, das zuvor von Saab und National Electric Vehicle Sweden (NEVS) für die Antriebsstrangentwicklung genutzt wurde, wird künftig von Polestar gemietet.
Wie die Automobilwoche berichtet, wird sich das neue Entwicklungszentrum in erster Linie auf die Antriebsstrangentwicklung für den Polestar 5 und den Polestar 6 konzentrieren. Darüber hinaus soll die Einrichtung für die Erprobung von Antriebssträngen, Elektromotoren und Batterien für die beiden Modelle genutzt werden.
Quelle: Saab Planet, Carup