Reichweiten von 1.000 Kilometer und nur noch halb so hohe Kosten für die Batteriezellen: Das Start-up Our Next Energy (One) verspricht viel von seiner "anodenfreien" Batterie. Die Firma stellt nun die neueste Version ihrer so genannten Gemini-Batterie vor.

Durch den Wegfall der Anode sollen die Zellkosten in der Serienproduktion um 50 Dollar pro Kilowattstunde sinken. Das wären die versprochenen 50 Prozent gegenüber den derzeitigen Kosten, die bei schätzungsweise 100 bis 110 Dollar pro kWh liegen sollen, so Reuters.

Schon in vier Jahren will One mit der Produktion beginnen, und zwar in einem neuen 20-Gigawattstunden-Werk in den USA, so One-Chef Mujeeb Ijaz in einem Interview. "Unser Ziel ist es, die Gemini-Batterie im Jahr 2026 mit null Kobalt und 26 Prozent Nickel oder weniger auf den Markt zu bringen und Mangan als primäres Kathodenmaterial zu verwenden", sagte Ijaz.

Wenn das klappt, hätte es die Firma in nur sechs Jahren von der Unternehmensgründung bis zum Serienhersteller gebracht. Im folgenden Video erklärt Ijaz seine Vision und die Grundlagen der Gemini-Technik:  

Die hohe Reichweite kommt offenbar durch eine höhere Energiedichte der Zellen zustande. Wenn die übliche Graphit-Anode entfällt, spart man Platz und Gewicht. Aber natürlich muss eine Batteriezelle zwei Pole haben, also auch eine Anode besitzen, insofern ist "anodenfrei" vielleicht nicht ganz korrekt, wenn auch branchenüblich. Gemeint ist offenbar, dass auf das Graphit verzichtet wird. Es bleibt dann nur ein Metallkontakt, an dem sich die Lithium-Ionen entladen, wodurch dort metallisches Lithium aufwächst. Wenn wir richtig verstanden haben, ist eine anodenfreie Batterie also nichts anderes ein Lithium-Metall-Akku.

Auch andere Batteriehersteller entwickeln Lithium-Metall-Zellen. Die Besonderheit der Gemini-Batterie von One ist, dass sie Zellen mit zwei unterschiedlichen Chemien kombiniert, eine für kurze, alltägliche Fahrten und eine zweite für Langstrecken-Trips. Daher der Namen Gemini (Zwillinge).

Gemini-Batterie von One
Die Gemini-Batterie besteht aus zwei Teilen mit unterschiedlichen Zellen

Die Standardzellen in dem Gemini-Akku sind offenbar ganz normale LFP-Zellen mit Lithium-Eisenphosphat-Kathode und Graphitanode. Dazu kommen aber so genannte Range-Extender-Zellen, und die sind "anodenfrei".

An der Kathode kommen in der aktuellen Version noch normale NMC-Kathoden zum Einsatz. Doch das Ziel ist, den Nickelanteil zu verringern und ganz ohne Cobalt auszukommen. Langfristig will man sogar auf Nickel verzichten: "Es war mein langfristiges Bestreben, sowohl Nickel als auch Cobalt zu eliminieren", sagte Unternehmensgründer Ijaz. Nickel und Cobalt sind deutlich seltener und teurer als Mangan.

Dieses Tesla Model S mit einer Batterie von ONE schaffte 752 Meilen mit einer Batterieladung

Dass mit der Technologie von One große Reichweiten möglich sind, hat das Startup schon im Januar gezeigt: Damals schaffte ein Tesla Model S mit einer One-Batterie 752 Meilen (1.210 km) mit einer Ladung. Die Strecke wurde bei 55 mph (88 km/h) auf öffentlichen Straßen gefahren. Noch dieses Jahr will One nun einen Prototypen des BMW iX mit Gemini-Batterie vorstellen, der rund 1.000 km Reichweite hat. BMW gehört zu den One-Investoren.