Audi wollte schon die 2017 gestartete aktuelle A8-Generation autonom auf Level 3 fahren lassen, doch nun hat Konkurrent Mercedes die Nase vorne – mit dem Drive Pilot für die Ende 2020 eingeführte neue S-Klasse und den EQS.

Die weltweit erste Genehmigung für das (teil-)autonome Fahren auf SAE-Level 3 wurde am 2. Dezember vom deutschen Kraftfahrtbundesamt (KBA) erteilt. Genehmigt wurde ein automatisches Spurhaltesystem (Automated Lane Keeping System – ALKS), das bei Mercedes Drive Pilot heißt.

Schon in der ersten Jahreshälfte 2022 kann die S-Klasse damit ausgerüstet werden. Mit dem System kann man bei zäh fließendem Verkehr oder Stau auf der deutschen Autobahn bis 60 km/h hochautomatisiert fahren. Die Systemgenehmigung gilt international und auch für den Mercedes EQS.

Bei aktivem Drive Pilot kann man dann im Internet surfen, E-Mails schreiben oder einen Film ansehen. Man muss jedoch jederzeit bereit sein, das Steuer nach einer Warnung wieder zu übernehmen. Übernimmt man das Steuer nach der Übernahmeaufforderung nicht, wird das Auto automatisch bis zum Stillstand abgebremst.

Bildergalerie: Mercedes Drive Pilot in der S-Klasse (2021)

Die Bedien­elemente für den Drive Pilot sitzen im Lenkradkranz oberhalb der Daumenmulden rechts und links. Aktiviert man das System, regelt das System Geschwindigkeit und Abstand und führt das Fahrzeug innerhalb der Spur.

Zur Überwachung der Umgebung gehören ein Lidar-Sensor sowie eine Kamera in der Heckscheibe und Mikrophone, insbesondere zum Erkennen von Blaulicht und Sirenen von Einsatzfahrzeugen, sowie ein Nässesensor im Radkasten.

Mercedes S-Klasse (2021) Drive Pilot: Lidar im Grill
Der Lidar steckt im Grill

Hinzu kommen Navi-Daten sowie Informationen zu Unfällen oder Baustellen, die über eine Backend-Anbindung ins Fahrzeug gelangen. Darüber hinaus verfügt die S-Klasse mit Drive Pilot über redundante Lenk- und Bremssysteme sowie ein redundantes Bordnetz.

Mercedes S-Klasse (2021) Drive Pilot: Sensoren und redundant ausgelegte Systeme

Grundlage für die Genehmigung ist eine UN-Regelung, die die Sicherheitsanforderungen an Level-3-Systeme definiert. UN-R157 begrenzt die Nutzung derzeit noch auf autobahnähnliche Straßen und ein Tempo von maximal 60 km/h. Die Regelung ist erst Anfang 2021 in Kraft getreten. Seither kann sie in Europa umgesetzt werden.

Deutschland hat mit der Öffnung des Straßenverkehrsgesetzes für Level-3-Systeme schon im Jahr 2017 eine rechtliche Grundlage für die solche Systeme geschaffen. Danach hatte Audi geplant, den 2017 gestarteten A8 mit Level-3-Technik anzubieten, doch die Rechtslage war damals noch nicht ausreichend. Nun hat Konkurrent Mercedes mit der S-Klasse die Nase vorne.