Der C10 gehört zu den ersten Autos des chinesischen Herstellers Leapmotor auf dem deutschen Markt. Das Mittelklasse-SUV stand im Herbst 2023 auf der IAA und soll ab September bei uns erhältlich sein. Nun sind die ersten Video-Testberichte auf Englisch erschienen. Bevor wir den Neuling Ende September selbst testen, referieren wir hier, was die Kollegen zu dem Auto sagen.

Mit 4,73 Meter Länge und 1,68 Meter Höhe ist der Leapmotor C10 etwa so groß wie ein BMW iX3, ein Tesla Model Y oder Ford Mustang Mach-E. Der Wagen wird ausschließlich mit einem 170-kW-Elektromotor (320 Nm) im Heck angeboten – Allradversionen gibt es nicht. In China kann man eine Version kaufen, bei der der Strom von einem 1,6-Liter-Benziner erzeugt wird. Diese Range-Extender-Variante soll in Europa aber nicht angeboten werden. Alternativ gibt es in China zwei reine Elektroversionen mit verschieden großen Lithiumeisenphosphat-Batterien: 

  Leapmotor C10 Standard Range Leapmotor C10 Long Range
Antrieb RWD 170 kW, 320 Nm RWD 170 kW, 320 Nm
0-100 km/h 7,3 Sek. 7,3 Sek.
Akku 53 kWh (LFP) 70 kWh (LFP)
CLTC-Reichweite 410 km 530 km
WLTP-Reichweite k.A. (ca.350 km?)  420-450 km
Ladedauer (30-80%) 30 min 30 min

Getestet wurde der Wagen von zwei Youtube-Kanälen. Telescope (siehe Video oben) fuhr die batterieelektrische Variante mit dem größeren Akku, während Inside China Auto (ICA) die für Europa irrelevante Range-Extender-Version fuhr, sich aber auch zur BEV-Version äußert. 

Ob in Deutschland beide Versionen eingeführt werden, bleibt offen. Wegen der geringen Reichweite der Basisversion vermuten wir, dass es hierzulande nur die Long-Range-Variante geben wird. Stellantis gab die Reichweite des C10 offiziell mit 420 km nach WLTP an; das dürfte sich auf die Long-Range-Version beziehen. ICA nennt für die gehobene Version 450 km. Demnach könnte die Basisversion etwa 350 km schaffen. Unserer Ansicht nach reichen 350 km für ein Mittelklasse-SUV definitiv nicht aus, schon 450 km sind nicht üppig. 

Die Ladedauer mit Gleichstrom wird von ICA mit 30 min für den Ladehub von 30 bis 80 Prozent angegeben. Falls die 70 kWh die Nettokapazität sind, errechnet sich daraus eine Ladegeschwindigkeit von gerade mal 1,2 kWh/min. Für ein Stadtauto ist das okay, nicht jedoch auf langen Autobahnetappen. Unklar bleibt, ob das Auto in Europa einen CCS-Ladeport erhält.  

Beide Tester stufen das Auto als Familienauto mit viel Innenraum und guter Verarbeitung zu günstigen Preisen ein. Telescope nennt einen Nettopreis von 16.500 Euro, was in Deutschland etwa 20.000 Euro inklusive Mehrwertsteuer bedeuten würde, doch die deutschen Preise sind noch nicht bekannt.  

Leapmotor C10

Leapmotor C10: Das Cockpit mit einheitlich hellbrauner Ausstattung

Das Cockpit wird für seine Soft-Touch-Oberflächen gelobt, allerdings wirkt es offenbar durch die einheitliche Farbe etwas monoton. Innen gibt es einen 14,6-Zoll-Touchscreen mit einem guten Bediensystem und ein 10,25-Zoll-Instrumentendisplay im Querformat.

Tasten gibt es nur wenige, die Bedienung erfolgt praktisch ausschließlich über das Display. Der Getriebemodus (P, N, R,  D) wird über einen Lenkstockhebel aktiviert. Außerdem gibt es links am Lenkrad einen Hebel für Scheibenwischer und Licht. Geblinkt wird offenbar mit Knöpfen am Lenkrad. Bei unserem Test des Tesla Model 3 Facelift mit Knöpfen am Lenkrad fanden wir das bei verdrehtem Lenkrad im Kreisverkehr extrem schwierig.

ICA lobt die guten Sitze überschwänglich; sie sind weich, halten einen aber durch die stabilen Sitzwangen schön fest; zudem ist die Oberschenkelauflage genügend lang. Zudem zeigen die Videos weiche Kopfkissen an den Kopfstützen.

Bildergalerie: Leapmotor C10

Im Fond gibt es außergewöhnlich viel Platz, was chinesischen Vorlieben entspricht. Dadurch geriet allerdings der Kofferraum mit 370 Liter sehr klein. Zum Vergleich: In den iX3 passen 510 Liter, ins Model Y sogar 854 Liter. Zudem wird kritisiert, dass sich die Rücklehnen nur im Verhältnis 60 zu 40 umlegen lassen, nicht im Verhältnis 40:20:40.

Der Vortrieb ist offenbar angemessen, aber nicht sportlich – bei 170 kW und einer Sprintzeit von 7,3 Sekunden (laut CarNewsChina) auch nicht zu erwarten. Was das Fahrwerk angeht, so sind beide Tester zufrieden damit. Telescope berichtet, das Auto würde sich ähnlich straff fahren wie ein europäisches Auto à la VW ID.4, wäre weit von den traditionell weichen Fahrwerken chinesischer Autos entfernt. Wichtig auch: Das Auto soll volle fünf Sterne im EuroNCAP-Crashtest erzielen. Für Vertrauen bei der Kundschaft dürfte auch sorgen, dass Stellantis den Hersteller bei der Markteinführung unterstützt.     

Unter dem Strich

Der Leapmotor C10 scheint ein ordentlich gemachtes Mittelklasse-SUV mit gutem Fahrwerk, guter Qualität und viel Platz im Fond zu sein. Abstriche machen muss man beim Kofferraum, bei der Reichweite sowie dem Schnellladen. Mit 430 km bietet das Auto kaum mehr Reichweite als ein Opel Mokka Electric, aber natürlich viel mehr Platz. Demnach wäre der Wagen wohl prädestiniert als Familien-Taxi für die Stadt.

Der Rest ist eine Preisfrage. Mit 45.000 Euro wäre der Wagen wohl konkurrenzfähig. So viel kostet sowohl die Basisversion des Model Y mit 455 km Reichweite als auch die gehobene Version des elektrischen Mokka, die 407 km schafft. Ob wir mit unserer Preis-Vermutung recht haben, erfahren wir wohl spätestens im September.