Das VW-Stammwerk in Wolfsburg hat noch nie eine so wenige Autos produziert wie in diesem Jahr. Die Corona-Pandemie und der Chipmangel verlangen ihren Tribut. Und da eine niedrige Auslastung immer auch Arbeitsplätze in Gefahr bringt, fordert Betriebsratschefin Daniela Cavallo nun, dass in Wolfsburg bald auch Elektroautos gebaut werden. Darüber berichtet nun die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Nach dem Zukunftspakt von 2016 waren mindestens 820.000 Autos pro Jahr geplant gewesen, vor der Pandemie wurde sogar eine Million als Ziel genannt. Doch im letzten Jahr wurden in Wolfsburg nicht einmal 500.000 Fahrzeuge gebaut, und 2021 sind die Zahlen noch niedriger. Zunächst behilft sich der Konzern mit Kurzarbeit, aber das ist keine Dauerlösung.
Am 12. November soll der VW-Aufsichtsrat die Investitionsplanung für die nächsten Jahre beschließen. Dabei wird auch entschieden, welches Werk welches Fahrzeug "bekommt", das heißt produzieren darf. Die meisten Elektroautos des Konzerns werden derzeit in Zwickau gebaut: VW ID.3 und ID.4, Cupra Born und Audi Q4 e-tron, bald auch der VW ID.5. Noch 2021 sollen in Sachsen sechs Elektroautos vom Band laufen, so VW. Mit dem sechsten Elektro-Modell könnte die Sportback-Version des Q4 e-tron gemeint sein.
Bisher werden in Wolfsburg der VW Golf, der VW Tiguan und der Seat Tarraco gebaut. Ab 2026 soll dort auch das Projekt Trinity produziert werden, ein neues VW-Flaggschiff mit Elektroantrieb auf Basis der neuen Scalable Systems Platform (SSP). Aber das reicht nicht, um das Werk auszulasten, so Cavallo. Schon ab 2024 müsse in Wolfsburg ein Elektroauto gebaut werden, und zwar ein "volumenfähiges Modell". In Frage käme vielleicht noch der VW Aero B, eine oft als Elektro-Passat bezeichnete Limousine auf Basis des MEB, die 2023 starten soll.
Konzernchef Herbert Diess will die VW-Werke zunächst effizienter machen. Im Tesla-Werk in Grünheide werden Elektroautos angeblich in zehn Stunden gebaut, während die VW-Fabrik in Zwickau dreimal so lange braucht. Die Angestellten antworten, die geringe Effizienz habe mit den Vorgaben des Managements zu tun, das die Variantenvielfalt verringern und die Produktionsabläufe besser organisieren müsse.
Betriebsratschefin Cavallo, die im Frühjahr auf Bernd Osterloh folgte, wird nun wohl auf einen Kompromiss dringen: Wolfsburg bekommt schneller sein Elektroauto, und dafür macht der Betriebsrat Zugeständnisse bei den Arbeitskosten.
Quelle: FAZ.net