Im dritten Quartal 2021 hat Tesla erneut einen Produktions- und Auslieferungsrekord aufgestellt: Fast 240.000 Autos wurden gebaut, so viel wie noch nie in einem einzigen Quartal. Und das trotz des globalen Mangels an Halbleitern, der die Auto-Produktion der meisten anderen Hersteller (wie zum Beispiel VW in Wolfsburg) gravierend einschränkt. Wie schafft Tesla das?

Die amerikanische Bank Morgan Stanley hat eine Erklärung, über die nun Teslarati berichtet. In einer Mitteilung an Investoren unter dem Titel "How Did Tesla Find Chips?" ist zu lesen, wie es Tesla gelang, Produktionsunterbrechungen zu vermeiden.

 

Die am leichtesten verständliche Lösung des Problems ist, dass Tesla zu den Autofirmen mit der größten vertikalen Integration gehört, das heißt mit der größten Fertigungstiefe. So produziert Tesla viele Teile selbst, darunter zum Beispiel die Sitze. Dieses Prinzip bestätigte Elon Musk selbst kürzlich in einem Tweet: 

 

Dieses Prinzip verfolgt Tesla auch bei den Chips, wie der Hersteller bereits bei der Telefonkonferenz zu den Finanzergebnissen des zweiten Quartals erklärte. Damals hieß es, dass Tesla die Chips, die auf dem Weltmarkt fehlen, einfach selbst produziert:

"Unser Team hat eine beispiellose Fähigkeit bewiesen, schnell zu reagieren und Produktionsunterbrechungen aufgrund von Halbleiterengpässen abzumildern. Unsere Elektro- und Firmware-Engineering-Teams arbeiten weiterhin hart daran, 19 neue Controller-Varianten als Reaktion auf die anhaltende Halbleiterknappheit zu entwerfen, zu entwickeln und zu validieren."

Die erwähnten Mikrocontroller sind Chips, die neben einem Prozessor auch Peripherie enthalten, zum Beispiel den Arbeitsspeicher – vermutlich verwendet Tesla den Begriff einfach als Synonym für Chips.

Beim Verständnis des zweiten Punkts ("Sophistication") half uns der Artikel von unserem US-Kollegen Steven Loveday. Tesla verwendet danach nicht ganz normale Feld-Wald-und-Wiesen-Chips, wie sie von den meisten Autoherstellern eingesetzt werden, sondern nur die mit der aktuellsten Technologie. Das heißt: Tesla muss nicht mit anderen Konzernen um die knappen normalen Chips konkurrieren.

Der dritte Punkt sind Verhandlungen: Die Fähigkeit, eigene Chips zu produzieren, verbessert die Position des US-Herstellers in Verhandlungen mit den Halbleiter-Herstellern.

Der vierte und letzte Punkt, Skaleneffekte, ist ebenfalls leicht zu verstehen: Tesla wächst immer noch schnell, so dass die Halbleiter-Hersteller Tesla trotz seiner geringen Größe zu den "strategischen" Kunden rechnet, wie Morgan Stanley schreibt.

Bisher ruht der Erfolg von Tesla auf nur zwei Autowerken, der Tesla Factory in Fremont (Kalifornien) und der Gigafactory 3 in Shanghai, wobei beide Werke wohl etwa gleich viel beisteuern:

 

Zwei weitere große Werke, die Gigafactory 4 in Grünheide und die Giga 5 in Texas, sollen bald in Betrieb gehen – vermutlich schon Ende 2021 oder Anfang 2022. Und dann könnte eine weitere Welle von Tesla-Autos auf den Markt rollen. Tesla-Spezialist Troy Teslike glaubt, im Gesamtjahr 2022 könnten es 1,3 Millionen Stück sein.