Immer mehr Großstädte führen Umweltzonen ein und immer mehr Leute bestellen Waren im Internet: Diese zwei Trends brachten Renault Trucks und das französische Logistikunternehmen Geodis dazu, einen Elektro-Lkw für die Stadt entwickeln. 

Der 16-Tonner mit dem Projektnamen Oxygen ist für die Waren-Zustellung in der Innenstadt gedacht. Als Elektrofahrzeug soll er Emissionen und Lärm verringern, zudem ist den Projektpartnern die Sicherheit wichtig – schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgängerinnen, Fahrradfahrer etc. sollen besonders gut geschützt werden.

Für eine bessere Sicht auf die Umgebung sorgt eine abgesenkte Fahrerkabine und die große Windschutzscheibe. Dem gleichen Zweck dient ein 360-Grad-Kamerasystem. Kameras ersetzen auch die Außenspiegel. Auf der Beifahrerseite gibt es eine Tür, die sich seitlich öffnet – ähnlich wie bei Stadtbussen. Das verhindert das so genannte dooring, also das "Einfangen" von vorbeifahrenden Radlern mit der geöffneten Tür. Auf der Fahrerseite dagegen gibt es den Bildern nach eine normale Tür. 

Renault/Geodis Oxygen: Auf der Fahrerseite gibt es offenbar eine normale Tür. Gut zu sehen hier auch die Kameras, die die Außenspiegel ersetzen
Renault/Geodis Oxygen: Niedriger Ein- und Ausstieg auf der Beifahrerseite - mit einer Tür wie bei einem Stadtbus

Die Fahrerin oder der Fahrer kann also links wie rechts ein- und aussteigen. Die Einstiegshöhe soll deutlich niedriger sein als bei Diesel-Lastern. Um das Be- und Entladen in der Stadt zu vereinfachen, wird noch das Hinzuziehen eines Aufbauherstellers in Erwägung gezogen. Eine Vernetzung der Fahrzeuge soll eine Optimierung der Routen ermöglichen. 

Derzeit hat Renault offenbar nur Renderings von dem Lkw. Ein Prototyp soll aber bis Ende 2022 fertig gestellt werden. Ab 2023 folgt dann die Erprobung im Pariser Stadtverkehr. Wann die Serienfertigung beginnt, wurde noch nicht mitgeteilt.

Da es sich bei dem neuen Lkw um einen 16-Tonner handelt, und Renault Trucks mit dem D Z.E. bereits einen elektrisch angetriebenen 16-Tonner im Angebot hat, liegt die Vermutung nahe, dass Antrieb und Akkus von dort übernommen werden und nur das stadtfreundliche Drumherum neu entwickelt wird. Hier sind jedenfalls die technischen Daten des vorhandenen 16-Tonners, die wir der Website des Herstellers entnommen haben: 

Technische Daten des Renault Trucks D Z.E.

  • Antrieb: 1 E-Motor mit 185 kW (Dauerleistung 130 kW) und 425 Nm
  • Maximales Achsdrehmoment: 16 kNm
  • 2-Gang-Getriebe
  • Akku: Lithium-Ionen-Batterien von 200 bis 300 kWh
  • Vom Hersteller angegebene "reale" Reichweite: bis zu 300 km
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 16 Tonnen
  • Technisches Gesamtgewicht: 16,7 Tonnen
  • Verfügbare Radstände: 4.400 mm und 5.300 mm

Renault Trucks gehört nicht etwa zu Renault, sondern zu Volvo – Renault verkaufte seine Lkw-Sparte schon im Jahr 2001 an die Schweden. Dennoch gehört auch der Renault Master Z.E. noch zum Modellportfolio von Renault Trucks. Oberhalb des Master rangieren der erwähnte D Z.E. (16-Tonner) und der D Wide Z.E (26-Tonner). Insgesamt ergibt sich so eine komplette Palette von Elektrolastern im Bereich von 3,5 bis 26 Tonnen.

Renault Trucks Modellpalette: Master Z.E., D Z.E. und D Wide Z.E. (v.l.n.r)
Renault-Trucks-Palette: Master Z.E., D Z.E. und D Wide Z.E. (v.l.n.r)

Geodis, eine 80-prozentige Tochter der französischen Staatsbahn SCNF, will schon im kommenden Jahr (also 2023) 37 französische Städte klimaneutral beliefern. Bis 2030 will die Firma ihre CO2-Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren.