Der italienische Nutzfahrzeughersteller Iveco (kurz für IndustrialVEhicles COrporation) zeigt seine Elektro-Palette. Dazu gehören die elektrische Sattelzugmaschine S-eWay (früher auch als Nikola Tre vermarktet) und der optimierte eDaily.
Der Iveco S-eWay (unser Titelbild) ist die Elektroversion des S-Way. Iveco bezeichnet die nun gezeigte Maschine als den ersten, komplett selbst hergestellten Elektro-Lkw. Die Maschine wurde ursprünglich von der Nikola Iveco Europe GmbH, einer Gemeinschaftsfirma zwischen Iveco und Nikola, in Ulm gebaut und als Nikola Tre vermarktet. Die europäische Version wurde im September 2022 auf der IAA Transportation gezeigt.
Die Sattelzugmaschine mit elektrischem 4x2-Antrieb hat einen Radstand von 4.021 Millimetern. Die zweimotorige Antriebsachse stammt von FPT Industrial, einer Schwesterfirma von Iveco. Sie hat eine Dauerleistung von 480 kW und ein Drehmoment von 1.800 Nm. Sechs Rekuperationsmodi tragen zur Maximierung der Effizienz bei und geben dem Fahrer mehr Kontrolle über das Verhalten des Antriebsstrangs.
Als Energiespeicher werden neun 82-kWh-Batterien eingesetzt, zusammen ergeben sich also 738 kWh. Alle Batterien sind im Fahrgestell untergebracht, ein "Batterie-Rucksack" hinter dem Fahrerhaus ist nicht erforderlich. Die Batterien sollen dank einem fortschrittlichen Thermomanagement bei Temperaturen von -30 bis +50 Grad funktionieren.
Damit sollen 500 Kilometer am Stück möglich sein. So soll sich der Elektro-Laster für Hub-to-Hub- und Hub-to-City-Einsatze eignen, ohne dass nachgeladen werden muss. Mit der 350-kW-Schnellladefunktion sind aber bei Bedarf auch längere Strecken möglich. Innerhalb von 90 Minuten soll man die Akkus damit auf 80 Prozent aufladen können. Zur IAA 2022 waren nur 175 kW möglich, und damit war die Ladedauer doppelt so lang (2h42).
Das Fahrerhaus bietet ein 12,8-Zoll-Fahrerdisplay, das nur die wichtigsten Informationen anzeigt, um die Person am Steuer nicht abzulenken. Dazu kommt ein 17-Zoll-Touchscreen. Die Benutzeroberfläche bietet große Symbole, die man leicht mit dem Finger treffen soll. Ein spezielles Lkw-Navigationssystem zeigt Routenbeschränkungen basierend auf Fahrzeuggewicht, Fahrzeugabmessungen und Gefahrgut-Klassifizierung an.

Schon von der bis 2019 gebauten, sechsten Generation des Iveco Daily gab es eine Elektroversion, damals noch mit einer Natrium-Nickelchlorid-Batterie (Zebra, Zero Emission Battery Research Activities). Vor einem Jahr folgte der Iveco eDaily auf Basis des Daily VII.
Für den Antrieb sorgt ein Elektromotor an der Hinterachse mit 140 kW und 400 Nm. Durch das modulare Batteriesystem konnte der Transporter bisher mit einer, zwei oder drei Batterien ausgestattet werden. Da jeder Akku 37 kWh hat, waren maximal 111 kWh möglich. Mit drei Batterien lag die Maximalreichweite bei 400 km, allerdings nur im Stadtverkehr.
Nun ist auch eine vierte Batterie möglich, womit sich die Speicherkapazität auf 148 kWh erhöht. Verfügbar ist diese Option für die 72C-Version, also die Variante mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7,2 Tonnen und einem Radstand von 5,10 Meter. Die Fahrgestell-Version, die mit drei Akkus 180 km schaffte, kommt mit vier Batterien nun bis 240 Kilometer weit.
Bisher konnte der eDaily maximal mit 80 kW geladen werden. Künftig vertragen die eDaily-Modelle mit drei und vier Batterien 115 kW. Damit soll sich in 20 Minuten Strom für 100 weitere Kilometer nachladen lassen, während dafür bisher 30 min nötig waren. Wie gehabt befindet sich der Ladeslot mittig im Kühlergrill. Bei den Fahrgestell-Versionen gibt es optional nun einen seitlichen Ladeanschluss.
Auch beim Nebenabtrieb (Power-take-off, PTO) gibt es eine Verbesserung. Bisher wurde eine elektrischer Nebenabtrieb (ePTO) mit 15 Leistung angeboten, nun gibt es einen 50-kW-Nebenabtrieb in zwei Varianten: mechanisch oder über einen Hochvolt-ePTO. Durch die Leistungssteigerung ist nun auch die Verwendung des eDaily mit Sinkschachtreinigern, Müllpressen, zur Brandbekämpfung, bei Winterdiensten und mehr möglich.
Der Iveco eDaily 42S mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 4,25 Tonnen lässt sich jetzt optional mit einer Luftfederung ausstatten und mit dem normalen Autoführerschein (Klasse B) fahren. Die Luftfederung ermöglicht das Absenken des eDaily zum Be- und Entladen und bietet dafür sogar eine Memory-Funktion.
Außerdem bietet der neue eDaily jetzt ein Instrumentendisplay und einen Touchscreen. Neu sind auch Smart-Routing-Funktionen, die über das neue Infotainment oder über die eDaily-Routing-App verfügbar sind. Damit kann man die Restreichweite abrufen, und das System gibt Empfehlungen, wann ein Zwischenladen erforderlich ist.
Quelle: Iveco (per E-Mail), Iveco zur IAA Transportation 2022, eDaily-Daten bei abz-Nutzfahrzeuge