Lange hat Tesla-Chef Elon Musk gesagt, er können nicht so viele Autos bauen wie er verkaufen könnte. Doch das hat sich inzwischen geändert. Die Zeichen mehren sich, dass Tesla inzwischen mehr produziert, als abgesetzt werden kann. Jüngstes Indiz: Teslas weltweiter Auftragsbestand hat sich im letzten halben Jahr offenbar dramatisch verkleinert.

Laut Troy Teslike, einer unserer besten Quellen für Tesla-Statistiken und -Prognosen, lag der Auftragsbestand zum 8. Dezember 2022 bei schätzungsweise 163.000. Damit ging die Zahl der bestellten, aber noch nicht ausgelieferten Autos in den letzten Monaten um rund zwei Drittel zurück. In der Zeit von März bis Juli hatte der Auftragsbestand noch über 470.000 Stück betragen. Zu dem Rückgang trug offenbar eine verbesserte Auslieferung bei; mehr Schiffe mit dem Model 3 und Y aus Shanghai kamen in Europa an:

 

Gleichzeitig steigert Tesla aber munter weiter die Produktion. So wird die Fertigung in Berlin-Grünheide und in der Gigafactory Texas immer weiter hochgefahren. Für beide Werke meldete Tesla Mitte Dezember neue Produktionsrekorde: Es wurden erstmals 3.000 Autos in einer Woche gefertigt.

 
 

3.000 Autos pro Woche entspricht etwa 150.000 Autos pro Jahr. Damit kommen im nächsten Jahr wohl mindestens 300.000 E-Autos aus den neuen Werken hinzu. Außerdem hat Tesla die Produktionskapazität in Shanghai im Sommer gesteigert.

Die Produktion steigt also, aber die Zahl der offenen Aufträge geht zurück: Das bedeutet, dass Tesla die Auslieferung nun besser im Griff hat. Es lässt aber auch darauf schließen, dass die Produktion die Nachfrage übersteigt. 

Eine weitere Tabelle von Troy Teslike zeigt die Wartezeiten für die einzelnen Modellvarianten. Sie sind inzwischen ziemlich kurz. So bekommt man in China alle Versionen von Model 3 und Y ohne nennenswerte Wartezeit (7 Tage). Lange warten muss man dort nur auf das Model S Plaid und Model X Plaid, die in den USA gefertigt werden.

 

In Amerika kommt man an viele Modelle schnell, so auch an das Model S Plaid und Model X Plaid. Nur die Long-Range-Varianten von Model 3, Y, S und X haben dort noch Wartezeiten von einem Monat oder länger. In Europa schließlich gibt es kein einziges Modell, das mit Wartezeiten von 7 Tagen geliefert wird, hier muss man auf alle Varianten 50 Tage oder länger warten, auf die Plaid-Autos sogar fast vier Monate – was im Vergleich zu vielen anderen Elektroautos allerdings immer noch kurz ist.

Kürzere Wartezeiten sind angenehm für die Kundschaft, aber für Tesla bedeuten sie, dass der Absatz nicht mehr mit der wachsenden Produktion mithält. Das führt dazu, dass Elon Musk inzwischen Rabatte in China und den USA bietet. In den USA erhält man inzwischen einen discount von 7.500 Dollar auf das Model 3 und Y, wie Reuters kurz vor Weihnachten berichtete. Die Nachrichtenagentur meldete auch, dass man in China derzeit beim Kauf bestimmter Modelle einen Rabatt und einen Versicherungszuschuss von umgerechnet zusammen etwa 1.350 Euro erhält.